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Kultur

Ballettschule im Veedel: „Wir fliehen in die Welt, die wir erschaffen“

Donnerstag, 11. Juli 2019 | Text: Alida Pisu | Bild: CODA

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Im Juli wird die Ballettschule CODA (Centre of Dance Arts) an den Barbarossaplatz ziehen, weil die Räumlichkeiten in der Elsaßstraße nicht mehr genügend Platz bieten. Vor dem Umzug stand aber noch die Jubiäums-Produktion „Wir fliehen in die Welt, die wir erschaffen“ auf dem Programm des Comedia Theaters. Ich habe mir das „Abschiedsgeschenk“ an die Südstadt angesehen und war sehr beeindruckt, wie expressiv und leidenschaftlich die Ballettschüler/innen das Stück gestaltet haben. Inhaltlich thematisieren sie sowohl die Schönheit als auch die Zerstörung der Natur, die Verformung des Menschen in einem totalitären Regime, aber auch Visionen, wie eine Welt außerhalb unserer eigenen aussehen könnte.

Die Bilder, die die kleinen und großen Tänzer/innen erschaffen, sind teils sehr zart, teils regelrecht brutal. In der Szene „Changing seasons“ beispielsweise sieht man Vögel, die mit dem Frühling erwachen, man hört ihr Zwitschern, das uns alljährlich den Frühling verkündet. Glücklicherweise hat sich ja bis heute nicht bewahrheitet, was die amerikanische Biologin Rachel Carson in ihrem Bestseller „Der stumme Frühling“ 1962 vorhergesagt hat: dass es eine Zeit geben wird, in der die Vögel nicht mehr singen, weil der Mensch die Erde zu stark zerstört hat. Es ist sehr berührend, mit den Vögeln durch die Jahreszeiten zu ziehen, sie ihre Nester bauen zu sehen und um sie zu zittern, wenn sie den Stürmen des Winters ausgesetzt sind. Die Schönheit der Natur zu zeigen, macht Sinn: was schön ist, schätzt der Mensch (hoffentlich!) und erkennt es als schützenswert.

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Eine der unter die Haut gehendsten Szenen ist „Ein Platz des Himmlischen“, die Ereignisse in China kommentiert. Unvergessen ist das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking, auf dem Panzer die Demokratie blutig niederwalzten. Die Leiterin der Ballettschule und Choreographin Annie Rogers hat das Ensemble in weiße Uniformen gesteckt, die an den Mao-Anzug erinnern. Wenn die Tänzer/innen dann mit Mundschutz (Maulkorb oder Schutz vor der extremen Luftverschmutzung?) mit ihren roten Fächern, die sie kunstvoll handhaben, tanzen, denkt man nur noch: „Wow, ist das grandios!“ Wie überhaupt alle Choreograhien perfekt inszeniert, auf die Musik und die Multi-Media-Schau, die adäquate Bilder zum Bühnengeschehen liefert, abgestimmt sind. In der Schlussszene sieht man im Hintergrund Probenbilder: ohne harte Arbeit, ohne das Fließen von Schweiß, ohne volle Konzentration wäre diese Inszenierung nicht so packend geworden, wie sie ist. Voller Anmut und Grazie, voller Power und Phantasie. Man kann nur hoffen, dass die Schule auch in Zukunft ihre Aufführungen in der Comedia präsentieren wird.

Ich nutze die Möglichkeit, Annie Rogers noch einige Fragen zu stellen.

Frau Rogers, Sie leiten die Ballettschule seit 10 Jahren. Mit welcher Intention sind Sie an die Inszenierung gegangen?

Bei dem Stück hatte ich von Anfang an vor, mich der Zukunft unserer Schöpfung zu widmen. Alle unsere Produktionen haben damit zu tun, dass wir Verantwortung tragen müssen. Damit ging die Reise los: wie sieht unser Planet aus? Wo ist es fünf vor zwölf? Was ist illusorisch und was ist nicht mehr änderbar?

