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Gesellschaft

Capri Pferde – Lükes liebes Leben

Montag, 18. Februar 2013 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Wikimedia Commons

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Erstmal muss ich was zum Vorschlag meiner geschätzten Kollegin Nora sagen, den deutschen Karneval in den Sommer zu verlegen. Der frostigen Temperaturen wegen. Ich bin dagegen. Schon weil lauwarmes Kölsch noch weniger schmeckt als kaltes. Weit mehr noch gruselt es mich jedoch bei der Vorstellung, zu welchen Kostümierungen die rheinischen Jecken dann greifen könnten. Im Eifer, es den Brasilianern nachzutun, würden die Narren im Juli ungeachtet ihrer Körperfülle doch allesamt zu Bikinis und Bermudashorts (mit lustigen Socken!) greifen. Wer wollte das sehen?! Da lob´ ich mir doch die subtile Erotik des Lappenclowns. Überhaupt ist dieses verbreitete Genöle über den Winter doch eher albern. Kaum ein Nachrichten-Magazin im Pantoffelkino, wo der Moderator seinen Wetterfrosch nicht fragt, was denn nun endlich mit Frühling sei.

Is´  Februar!

Hallo Leute, is´ Mitte Februar! Da kommt auch noch das Aprilwetter. Vermutlich sogar erst im April. Was mir indes derzeit durchaus auf den Keks geht, ist der Umstand, dass ARD und ZDF seit November in schönem Wechsel ihre Programme jedes Wochenende von früh bis spät mit Wintersport zumüllen. Und das geht noch bis März so. Fällt vermutlich unter öffentliche-rechtliche Grundversorgung. Ski und Rodel sind mir aber im Zweifelsfall immer lieber noch lieber als endlose Übertragungen von Reitturnieren. (Whow! Welch Überleitung.) Jawoll, ich werd´ jetzt was vom Pferd erzählen. Muss ja sein. Kamen Rösser bislang nur im Rosenmontagszug in die Südstadt, liegen sie hier nun auch im Supermarkt rum. Aldi Süd hat jetzt auch Pferd im Angebot. Oder besser gesagt: hatte. Denn die Bestände sind schon wieder aus. Nicht mehr zu kaufen. „Bei Bekanntwerden der ersten Verdachtsfälle falsch deklarierter Produkte (Pferde- statt Rindfleisch) hat ALDI SÜD umgehend infrage kommende Artikel hinsichtlich der Fleischzusammensetzung überprüfen lassen.  In dem Produkt Ravioli 800 g Dose, Sorte Bolognese, Lieferant BLM wurden Anteile von Pferdefleisch nachgewiesen.“  Zweiter Etikettenschwindel: In dem Produkt Gulasch 540 g Dose, Sorte Rind, Lieferant Omnimax wurden Anteile von Pferdefleisch nachgewiesen.“ Weshalb der Konzern nach eigenem Bekunden die Produkte vorsorglich aus den Regalen genommen hat. Konkurrent Lidl ist da vergleichsweise fein raus. Zwar hatte das Unternehmen auch Pferd in Tortelloni, die aber nur in Österreich vertrieben wurden.

Curry-Schrott

So ruft LIDL in dieser Woche nur das (Zitat Homepage) „Fertiggericht „Curry Snacker, 220g“ der Marke „Freshvale“ zurück. In einer Charge des Fertiggerichtes „Curry Snacker, 220g“ wurden Metallteile gefunden. Aufgrund des Gesundheitsrisikos sollten Konsumenten den Rückruf unbedingt beachten und das Produkt keinesfalls verzehren.“  Kein Problem. Hätte ich auch ohne Metall-Zutaten nicht gekauft und schon gar nicht gegessen. Genau wie die Aldi-Fertig-Köstlichkeiten, in denen nun nicht deklariertes Hottehü gefunden wurde. Aber natürlich sind  Pferde im Essen schlimmer als Metallspäne. Und selbstverständlich tun mir all die Mädchen leid, denen nun ihre schönen Erinnerungen an die letzten Sommerfreizeiten nachhaltig vermiest wurden, weil sie mit den Unmengen an leckeren Dosen-Ravioli womöglich das ein oder andere Pony verputzt haben könnten. Da ich als (inzwischen) Gelegenheitskonsument von Fleisch zu Rössern auch kein anderes Verhältnis habe als zu Rind, Schwein, Schaf, Karnickel oder Fisch, hält sich meine Erregung auf der Kuschelfaktorseite einigermaßen in Grenzen. Wenn aus Raider problemlos Twix werden konnte, warum soll dann nicht Pferd zu Rind werden? Weil der Konsument einen Anspruch darauf hat, zu wissen, was er isst und dass in solchen Fertigpackungen gefälligst auch drin zu sein hat, was drauf steht. Genau.  Quatsch! Wenn er wirklich wissen wollte, was in solchen industriellen Futterboxen drin ist, würde er akribisch die aufgedruckten Zutatenlisten lesen und dann doch lieber die Finger von dem, neudeutsch modisch Convenience Food genannten, Fraß lassen.

