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Kultur

Bloß zu Hause

Montag, 2. Februar 2015 | Text: Jasmin Klein | Bild: katharinajej

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

„Die Studentin betritt die Küche. Wir sind komplett.
Im Tiefkühlschrank finden wir eine Wodkaflasche. Wir trinken Wodka aus Weingläsern und pressen den Saft einer Zitrone…“
Das hört sich völlig unspektakulär an, ist aber speziell. Und Teil meines Erlebnisses mit Performance-Kunst. Der Kunst also, bei der etwas passiert, etwas dargeboten wird. Da fällt mir natürlich sofort Christoph Schlingensief ein. Oder Marina Abramovic, die durch ihre Doku ‚The artist is present’ auch Leuten, die an dieser Kunstrichtung eher desinteressiert sind, ein Begriff wurde.

?Vergangenes Wochenende war: PerformanceZuHauseFestival. Von der Künstlerin katharinajej initiiert und von der Stadt Köln gefördert. Mit drei anderen KünstlerInnen verbrachte katharinajej im vergangenen Jahr jeweils 14 Tage in deren Zuhause, um gemeinsam die Performances für das Festival zu entwickeln. Einer der drei Spielorte war die Wohnung von Lala Nomada in der Südstadt. ??

 

Am Samstag um 18 Uhr stehe ich vor dem Mehrfamilienhaus. Außer mir eine Studentin, die an der Uni davon gehört hat, und ein junger Mann, der katharinajej kennt. Wir gehen in das Treppenhaus und warten vor der Wohnungstür auf den vierten Gast, den uns der Mann, der auf unser Klopfen hin den Kopf aus der Wohnungstür von Lala Nomada steckt, angekündigt hat. Der vierte Gast kommt. Wir treten ein, Schuhe aus, Mantel aufhängen.

 

??„Es gibt fünf Zimmer. Ihr dürft Euch überall frei bewegen. Auf jeder Tür gibt es zwei Klebepunkte. Wenn Ihr einen Raum betretet, nehmt Ihr einen Klebepunkt vom Türrahmen und klebt ihn auf die Tür. Es dürfen nicht mehr als zwei Menschen in einen Raum. In jedem Raum gibt es eine goldene Karte. Darauf stehen eine Anzahl von Handlungen, die Ihr in dem jeweiligen Raum ausführen könnt. Jetzt geht es los.“?Aha. Ich muss also selbst aktiv werden, leuchtet ein, denn Aktion kommt ja von aktiv.??

 

Ich gehe ins Wohnzimmer (kein Klebepunkt an der Tür) und stehe vor einer Schiebetür. Nehme einen Klebepunkt, klebe ihn auf die Tür und betrete den Raum. Küche. Auf der goldenen Karte stehen die Aufgaben:

?1. Bereite Dir ein Essen zu, das Dir schmeckt und esse es.?

2. Spüle ab.?

3. Bereite Dir etwas zu trinken und trinke es.??

 

Die Studentin betritt die Küche. Wir sind komplett.?

 

 

Im Tiefkühlschrank finden wir eine Wodkaflasche. Wir trinken Wodka aus Weingläsern und pressen den Saft einer Zitrone. Wir stellen uns einander vor, kommen ins Gespräch und unterhalten uns wie auf einer Party. Der Blick auf die Uhr zeigt, dass schon 20 Minuten vergangen sind. Ich verlasse die Küche, betrete das Schlafzimmer und finde neue Aufgaben auf einer goldenen Karte. Wenn ich nach einer Stunde die Wohnung verlassen habe, habe ich zwar die Wohnungsbesitzerin nicht kennen gelernt, aber ich habe in ihrem Bett gelegen, mir in ihrem Bad die Augen angemalt und ihren Wodka leer getrunken.??

 

Das Interessante an diesem Abend: Alles, was ich mache, ist mir vertraut. Es sind vertraute Handgriffe, vertraute Verhaltensweisen. Und doch stehe ich mit einem fremden Menschen in einer fremden Küche. Liege mit einem fremden Menschen in einem fremden Bett. Auch für die andere Person ist alles fremd. Aus dem Blick eines Beobachters, der uns sieht, wirkt es allerdings so, als würden zwei Frauen in ihrer Küche stehen und sich etwas zu trinken zubereiten. Und so entferne ich mich aus meiner vertrauten Perspektive und betrachte mich selbst von außen. Automatismen werden zu bewussten Handlungen. Ich achte stärker auf mein Verhalten, komme sehr schnell mit Fremden in intime Gespräche, und die Zeit fliegt dahin. Auch die Konfrontation mit Menschen in einer ganz anderen Lebensphase, mit anderen Ängsten und Träumen, entfernt mich von mir selbst oder bringt mich mit meinem jüngeren Ich zusammen.??

 

Als ich hinging, dachte ich, ich müsse etwas beiwohnen, wobei ich mich vielleicht geniere. Als ich nach Hause ging, war ich beschwingt und meine Wahrnehmung geschärft. Ich weiß nicht, ob katharinajej diese Wirkung vorausgeahnt oder beabsichtigt hat, aber ich möchte mich für diese Stunde, die so schnell verging und in ihrer Intensität doch viel länger nachhallt, bedanken.?Bei der nächsten Performance bin ich wieder dabei!

 

?Mehr im Netz?

performancezuhausefestival.de?

katharinajej.blogspot.de
 

Text: Jasmin Klein

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