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Kultur

Auch wenn die Beauty Hörner hat

Dienstag, 10. November 2015 | Text: Alida Pisu | Bild: Frank Domahs

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Schade, nicht mindestens vier Köpfe mit, sagen wir mal, zweiundvierzig Augen und fünfzehn Ohren zu haben. Sie passten hervorragend zum Geist dadaistischer Kunst und ließen sich prima nutzen, um all das simultan ablaufende Geschehen auf der Bühne und im Zuschauerraum zu verfolgen. Was heißt Zuschauerraum, alles ist Bühne bei „DerDieDadas“, der jüngsten Produktion des „Theater Monteure“, die im Bürgerhaus Stollwerck Premiere hatte. Und auch die Zuschauer, die auf Pappkartons vergnügt dem munter-sinnfreien Treiben zusehen, können  jederzeit einen Part im Spiel übernehmen. So sie denn wollen. Was aber gar keine Frage ist, denn es ist unmöglich, nicht mitzumachen. Wenn es ums Trommeln geht, ums Singen, ums Staunen über den Verzicht auf Logik und den plötzlich geweiteten Blick auf das, was frei gesetzt wird, wenn wir „neu“ erfinden.

Oder auch neu komponieren. Zum Beispiel Worte wie „Ochsenspatz, Giraffenigel, Kamelente, Tagtigall, Gänseschmalzblume…“ Wie die wohl aussehen mögen? Und darunter kann man sich ja auch noch etwas vorstellen, aber bei einem Lautgedicht, das Sprache aufbricht und Worte ihrer Bedeutung beraubt, zählen nur noch Klang und Rhythmus. Da versagen alle Denkmuster, alles Wissen hat ein Ende und das sprachlich Überlieferte wird hinterfragt. Auf eine erfrischend spielerische Weise.
Faszinierend zu sehen, wie die Akteure ihre einzelnen Szenen entwickeln. Da stellt eine Akteurin Köpfe von Kasperle-Theaterpuppen auf einen Karton. Der Karton wandelt sich zum Schachbrett, die Puppenköpfe zu Schachfiguren, mit denen sie Schach spielt. Dabei wird sie von den anderen Akteuren beobachtet, die sich Puppenköpfe aussuchen und mit ihnen durch den Raum gehen, sie den Zuschauern zeigen: „What a beauty.“ Auch wenn die Beauty Hörner hat und gar teuflisch aussieht, doch wer bestimmt denn, was Schönheit ist? Heidi Klum oder das Auge des Betrachters?

Herrlich auch die Akrobatin auf der Bühne, deren Requisit, ein schultütenartiger Karton, vom Megaphon in der Hand zum Hut auf dem Kopf avanciert und schließlich, während sie die Pose der Freiheitsstatue einnimmt, als Fackel ein Fanal setzt. Mit einfachstem Mittel aber größtem Können die Phantasie anzuregen, das ist Kunst!

 

„Dadaist sein, heißt, sich von den Dingen werfen lassen…“ / Foto: Frank Domahs

Und die beherrscht das „Theater Monteure“. Allein an der Bühne (wie schon erwähnt: alles ist Bühne!), kann man sich nicht satt sehen. Auf der Bühne steht eine Art spanischer Wand, im Zuschauerbereich ebenso. Da bestaunt man Schattenspiele auf den mit transparentem Material bespannten Wänden, dahinter wird getrommelt, gleichzeitig läuft ein Mann wie blind mit einem Pappkarton herum. Da wird gesungen, getanzt, da wird der Hausmeister zum Doppelten Lottchen. Und klar, was passiert, wenn das Doppelte Lottchen ankündigt: „Wir singen euch jetzt etwas vor und ihr singt NICHT mit!“ Logisch, dass das Auditorium begeistert mit einstimmt in „Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann…“ Vielleicht das einzig Logische an dieser so sinnlichen und die Sinne anregenden Performance.

Nicht nur die Sinne, auch die Lust, selbst kreativ zu werden, Gewissheiten über den Haufen zu werfen und neue Sicht- und neue Verhaltensweisen zu wagen. Mit ganz viel Spaß an der Freud. Und an dem, was draus wird, wenn man es ausprobiert.
Bleibt noch zu anzumerken, dass die Inszenierung zu dem kühnen Ruf ermuntert: „Ich will ein Dadaist sein!“ Im Sinne des „Dadaistischen Manifestes“, 1918 von Richard Huelsenbeck verfasst. „Dadaist sein, heißt, sich von den Dingen werfen lassen, gegen jede Sedimentsbildung sein, ein Moment auf einem Stuhl gesessen, heißt, das Leben in Gefahr gebracht haben (Mr. Wengs zog schon den Revolver aus der Hosentasche). Ein Gewebe zerreißt sich unter der Hand, man sagt ja zu einem Leben, das durch Verneinung höher will. Ja-sagen, Nein-sagen: das gewaltige Hokuspokus des Daseins beschwingt die Nerven des echten Dadaisten —so liegt er, so jagt er, so radelt er —halb Pantagruel, halb Franziskus und lacht und lacht.“

Wer sich zum Dadaisten berufen fühlt oder einfach nur lachen, mit großen Augen über Unerwartetes, Ungesehenes und Ungehörtes staunen möchte, dem sei das dadaistische Schau-Spiel „DerDieDadas“ wärmstens empfohlen. Das Publikum jedenfalls dankt dem Ensemble mit ebenso herzlichem wie begeistertem Applaus.

 

 

„DerDieDadas“ für Erwachsene ab 2 Jahren, eine Produktion des Theater Monteure
Idee und Raum: Joachim von der Heiden, Tanz: Judith Nüßler, Musik: Thomas Marey. Spiel: Karoline von Lüdinghausen, Andrea Lucas, Joachim von der Heiden.
Termine: 10., 11. November 2015. 19., 20., 21., 22. Mai 2016
Bürgerhaus Stollwerck, Dreikönigenstraße 23, 50678 Köln

 
 

Text: Alida Pisu

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