Warum nicht Ratte?

Denn Pferdfleisch war vermutlich noch die mit Abstand wertvollste Ingredienz, die in diesen Fertigpampen zu finden war. Aber uns Deutschen ist es nun mal eigentlich wurscht, was wir da filetiert oder geschreddert in uns hineinstopfen. Hauptsache, man führt uns nicht vor Augen, dass es früher mal ein süüüßes Tierchen war. So gesehen, gibt es angesichts des aktuellen Fleischskandals nur wirklich keinen Grund zur Erregung. Same Procedure as Every Year. Ob die Erregung nun BSE, Schweinepest, Vogelgrippe oder schlicht Gammelfleisch heißt – es sind lediglich die Konsequenzen einer industriellen Fleischproduktion, bei der Tiere lebendig, tot, zerlegt und tiefgefroren mehrfach im Zickzack durch Europa gekarrt werden, bis sie als Frischfleisch unseren Supermärkten landen. Und dann freuen wir uns, dass die Tiefkühl-Lasgane, die lediglich 5 Minuten in der Mikrowelle  braucht, nur schlappe 1, 69 kostet. Und das sogar mit echtem Pferd drin. Gibt´s denn in dieser ernsten Angelegenheit gar nix zu lachen? Doch, reichlich. So zum Beispiel dieser Hinweis auf Homepage von Pferdefleisch-Esser-Lobbyisten, der gestern (22 Uhr 37) noch immer auf der Seite stand: „Pferdefleischprodukte einzukaufen ist mitunter leichter, als man denkt.“ Jawoll, wer wollte das derzeit bestreiten. Nicht minder komisch die Pressemitteilung, dass die „Metro-Großhandelsmärkte für Gewerbetreibende die „Lasagne Bolognese Capri 400g“ rein vorsorglich aus dem Verkauf genommen“ hat. Wegen eventuell Ross drin. Meine Güte, „Capri“!.  Was haben sich die Markeketing-Fuzzis denn dabei gedacht? In meiner Jugend stand das mediterrane Eiland für Sonnenuntergänge, verspätet heimkehrende Fischer, Fruchtsaftgetränk, Fruchteis und preiswerte Familiensportwagen aus dem Hause Ford. „Lasagne Bolognese Capri“ – welche lüsternen Assoziationen um alles in der Welt sollen denn damit geweckt werden? Das macht doch soviel Sinn wie „Thüringer Würstchen Sylt“ oder „Harzer Roller Benidorm“. Jetzt müssen ein paar Hunderttausend Packungen dieser Köstlichkeit auf den Müll. Wegen Pferd. Womöglich sogar auf den Sondermüll, weil die Pferde hie und da auch Phenylbutazon, ein stark wirksames Mittel gegen Entzündungen, enthielten. Das Zeugs wird aber letztlich wohl in Blöcken gefroren auf afrikanischen Märkten oder im Futter für meinen Stubentiger auftauchen. Aber der fängt ja auch Mäuse und wird´s locker nehmen. Frage: Warum ist eigentlich noch nie die Zutat Ratte im Conveniance Food entdeckt worden? Lohnt vermutlich nicht, weil der Aufwand, den Nagern das Fell über die Ohren zu ziehen, um an das wenige Fleisch zu kommen, in keinem Verhältnis zum Ertrag stünde. In puncto Kuschelfaktor wären Ratten den Konsumenten ja womöglich noch vermittelbar. Aber da stünde dem genüsslichen Verzehr wieder das Ekel-Image im Weg. Zu dumm auch. Wie also verfahren mit dem jüngsten Lebensmittel-Skandal, nachdem alle Tele-Plauderkränzchen von Jauch bis Illner nach dem überraschend eingereichten Rentenantrag von Ben XVI. endlich wieder ein neues Thema haben?

Amnesiac

Vielleicht einfach bei sFleischprodukten wie bei den Warnhinweisen für Nuss-Allergiker verfahren: „Kann Spuren von Pferd enthalten“. Ostern ist die Nummer sowieso durch. Das wird man allenfalls Nikoläuse in Schokohäschen entdecken. Auch nicht lustig? Wie wär´s damit. Letztens einen Verkaufs-Prospekt in der Hand gehalten: „Joggingschuhe. Auslaufmodell“. Kommt ein Einarmiger in einen Second-Hand-Laden…Hilft auch nicht? Ich mach mir jetzt noch ne Flasche auf, versenke  mich einfach noch mal in Radioheads „Amnesiac“ und denke über alles nach.       
 

Text: Reinhard Lüke

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