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Kultur

Berlinale-Süd #9 – Chinesische Goldbären – das Berlinale-Lexikon 2014

Sonntag, 16. Februar 2014 | Text: Gastbeitrag | Bild: J.C.Schillmöller

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Zehn Tage bin ich eingetaucht in das Berlinale-Berlin, zusammen mit Kollegin und Freundin Kathrin – Filme, Empfänge, Schlangestehen, Taxifahren, Filme, Empfänge, Schlangestehen, Taxifahren und zwischendurch oder nebenher mal was essen, kurz zur Besinnung kommen und schon wieder schreiben – über Filme, Empfänge, Schlangestehen, Taxifahren…

Hier unser letzter Bericht vom glamourösen Filmfest(ival) in der Hauptstadt.

 

Die Preise
Großer Gewinner in diesem Jahr: der „Goldene Bär“. Er geht an den chinesischen Film „Bai Ri Yan Huo“, „Schwarze Kohle, dünnes Eis“ von Diao Yinan (das war der Krimi, den wir Donnerstag gesehen hatten). Auch Hauptdarsteller Liao Fan wird geehrt – er bekommt den Silbernen Bären. Beste Hauptdarstellerin ist die Japanerin Haru Kuroki („Das kleine Haus“). Und einige der übrigen Silbernen Bärengehen an: Regie für Richard Linklater („Boyhood“), Drehbuch für Dietrich und Anna Brüggemann („Kreuzweg“). Und der Große Preis der Jury: „Grand Budapest Hotel“ (Wes Anderson).
 
Das Publikum
Auf der Straße und in der S- und U-Bahn zu erkennen an der – in diesem Jahr grauen – Berlinale-Tasche. Viele haben aber auch Modelle füheren Jahren dabei. Oft Unterhaltungen nicht abgeneigt, schließlich hat man in den vergangenen Tagen Ähnliches erlebt – Schlange stehen, Filme gucken – und in der nächsten Warteschlange Zeit, sich darüber auszutauschen. Akkreditierte Festivalbesucher – erkennbar am Badge um den Hals – pflegen meist einen schnelleren Rhythmus: zehn Minuten erster Film, Kinowechsel, nächster Film. Et cetera. Außerdem wichtig: ein – meist handgeschriebener Plan mit allen Will-ich-sehen-Filmen nebst Anfangszeit und -ort. Am Ende der Woche fast unleserlich, weil abgegriffen und immer wieder korrigiert.
 
Taxi, Taxi
Der Luxus, der die Berlinale-Woche entschleunigt. Ist gar nicht so teuer, und viel öfter als in Köln erwischt man hier ein „Original“ als Fahrer – also jemanden, der dem Klischee entspricht: starker Dialekt, offene Worte. Einer sagt uns, dass die Berlinale keine erheblichen Mehreinnahmen mit sich bringe, anders als eine Messe. Das liege daran, dass all jene, die hin- und hergefahren werden müssten (Regisseure, Schauspieler etc.) einen eigenen Shuttle-Service hätten. Und wir erfahren: Noch immer gilt das Berghain als einer der wichtigsten Clubs der Stadt, bei dem niemand vorher weiß, ob er/sie hineinkommt. Unvergessen: Nächtliches Heimfahren mit Panorama-Blicken.
 
Schlange stehen
Am besten mit Getränk und Taschen-Buch (in der Tasche). Bis auf den Berlinale-Palast werden alle Tickets mit „freier Platzwahl“ verkauft. Die Schlange – im CineStar gern mal den Gang entlang bis zur Treppe und vor dem Friedrichstadtpalast bis zur nächsten Straßenecke – besteht aus Ticket-Inhabern, die während des Wartens ihren Schlachtplan entwerfen, um drinnen die besten Plätze zu ergattern. Unterhaltungsfetzen: „´Nymphomaniac` ist gar kein Porno.“ „Lars-von-Trier-Filme versteh´ ich von Mal zu Mal weniger.“ „Das war doch grad´ der Schauspieler“ – „Welcher?“ „Du hast die Karten, oder?“ Wenn die Tür zum Saal aufgeht, wird gedrängelt, stellenweise unter Einsatz der Ellenbogen – und dann ist plötzlich wieder viel Zeit, die Profis packen das Buch aus und beginnen zu lesen. Denn bis der Film beginnt, dauert es mindestens noch eine halbe Stunde.
 
Beinfreiheit
Oh je. Der Friedrichstadtpalast kann bei Körpergröße 1,84 Meter sehr grausam sein. Denn dort sind nicht nur die Klappsitze betagt, dort gibt es auch null Beinfreiheit. Je länger und langweiliger ein Film, desto stärker bekommt man das zu spüren. Die Ausnahme: eine einzige Reihe im Parkett, vor der ein Gang verläuft. Toll dagegen das Kino „Toni“ in Weißensee mit erstaunlich viel Platz zum Räkeln. Und noch mehr Platz gibt es im Cubix am Alexanderplatz und im Cinestar am Potsdamer Platz. Tipp: „Berlinale goes Kiez“ gibt einem nicht nur die Möglichkeit, jede Form von Beinfreiheit zu testen, sondern neben den klassischen Berlinale-Spielorten auch Festivalfilme in kleinen Stadtteilkinos zu sehen. Lohnt sich sehr.
 
