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Gesellschaft

”Das ist wie in Klausur gehen.”

Dienstag, 12. Juni 2012 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Thomas Houf

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Sagt der Mann, der fünf Monate lang mit seinem Motorrad durch 14 Länder in Richtung China fuhr. Für Thomas Houf, einen Antiquitätenhändler aus Bayenthal, war die Reise, die er im letzten Jahr machte Endpunkt und Neuanfang. Das Ende einer Beziehung und der Wunsch nach Rauskommen, sich neu sortieren, sich was trauen, vielleicht etwas finden, von dem noch nicht klar ist, dass man es eigentlich sucht.

Thomas Houf, geborener Südstädter, gelernter Koch und Fotograf und vieles mehr, reiste in den 80er Jahren für Foto-Reportagen durch Südamerika und Laos.
Dann wurde sein Sohn geboren und „man muss vernünftig werden“. Er blieb in Köln und kam durch Zufall ins Antiquitätengeschäft. In der Cäsarstrasse ist auch heute noch seine Werkstatt, in der er alte Möbel restauriert und verkauft.

Es kam die Trennung und vermutlich das bekannte Kribbeln im Hintern, dass man kennt, wenn man einmal an Reisen und Abenteuern geschnuppert hat. „Wenn du diese Reise machst, dann ist es endgültig aus,“ sagte ihm seine damalige Freundin.
„Ich habe von Köln bis nach Österreich nur geheult,“ sagt er. „Erst als ich auf der Fähre nach Griechenland war, wurde ich ruhiger und spürte, dass es geht. Ich kann das.“ Es bedarf einer Menge Mut, so eine Reise anzutreten, und ich kann nachvollziehen wie man in den ersten Stunden bei jedem Kilometer einen Widerwillen in sich spürt, der dich zu fragen scheint, was du hier eigentlich machst. Und das Verlockendste auf der Welt wäre einfach umzukehren.
Umzukehren hat Thomas Houf erst 3 Monate und 16 000 km später, beschlossen. Da war er in Kirgistan, lag in seinem Zelt und spürte, dass nun Zeit ist anzuhalten.   “Du bist irgendwann satt, mehr geht nicht.” Klingt nach einem fast erwünschten Moment.  „Die Heimfahrt, 11000 km in zwei Monaten, war etwas ganz Besonderes,“ sagt er, mit diesem Ton in der Stimme, die den Zuhörer gleich zum Koffer packen verführen kann. „Ich freute mich sehr auf zuhause. Jeder Kilometer war Heimkommen. Als ich dann den Wolfgangsee sah, war ich übermannt von der Schönheit Deutschlands.“

„Klingt, als sei das Heimkommen das Schönste an der Reise gewesen!?“. „Naja, das Reisen ist eine enorme Strapaze. Natürlich sind das wahnsinnige Erlebnisse, und eine ganz besondere Zeit. An jedem Tag, in jedem Moment bist du ein anderer als zuhause in Köln. Wenn du acht Stunden täglich alleine mit dem Motorrad durch verlassene Landschaften  fährst, dann bist du emotional total aufgeladen. Wenn du dann abends im Zelt liegst und so ein Lied wie das hörst (im Radio läuft gerade ein französischer alter Romantikschlager), dann bekommst du so was von Gänsehaut.“
“Du warst alleine unterwegs?”. “Ja, ich traf zwar einmal auf einen anderen Deutschen und wir reisten zehn Tage gemeinsam, aber sonst nur Rosa und ich.” “Rosa?” frage ich und ahne es. Sein Motorrad nennt er Rosa.

 

„Wie hast du all die Eindrücke verarbeitet und die Einsamkeit ertragen?“. „Ich habe jeden Tag geschrieben. Schreiben war ja vorher gar nicht so mein Medium. Aber da musste dann einfach so viel raus. Ich schrieb Tagebuch und richtete einen Blog ein. Der wurde wie wahnsinnig gelesen. Ich hatte pro Tag um die 300 Leser.“ Jetzt ist der Blog gesperrt, denn Thomas will nicht alles verraten. Er plant ein Buch aus seinen Erlebnissen zu machen.