Wir haben all diese Fragen in den Raum gestellt. Ich wollte nicht Utopia für die Kinder, aber ich wollte unsere Kinder stärken, ihre Umwelt und die Schöpfung zu schützen und zwar von klein auf. Das beginnt mit simplen Fragen: wie wächst eine Blume, bis hin zum Verständnis der Natur aus Sicht der Kinder, um dadurch eine Wertschätzung zu erreichen.

Ihre Schüler/innen sind im Alter von…

Drei bis sechzig Jahren. Wir versuchen, schon den Geist der kleinen Kinder zu inspirieren, auch ihr Denkvermögen, ihre Selbstständigkeit zu verstärken. Darstellende Künste wie zum Beispiel das Theater bieten ein Podium zum Dialog für viele Menschen. Das Theater bietet eine Kommunikationsplattform. Wenn Kinder etwas zu sagen haben und sie kommunizieren können, werden sie positiv bestärkt. Dabei geht es darum, eigene Ansichten in der Öffentlichkeit zu vertreten, aber auch andere Meinungen zu respektieren. Wir erreichen so viele positive Momente in unserer Arbeit. Alleine dadurch, dass hier mehrere Generationen aufeinander treffen, lernen sie Toleranz. Diese soziale Kompetenz wächst in den Produktionen.

Wie entstehen diese Produktionen?

Für mich ist wichtig zu erkennen, mit welchem Menschen ich es zu tun habe. Was macht sie aus und wie sind sie durch ihr Umfeld geprägt? Und ich höre gut zu, was die Kinder schulisch beschäftigt. Fridays for future – wie können wir die Kinder dabei unterstützen? In der neuen Produktion „Wir fliehen in die Welt, die wir erschaffen“, vereinen wir alle Themen, die jetzt aktuell sind. Zum Beispiel die europäische Brexit-Problematik, das heißt, die Entscheidung der Engländer: raus oder rein. Wenn sich eine Idee entwickelt, diskutieren wir in kleiner Runde und setzen das dann in einer größeren Runde fort, um offen zu bleiben. Wie groß die Runde ist, hängt davon ab, wie groß die Intensität und die Bereitschaft zur Mitarbeit sind.

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Wie arbeiten Sie mit den Kindern?

Stichwort Klimawandel. Ich habe den Kindern Bilder und Kurzfilme von der Antarktis gezeigt. Wir haben hohe Emissionswerte und wenn die Antarktis davon schmilzt, steigt der Meeresspiegel dramatisch an. Die Kinder sollen die Zusammenhänge begreifen. Im Ergebnis entsteht daraus ein Umweltbewusstsein. Wenn ihnen dann auffällt, dass das Licht noch an ist und sie es ausmachen, haben wir schon viel erreicht.

Die Kinder fangen also an mitzudenken?

Ja. Das Eis schmilzt und bricht, das führt zu einem gigantischen Tsunami, der Lebensraum nimmt. Die Wahrnehmung der Kinder ist sehr subtil. Das Foto eines Tsunami hat sie emotional getroffen. Sie wollten, dass die Menschen, die es nicht geschafft haben, mit Würde beerdigt werden. Und sie haben darüber diskutiert, dass Leben genommen wurde, ohne dass es hätte sein müssen. Sie sehen aber auch, mit welcher Anstrengung die Thailänder ihr Land wieder aufbauen und fragten mich: „Warum helfen wir ihnen nicht, dass sie im Landesinneren leben? So dass sie, selbst wenn ein Tsunami kommt, nicht mittelbar an diesem Ozean leben.“ Gute Fragen!

Sind denn kleine Kinder schon dazu in der Lage, diese Sachverhalte zu begreifen?

Bei dem Tsunami habe ich nicht gesagt, dass da eine gigantische Welle kommt. Für die Vierjährigen habe ich das spielerisch umgesetzt. Es gab rege Diskussionen zwischen den Altersgruppen. Dabei beteiligen sich dann selbst die ganz Kleinen und korrigieren zuweilen: „Das ist so nicht richtig, da habt ihr nicht aufgepasst.“ So lernen alle voneinander und tragen Verantwortung. Wenn wir das können, dann können wir eine ganze Menge für unsere Welt tun.

Das ist ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für das Gespräch!

Text: Alida Pisu

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