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Kultur

„Wir spielen alle sehr solistisch“:

Dienstag, 6. März 2012 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

100 Minuten exzellentes Theater im FWT.

Licht aus, Scheinwerfer an, Gitarrenmusik. Ein Geschäftsmann tritt auf, er ist Banker, Broker, eben einer von der Börse. Der Mann steht vor einer silbernen Jalousie, rechts und links davon rechteckige Metall-Elemente mit unterschiedlich großen Löchern. „Einschusslöcher“, denke ich. Der Mann auf der Bühne schwadroniert über Aktienkurse, über das Geschäft mit dem Geld. Das klingt so: „Optionen vergrößern die Kraft des Geldes wie ein Hebel. Das macht Optionen so attraktiv – und so gefährlich.“ Der Mann heißt Jasper Lüdemann (gespielt von Valentin Stroh), arbeitet als Deutscher in Chicago bei „Rutherford&Gold“ und wird gleich einen Börsencrash auslösen: Nicht zuletzt darum heißt das Stück „Das war ich nicht“ – so wie der Roman von Kristof Magnusson, der  die Vorlage liefert. Kurzbilanz des Abends im „Freien Werkstatt Theater“: Ungewöhnlich, spannend, sehenswert.

„Das war ich nicht“ ist eine Dreiecksgeschichte, die dem traditionellen Modell der Liebeskette aus dem antiken Drama folgt. Die Übersetzerin Meike Urbanski (Madeleine Niesche) ist auf der Suche nach dem Schriftsteller Henry LaMarck (Bernd Rieser), der eine Schreibblockade hat. LaMarck entdeckt per Zufall ein Foto von Jasper Lüdemann und glaubt, in ihm den idealen Charakter für seinen Roman zu finden („verzweifelter Banker“). Und Jasper steckt Meike heimlich sein Blackberry in die Manteltasche, als die in Chicago eintrifft und sich die beiden kurz begegnen (kleiner Regiefehler: Meike zieht das Blackberry später aus ihrer Handtasche). Besagte Kette sieht so aus: Meike ? Henry ? Jasper ? Meike. Womit sich der Kreis schließt.

Das Stück ist kein Theaterstück. Es ist nicht das, was der Zuschauer erwartet, also eine Handlung, die sich durch den Dialog der Charaktere entfaltet. Nein, es ist ein erzählter Roman, eine szenische Lesung. Die drei Personen berichten durchweg in der Vergangenheit, im Präteritum von ihrem Leben (Ich kam, ich ging, ich tat dies und das). Sie wechseln sich ab mit den Geschichten über ihr Schicksal, ihre Biographie, ihre Schwierigkeiten und ihre Vorhaben. „Wir spielen alle sehr solistisch“, sagt Bernd Rieser hinterher im Gespräch mit „Meine Südstadt“. „Man muss wirklich alles aus sich selbst heraus kreieren. Wir waren anfangs schon ab und zu etwas verzweifelt“ (er lacht). Valentin Stroh pflichtet ihm bei: „In der Form habe ich sowas noch nie gespielt“. Und Madeleine Niesche ergänzt, ebenfalls mit einem Lächeln: „Da fragt man sich schon mal, ob man auch das Richtige tut.“

Aber genau das tun die drei auf der Bühne: das Richtige. Sie erzählen so anschaulich, unterlegt von Gestik und Mimik, dass die Räume, in denen sie sich bewegen, vor dem inneren Auge des Zuschauers entstehen: das Büro des Börsenmaklers mit den Bildschirmen, die Hotel-Suite des Schriftstellers, das Landhaus der Übersetzerin (inklusive der Axt zum Holzhacken). Erst im Verlauf des Stücks mischen sich einige Dialoge in das Geschehen, es überwiegt aber bis zum Schluss die distanzierende Erzähl-Perspektive aus dem Präteritum. Das Theater als Hörspiel: Das klingt wie eine Kritik, ist aber ein Lob für die schauspielerische Leistung der drei auf der Bühne. Weil es dort nur besagte Jalousien und Metall-Elemente mit Einschusslöchern gibt, müssen sie für das Publikum tatsächlich alle Räume selbst erschaffen. Kompliment, denn das funktioniert, auch weil Christoph Wedi (Licht und Vorstellungstechnik) das Ganze mit klaren Beleuchtungskegeln zusätzlich strukturiert.

Madeleine Niesche, Bernd Rieser und Valentin Stroh./ Foto: Meyer Originals.

 

Die Handlung nimmt ihren Lauf: Jasper verzockt sich und macht Millionenverluste, Meike macht sich frustriert auf den Heimweg nach Deutschland, weil der Schriftsteller sie mehr oder weniger hinauswirft. Und der Schriftsteller verliert sein ganzes Geld, weil die Bank wegen Jaspers Geschäften pleite geht. Doch alles nimmt eine wunderbare, elegante und ganz und gar unerwartete Wendung. Verraten sei hier nur: Eine frustrierte Übersetzerin, ein launischer Bestseller-Autor und ein hektischer Banker begegnen sich auf dem Flughafen Frankfurt/Hahn wieder und machen sich zu dritt auf den Weg Richtung Nordsee. Gitarrenmusik, Jalousie, Scheinwerfer aus,. Prädikat: Unbedingt ansehen.

„Das war ich nicht“ wird im „Freien Werkstatt Theater“ noch am 10., 16. und 17. März gespielt. Alles Infos hier: www.fwt-koeln.de

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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