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Gesellschaft

„Arm auf der Severinstraße“

Freitag, 1. Juni 2018 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

In Deutschland besitzen die 45 reichsten Haushalte so viel wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Der Durchschnitt der reichsten fünf Prozent hat ein Nettovermögen von jeweils 722.000 Euro. Die fünf Prozent reichsten Deutschen besitzen die Hälfte aller Wohnungen und Häuser. Der Durchschnittsdeutsche hat ein Vermögen in Höhe von 214.500 Euro, sagt die Bundesbank. 27,6 Prozent von uns besitzen nichts, haben Schulden, sind also im wahrsten Sinne des Wortes arm dran und haben im schlechtesten Fall noch nicht einmal eine Wohnung. „Arm auf der Severinstraße“ lautete der Titel einer Veranstaltung der Caritas im Vringstreff, bei der die bundesweiten Zahlen auf das Leben in unserem Veedel heruntergebrochen wurden. Grundlage war die Broschüre „Arm in Köln“, die die Caritas im vergangenen Jahr herausgegeben hat. Der Umgang mit Betteln und Armut steht im Mittelpunkt dieses Leitfadens. Etliche Südstädter*innen werden die Broschüre in den vergangenen Wochen wahrgenommen haben: Sie lag in 30 Geschäften aus, Mitglieder des Caritas-Kreises von St. Severin hatten sie verteilt. Thomas Zumstrull von der Caritaspastoral des Erzbistums, der mit seinem Kollegen Clemens Zahn die Moderation des Abends übernommen hatte, erklärte, warum man für die Verteilung die Severinstraße ausgewählt hatte: „Wir sind hier gut vernetzt über die Gemeinde. Hier ließen sich leicht Menschen finden, die mit der Broschüre in Geschäfte gehen. Die Ladeninhaber, so unsere Hoffnung, sollen als Multiplikatoren die Menschen im Viertel für den Umgang mit Armut sensibilisieren.“ Die IG Severinstraße, so Zumstrull, habe die Aktion ausdrücklich unterstützt.

Security vor den Geldautomaten

Im Statistischen Jahrbuch der Stadt liest man, dass zwischen fünf und zehn Prozent aller Bewohner von Alt- und Neustadt-Süd die Grundsicherung für Arbeitssuchende beziehen nach dem Sozialgesetzbuch II, sonst eigentlich nur Hartz IV genannt. Ein Flaschensammler in der Südstadt konnte vor zehn Jahren einen Tagesverdienst von 30 Euro verbuchen. Der harte Konkurrenzkampf zwischen immer mehr Sammlern hat die Einnahmen auf fünf Euro reduziert. Vor allem alte Menschen sieht man nach Einbruch der Dunkelheit in Mülleimern nach Verwertbarem oder Nahrungsmitteln stöbern. In der Facebook-Gruppe von „meine-suedstadt.de“ ist eine Diskussion über die Obdachlosen und Drogenkonsumenten auf dem Chlodwigplatz entbrannt.

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Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, der auch in den Vringstreff gekommen war, hatte mit einem Interview in der Kölnischen Rundschau im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt. Er hatte auf die Probleme mit oft stark alkoholisierten Menschen aus Osteuropa in der Innenstadt hingewiesen, deren Zahl in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen habe. Die Sparkasse am Chlodwigplatz hat für den Vorraum mit den Geldautomaten einen Wachdienst engagiert, der Obdachlose, die sich dort aufhalten, auffordert, zu verschwinden. Jutta Eggeling, Leiterin des Vringstreffs, wies darauf hin, dass die Mitarbeiter der Sparkasse morgens vor Betreten der Bank regelmäßig über Kot steigen und durch Urinpfützen laufen mussten. „Das ist unzumutbar. Kritik an dem, was Obdachlose tun, muss möglich sein.“

Armutsproblem ehrenamtlich nicht lösbar

Beate Rapp betreibt ein Wollgeschäft und einen DHL-Paketshop an der Goltsteinstraße. Sie hat zehn Broschüren in ihrem Laden verteilt. „Das war natürlich an der Grenze zu Marienburg besonders interessant. Meine Kunden haben die Broschüre interessiert mitgenommen. Manche haben sie draußen sofort durchgeblättert.“ Beate Rapp befürchtet, von den Themen, die die Broschüre aufgreift, in nicht allzu langer Zeit selbst betroffen sein zu können: „Ich wohne in dem letzten noch nicht luxussanierten Haus an der Rolandstraße.“ Dr. Ulrich Höver, Leiter des Bezirksamtes Innenstadt, sprang für einige wenige Hausbesitzer in die Bresche: „Ich habe jetzt mit einer Frau gesprochen, die hatte eine Brandschau in ihrem Haus. Anschließend hat man ihr Auflagen erteilt, die sie mit ihren finanziellen Möglichkeiten beim besten Willen nicht erfüllen konnte. Das ist ein Riesenproblem.“ Bezirksbürgermeister Hupke erklärte darüber hinaus, dass sich das Armutsproblem weder ehrenamtlich noch nur durch Lokalpolitik lösen lasse. Der Bezirksbürgermeister mahnte Problemlösungen aus Berlin und Brüssel an. Beate Rapp hat einen unheilvollen Trend in der Südstadt ausgemacht: „Noch vor fünf Jahren hatten wir hier eine gute Mischung. Jetzt haben wir einen schönen, aber nicht ganz billigen Wochenmarkt auf dem Chlodwigplatz, das Kochhaus und Security in der Sparkasse. Das gefällt mir nicht.“

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Ganzjährige Hilfe an der Vorgebirgstraße

Jutta Eggeling wies auf eine andere Veränderung hin. „Als ich 2002 hier anfing, sah man Menschen die Armut nicht an. Das ist heute anders.“ Im Vringstreff essen täglich 100 Menschen zu Mittag. Sie zahlen je nach ihren finanziellen Möglichkeiten. „Gemeinsames Essen fördert das Verständnis für den jeweils anderen“, weiß die Leiterin des Vringstreffs. Man nehme von jedem Geld für das Essen: „Das hat was mit Würde zu tun.“ Um die geht es auch Rainer Best vom Sozialdienst Katholischer Männer (SKM). Er erinnerte daran, dass sich in der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft an der Vorgebirgstraße was tut: „Im Winter von 2017 auf 2018 haben wir dort die Winterhilfe der Stadt untergebracht. Jetzt wird das Gebäude ertüchtigt, um dort eine ganzjährige Hilfe einzurichten.“

Text: Stefan Rahmann

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