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Kolumne

Allein auf der Doppel-Sechs

Mittwoch, 26. März 2014 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Wird das noch eng für Helmut Schmidt? Möglich wär´s. Man wird sehen. Später. Jetzt handle ich mir erstmal Ärger ein. Aber ordentlich. Vermute ich jedenfalls. Man wird mich Ignorant, Verräter oder sonst was schimpfen. Vielleicht droht mir auch wer Prügel an. Trotzdem. Man muss auch mal mutig sein. Ich bin kein Fan irgendeines Vereins, schaue aber gelegentlich Fußball. Im Fernsehen. Und wenn nicht gerade Jogis Buben den Patrioten in mir hervorkitzeln, sehe ich das Ganze entspannt, mit der Haltung, dass der Bessere gewinnen möge.

Wird das noch eng für Helmut Schmidt? Möglich wär´s. Man wird sehen. Später. Jetzt handle ich mir erstmal Ärger ein. Aber ordentlich. Vermute ich jedenfalls. Man wird mich Ignorant, Verräter oder sonst was schimpfen. Vielleicht droht mir auch wer Prügel an. Trotzdem. Man muss auch mal mutig sein. Ich bin kein Fan irgendeines Vereins, schaue aber gelegentlich Fußball. Im Fernsehen. Und wenn nicht gerade Jogis Buben den Patrioten in mir hervorkitzeln, sehe ich das Ganze entspannt, mit der Haltung, dass der Bessere gewinnen möge. Selbst wenn es die Bayern sind. Die Einstellung mag sportlich fair sein, ist aber meiner Erfahrung nach nicht weit verbreitet. Entweder finden meine Mitmenschen Fußball komplett doof oder sie brennen für irgendeinen Club. Kann ich nicht mit dienen. Weshalb ich dem Kampf ums rollende Leder, bzw. Plastik am liebsten auch allein zuschaue. Ich hab´s früher mal in Gemeinschaft (sogar draußen mit Public Viewing!) versucht, wo es ja angeblich am schönsten sein soll, hat aber nichts gebracht. Von Menschen umgeben, womöglich mit Fan-Artikeln am Leib, die bei jedem Ballkontakt ihres Clubs mir durch wüste Aufspringerei die Sicht versperren, unbedingt alles besser sehen als der „vollblinde“ Schiri und zwischendurch ihr fundiertes Hintergrundwissen aus Kicker und Express („Der is´ von der Rolle. Von dem is´ letzte Woche de Omma gestorben.“) in den Raum brüllen – das muss ich beim Fußball alles nicht haben. Vielleicht bin ich ja nur neidisch und wäre auch gern Fan, aber es ist mir nun mal nicht vergönnt. Kann man sowas lernen? Gibt´s da Workshops oder Kurse bei der VHS? Bis dahin schaue ich Fußball jedenfalls lieber in aller Ruhe vorm heimischen Fernseher.



 

Spitzenspitzenspiel!



 

Wobei ich allerdings die betrübliche Erfahrung gemacht habe, dass meine (mediale) Anwesenheit so einem Spiel meistens nicht gut tut. Wann immer ich erwartungsvoll einschalte, entwickelt sich auf dem Rasen ein belangloser Kick und ich gräme mich, mal wieder mindesten) 105 Minuten meiner immer knapper werdenden Lebenszeit (Daran leide ich seit der Geburt!) vergeudet zu haben. Lasse ich die Kiste zur Vermeidung einer neuerlichen Frusterfahrung aber aus, lese ich am nächsten Tag in den Gazetten, was das doch für ein mitreißendes Spiel gewesen sei. „Sagenhaft, Weltklasse!“, höre ich dann morgens in der Brötchenschlange und später noch zum Hering bei „Fisch Hembsch“ die Menschen schwärmen. Kurzum: Eigentlich mag ich diese Ballsportart, weiß, was Raute und Doppelsechs sind und halte den kleinen Andrés Iniesta noch immer für einen der Größten. Am vergangenen Montag habe ich mir die Partie Kaiserslautern gegen Köln angesehen. Spitzenspiel der 2. Liga, hatte ich gelesen. Und der FC dabei! Sogar in meinem Free-TV. Ach, dachte ich mir, da schaust du beim Zeitungslesen doch mal rein. Eine Haltung, bei der sich echte Anhänger natürlich die Haare raufen. Fußball, Kölsch und Frikadelle? Geht super. Aber Fußball und Zeitung? Ich weiß. Ist schändlich, aber nicht verboten. Die Partie endete 0:0. Was mich normalerweise nicht weiter stört. Auch wenn Tore das Salz in der Suppe sind, ich habe schon sensationelle torlose Remis gesehen. Doch was sich da auf dem traditionsübersättigten Betze tat, war einfach nur abgrundtief grottig. Eine Passgenauigkeit, die selbst beim Eishockey höher liegt, Stockfehler ohne Ende, von Pressing keine Spur und Defensivkünstler (Torwarte inklusive), die regelmäßig den Ball so sinn- wie humorlos nach vorn droschen.