Er hat auch einen Fotobildband erstellt, mit dem er an einem Wettbewerb teilnimmt. Er zeigt mir den Prototyp. Ich gebe zu, am Anfang sehe ich wenig, was mich da drin interessieren könnte. Nur karge Landschaften. Alles ist grau und gelb. Die Fotos kommen aus einem Ort, der sich Karakul nennt und an der Grenze von Tadschikistan liegt. Thomas Houf musste hier drei Tage verweilen, aus Visa-Gründen. So hatte er Zeit in diese unwirtliche Gegend einzutauchen. Erstmal denkt man wohl, schnell weg von hier. Ein Niemandsland inmitten von nichts, was fruchtbar sein könnte. Kein Grashalm, kein Wasser, und doch leben Menschen hier. 

 

Ich sehe Fotos von Yak-Skelettköpfen auf den erdigen Strassen liegen, Bilder von verfallenden Hütten, toten Barteiern, die aus irgendeinem schamanistischen Grund an Stöcken vor Häusern aufgespießt sind. Und plötzlich, wenn man es über die Mitte des Buches geschafft hat, kommen plötzlich Lichtpunkte. Eine junge Frau mit einem roten Kopftuch mit bunten Blüten. Eine Großmutter, die in farbige Kleider gehüllt ist schaut auf eine putzige, selbst gebaute Wiege, in der ihr kleines Enkelkind schläft, Bettbezüge in Patchworkdesign hängen auf einer Wäscheleine.

 

Thomas Houf hat in dem Fotobuch dargestellt, was er erlebt hat an diesem Ort. Das Erleben eines Ortes, der Kälte, Leblosigkeit, und Trostlosigkeit ausstrahlt und dann das plötzliche Erkennen von Leben. Gefunden erst in den kleinen Dingen, die man nur sieht wenn man genau hinschaut: einer Pflanze, die in einem Fenster steht (wohl die einzige im Ort). Die Farben der Stoffe und dann die Wärme der Menschen, die im Gegensatz zur Kälte des Ortes steht.

 

Dieser Ort und diese Menschen haben in dem Reisenden etwas bewegt. Das kennen viele, die in ferne, arme Länder reisen. Man möchte dann etwas unternehmen, was ihr Leben besser machen kann. Denn was für uns nicht viel ist, kann für andere Menschen schon viel in Bewegung setzen. In Karakul gibt es eine Schule, die aber nicht mehr betrieben werden kann, weil es keinen Lehrer mehr gibt. Man konnte keinen Lehrer bezahlen. 2000 Euro würde es kosten einen Lehrer ein Jahr lang dort zu beschäftigen. Dieses Geld will Thomas Houf aufbringen.

Nächstes Jahr, wetterbedingt von Mai bis Oktober, möchte er seine zweite Reise anschließen. Nach Karakul, diese Menschen wieder treffen und ihnen bei der Inbetriebnahme der Schule helfen (die Verständigung vollzieht sich übrigens vorwiegend mittels Händen und Gesten. Oder durch Schweigen). Danach möchte er weiterfahren bis in die Mongolei. So eine mehrmonatige Reise kostet bis 10.000,- Euro. Um das Geld dafür, und für die Schule in Karakul zusammen  zu bringen, hat Thomas Houf jetzt einen Übergangsladen in der Goltsteinstrasse eröffnet. Von Mai bis Juli kann man dort  Antiquitäten, Einrichtungsgegenstände, Accessoires, Stoffe, Decken, usw. zu reduzierten Preisen erwerben.

 

„Bist du nach deiner Reise glücklicher als davor?“ „Nein. Man ist weiter gekommen mit sich. Man stellt sich Fragen und findet Antworten. Und dann stellen sich neue Fragen, die vorher noch nicht da waren. Ich habe nun viel mehr Einsichten, viel mehr Bilder in mir.“
Ich lächle: „Wirst du bei deiner zweiten Reise auch bis Österreich brauchen, bis das Weinen aufhört?“ Die Antwort bleibt offen.

Verkaufsausstellung „Sommerlochparty“
Goltsteinstrasse 79
Köln Bayenthal
Öffnungszeiten: Mo- Fr  9- 19 Uhr, Sa 9- 15 Uhr

Thomas Houfs Internetseite: www.richtungchina.de

Text: Sonja Alexa Schmitz

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