Catering
Es geht einfach nichts über die Currywurst, schon gar nicht nach einem kopflastigen, anstrengenden Film mit Untertiteln. Einsamer Favorit noch immer: „Curry 36“ am Mehringdamm in Kreuzberg – wo es inzwischen auch „Bio“-Currywürste gibt, und zwar wahlweise mit und ohne Darm. Guter Tipp außerdem: die „Schwarzwaldstuben“. Gutes Schnitzel, gutes Pils, nette Brauhaus-Stimmung zum Runterkommen nach Geballer und Gekreische auf der Leinwand. Ansonsten Selbstverpflegung: Brot vom Sarah-Wiener-Bäcker, Müsli mit Obst (vorzugsweise frische Granatäpfel) und einmal sogar selbst gekocht, Kathrins Kochbuch sei Dank.
 
Glamour
Jeder einzelne Film hat seinen kleinen Glamour-Faktor wegen des Sponsoren-Trailers mit dem Bären, der sich aus den Lichtpunkten eines explodierenden Feuerwerks zusammensetzt, immer wieder toll anzusehen (http://www.berlinale.de/de/im_fokus/trailer/index.html). Glamour von außen verspricht der Friedrichstadtpalast, der abends besonders schön funkelt und glitzert. Ganz vorne aber liegt der Berlinale-Palast am Potsdamer Platz. Dort fahren sogar die Limousinen mit den Stars auf rotem Teppich, dort warten die meisten Autogrammjäger, dort finden die meisten Weltpremieren statt, dorthin kommen die großen Namen, deren großformatige Fotos mit Original-Unterschrift auf jeder Etage hängen: George Clooney, Ken Loach, Léa Seydoux, die Liste ist lang. Eine Parallelwelt, eine Scheinwelt zweifelsohne, gespickt mit Scheinwerfern und Stretch-Limousinen – aber für zwei Stunden ist das mal ganz schön.
 
Die Sprachen
Allein im Wettbewerb acht verschiedene, neben Englisch und Französisch unter anderem Japanisch, Norwegisch und Tschetschenisch. Fast alle Filme laufen mit Untertiteln, mindestens Englisch, oft zusätzlich auch auf Deutsch. Für das deutsche Publikum amüsant: die englischen Untertitel bei deutschen Filmen wie „Die geliebten Schwestern“. Oder Mandarin: Was der Protagonist sagt, sind zwei Worte – die Übersetzung ist eine ganze Zeile lang. Ohne Voice-Over wirken fast alle Filme unmittelbarer. Und um ein Gefühl für eine fremde Sprache zu bekommen, ist die Berlinale nahezu ideal.
 
Finale
Was für ein Kino: Der Zoo-Palast. Lange Jahre der Haupt-Spielort der Berlinale, dann geschlossen und renoviert – und jetzt wieder geöffnet. Für uns der Abschluss des Festivals im großen Saal 1 mit 800 Plätzen und toller Akustik. Wir schauen „Things People Do“ von Saar Klein: Eigentlich nur gebucht, um auch den Zoo-Palast noch zu erleben, stellt sich heraus: Das ist ein super Film über einen Familienvater, der arbeitslos wird und mit kleinen Raubüberfällen das nötige Geld besorgt. Schön, dass der Film immer wieder Zeit hat für langsamere Bilder, z.B. das Spiel des Lichtes im Wasser des Pools. Unser Finale: ein kraftvoller Film, eine gute Geschichte, ein toller Schauspieler Wes Bentley. Die Bilanz am Ende: 13 Filme in 8 Tagen.

 

 

 

Die Autoren:

Die Autorin Kathrin Baumhöfer wohnt in der Südstadt, hat aber immer noch einen Koffer in Berlin, wo sie mehrere Jahre gelebt und gearbeitet hat. Studium der Medizinischen Biologie in Amsterdam, mittlerweile beim Hörfunk, und schon immer mit einem Faible für das geschriebene und gesprochene Wort.

Jörg-Christian Schillmöller begegnet man gerne in der Caffé Bar. Der 44-jährige Osnabrücker lebt seit 13 Jahren in der schönen Südstadt direkt am Eierplätzchen, liebt das Morgenland und alles, was sonst noch schön ist – das ist ein Grund, warum er sich bei „Meine Südstadt“ mit einbringt.

 

 

Lesen Sie auch weitere Berlinale Beiträge:

Berlinale-Süd #1

Berlinale-Süd #2

Berlinale-Süd #3

Berlinale-Süd #4

Berlinale-Süd #5

Berlinale-Süd #6

Berlinale-Süd #7

Berlinale-Süd #8

Text: Gastbeitrag

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