 

Armes Rotkäppchen



 

So hab ich das seinerzeit mal in der Bezirksklasse gelernt. „Hau´ raus, das Ding!“, brüllte unser Übungsleiter da immer vom Spielfeldrand. Hauptsache weg, die Pille. Ist aber 40 Jahre her. Und das war jetzt also ein aktuelles Spitzenspiel der Zweiten Liga!? Wie mögen dann erst Kellerduelle aussehen? Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass da Profis agieren, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben, als den unfallfreien Umgang mit dem Ball zu üben. Und dafür auch noch fürstlich entlohnt werden. Also, wenn Architekten, Habammen und Elektriker so arbeiten würden… Aber was lese ich am nächsten Tag in der Zeitung? „Wir haben wirklich ein gutes Spiel gemacht“, freute sich FC-Coach Peter Stöger. „Ich bin sehr zufrieden und sehr stolz auf die Mannschaft.“ Hat er das wirklich so gesagt, am Ende auch gemeint und damit sogar richtig gelegen? Wie gesagt, ich habe, was das Niveau der Zweiten Liga angeht, keinen Überblick. Aber wenn das wirklich derart bodenlos sein sollte, ziehe ich alle verfügbaren Hüte vor unserem Rotkäppchen, das sich sowas Woche für Woche antut. Vielleicht war aber auch mein Fernseher kaputt oder der Herr Stöger hat sich nur schützend vor seine Jungs gestellt, wie sich das für echte Papis in der Öffentlichkeit nun mal gehört. Gleichwie: Nachdem die Truppe nun am Samstag daheim auch noch VfR Aalen (!) mit 0:0 gnadenlos weggeputzt hat, spielt der FC in der kommenden Saison ja sowieso in der 1. Liga. Mit dieser Mannschaft. Kann das wirklich irgendwer ernsthaft wollen? Oder gibt´s dann eine Kollekte im Dom, um Poldi noch mal zurückzuholen, der das mit Gottes Hilfe schon irgendwie regeln wird?



 

Geldnot in der U-Bahn



 

Jetzt habe ich meinen ganzen Platz wahrhaftig mit Fußball verplempert. Bleibt nur noch Raum für ein paar Pretiosen aus dem Leben eines Radiohörers: Zum Streik im Öffentlichen Dienst hieß es im WDR, dass die Straßenbahnen in Köln an diesem Tag in den Depots bleiben würden. Zusatz: „Auch die U-Bahnen fahren nicht.“ Hilfreiche Info, wo wir hier doch so ein riesiges, geschlossenes U-Bahn-Netz haben. Prozessbeginn gegen ein Bankräuber in Münster: „Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann aus Geldnot gehandelt hat.“ Also nicht aus Übermut, Langeweile oder sonstwie niederen Beweggründen. Gut zu wissen. Was mich doch irgendwie an die mehrere Millionen teure, von irgendeinem Einzelhandelsverband vor Jahren in Auftrag gegebene, Erhebung erinnert, die dem rätselhaften Phänomen auf die Spur kommen sollte, dass deutsche Verbraucher so zahlreich bei Discountern einkaufen. Ergebnis: Sie tun es der Preise wegen. Und was ist jetzt mit Helmut Schmidt? Nix. Geht ihm hoffentlich gut. Ich hab´ mich nur um ihn gesorgt, als ich gelesen habe, dass Menthol-Zigaretten ab 2020 in der EU nicht mehr verkauft werden dürfen. Der Mann ist erst 95. Aber weil er ja auch immer schon weise in die Zukunft geschaut hat, wird er wohl beizeiten ausreichend Stangen dieser Kuss-Frisch-Kippen einkellern. Würd´ ich doch auch so machen.  


 

Foto: Jörgen Schmitz/The Crusher/CC-BY-30

Text: Reinhard Lüke

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