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Kultur

Die letzten Mohikanerinnen

Donnerstag, 30. November 2017 | Text: Judith Levold | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Das Rautenstrauch-Joest Museum am Ubierring ist endgültig Geschichte, am Mittwoch, dem 29. November wurden die wirklich allerallerletzten der dort noch lagernden Exponate abtransportiert, nämlich das fotografische Archiv. Fast zehn Jahre nach der Schließung des Standorts und sieben Jahre nach der Neueröffnung am Neumarkt wird Mitte Dezember RJM-Direktor Klaus Schneider dann den Schlüssel des Hauses ans Liegenschaftsamt übergeben. Bis dahin wird einfach nur noch von einer Fremdfirma entrümpelt – besenrein muss es werden.

Die Schlüsselgewalt

Gertrud Borsch steht auf den Stufen zum Foyer, als wir hereinkommen, und wird immer wieder angesprochen. „Ich hab ja hier mehr Zeit verbracht als zu Hause, ich kenne jeden Winkel“, erzählt sie, die seit 1995 am Ubierring die Hausverwaltung gemacht hat und Ansprechpartnerin für alle und jeden war. Nach ein paar Jahren im Neubau am Neumarkt ist sie für die letzte Phase des Umzugs zurückgekehrt in „ihr“ Haus, nur wenige Meter von ihrer Wohnung in der Bayenstraße entfernt.

 

Gertrud Borsch, langjährige Hausverwalterin des RJM.

 

„Ich bin ja seit Anfang des Jahres in Rente, arbeite jetzt aber ein bisschen für eine Sicherheitsfirma. Und für das Ausräumen hier wurde ich über diese Firma angefordert, klar, hier kennt sich ja keiner so gut aus wie ich. Ist schon komisch, dass jetzt hier Schluss ist“, sagt die resolute Kölnerin, die aber nach vorn schaut und sich Gedanken über die Nachnutzung macht. „Ich hab´ se ja alle hier durch geführt“, erzählt sie, und damit sind alle Interessenten gemeint, die das Gebäude möglicherweise übernehmen wollten oder aktuell wollen. „Zuletzt war das die Kunsthochschule für Medien, die Direktorin selbst war da und ich habe ihr alles gezeigt“, meint Gertrud Borsch, die verrät, dass sie persönlich das Nutzungskonzept luxet von zwei benachbarten Architekten am meisten angesprochen habe. Für die KHM, die rund um den Filzengraben auf viele Gebäude verteilt ihren Hochschulbetrieb fährt, wäre bei einer Übernahme des Gebäudes alles unter einem Dach und an repräsentativer Adresse. Für die Stadt Köln käme diese Nachnutzung gelegen, weil die auf wohl 20 Millionen (unter-) geschätzten Sanierungskosten dann Landessache sein dürften…

Die ganze Welt in der Südstadt

Das Völkerkundemuseum gehörte für mich zur Südstadt, seit ich denken kann – fremdartige Masken aus der Südsee und Lateinamerika, das Indianer-Tipi wie aus den Western meiner Kindheit, Waffen, der große indonesische Gamelan, Gebrauchsgegenstände und Kulturgut aus aller Herren Länder und Zeiten. Dann natürlich Kammerspielbesuche während der Studienjahre.

 

oben: Zugang Saal Noderamerikanische Indianer/Trockenraum;

unten: Leeres Depot/Büroraum

 

Jetzt aber, als Fotografin Tamara und ich durch die Räume streifen, ist die Stimmung merkwürdig und wir geraten in abseitige Zimmer, Kammern hallenartige Räume, in denen wir teilweise noch nie waren. „Ihr könnt Euch frei bewegen“, hatte Gertrud Borsch uns erlaubt und so stoßen wir auf trocknende Restaurator-Handschuhe, auf einsame Ausstellungsplakate an den Wänden, verlassene Kaffeetassen, hunderte Kartons, halb abgebaute Schreibtische, kaputte Bürostühle und leere Regale, die davon zeugen: hier ist endgültig eine Ära zu Ende.

Die „Logistische Meisterleistung“

Im Kammerspielsaal rollen Stephanie Lüerßen und Birgit Depenbrock Kabel auf und packen einen letzten Computer ein. Die Restauratorinnen im Team von Kristina Hopp hatten ja ihren Arbeitsplatz bis zuletzt in diesem Altbau – auch wenn da außer ihnen niemand mehr war und die „Musik“ am Neumarkt spielte – der Museumsbetrieb mit Dauerausstellung und Besuchern. „Man kann ja den Bestand nicht jahrelang unbeaufsichtigt lassen“, sagt Lüerßen und meint damit die unzähligen Exponate, die, wie in allen Museen, im Depot lagern. Und die auch zur Neueröffnung 2010 noch nicht umgezogen waren – denn nur die Stücke, die in der neuen Dauerausstellung am Neumarkt gezeigt werden, seien gleich zu Beginn im Vorfeld der Eröffnung abtransportiert worden.

 

v.l.n.r. Kristina Hopp, Stephanie Lüerßen und Birgit Depenbrock, Restauratorinnen/Piktogramme Packstraße im Kammerspielsaal

So ein Museums-Umzug sei eine Wahnsinns Nummer und ziehe sich eben über Jahre, es dürfe ja nicht ein winziges Teil wegkommen, anders als bei privaten Umzügen, sagt Kristina Hopp, die gemeinsam mit ihren KollegInnen aufräumt, nachdem sie jahrelang an einer Packstraße gearbeitet und Exponat für Exponat „umgezogen“ hat. Natürlich mit Unterstützung. „Zwei Jahre lang haben wir hier mit 34 Helfern die Packstraße bespielt“, sagt sie und Stephanie Lüerßen ergänzt „2012 haben wir ja ziemlich plötzlich den gesamten textilen Bestand umgezogen, weil Gefahr im Verzug war durch drohenden Mottenbefall“. Von 2014 bis Ende 2016 dann habe man den Rest nach und nach in das Depot des Neubaus geschafft.

Der Abschied, oder: „Jetzt wird es viel realer“

Wehmut ist den Restauratorinnen anzumerken, die als „letzte Mohikanerinnen“ im historischen Bau noch täglich gearbeitet haben. „Bis jetzt waren es ja nur die Exponate, die gingen und die wir verpackt haben. Jetzt sind es wirklich die Räume, die wir verlassen. Und das ist viel realer, weil Räume ein Museum ja auch ausmachen“, resümiert Stephanie Lüerßen.

 

Exponat-Vitrine ohne alles.

 

Hier seien gewachsene Strukturen gewesen und man habe sich an das chronische Provisorium auch gewöhnt, fügt Kristina Hopp hinzu, und erklärt, als wir ins Depot im Keller spazieren und über die deckenhohen, leeren Regale in die Weite blicken: „Gott sei Dank konnten wir wirklich viel sinnvoll verschenken, das Regalsystem hier baut beispielsweise gerade ein Museum aus Jülich ab, die können das gut gebrauchen, wir haben ja drüben am Neumarkt ein total neues System.“ Vieles sei zur Weiternutzung abgegeben worden, freut sich Hopp, die jetzt erst mal in die nahe gelegene Bar muss für dreimal Latte Macchiato – denn hier ist nämlich „der Kaffee alle!“.

 

Text: Judith Levold

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