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Kolumne

Die Symbolik von Weihnachten

Dienstag, 3. Januar 2012 | Text: Kathrin Rindfleisch

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Es ist doch so,  wenn man Mitte Dreißig ist, unter dem Jahr Antichrist, die Blockflöte schon seit zwei Jahrzehnten im elterlichen Speicher eingemottet hat und einem auch die zu erwartenden Geschenke schon lange keine schlaflosen Nächte mehr bescheren, besteht der jährliche Höhepunkt der heiligen Weihnacht weniger aus „Süßer die Glocken nie klingen“ als vielmehr aus „Lauter die Bässe nie sc

Es ist doch so,  wenn man Mitte Dreißig ist, unter dem Jahr Antichrist, die Blockflöte schon seit zwei Jahrzehnten im elterlichen Speicher eingemottet hat und einem auch die zu erwartenden Geschenke schon lange keine schlaflosen Nächte mehr bescheren, besteht der jährliche Höhepunkt der heiligen Weihnacht weniger aus „Süßer die Glocken nie klingen“ als vielmehr aus „Lauter die Bässe nie schwingen“.

Schon Tage vor dem Fest droht´s mir meine Schwester an: „Weihnachten fahren wir nach Himmerich!“ Himmerich, Ort meiner ersten Vodka-Os, der Weather Girls und ersten Flirts. Lang ist´s her und seit dem ist Himmerich nur noch ein Mal im Jahr mitternächtliches Ziel ewig Kind gebliebener Nach-Hause-Kommer. Standesgemäß werden sie dann nach familiärem  Abendessen samt Rommépartie von Papa in die Disse gefahren. Auf dem Weg durch die nächtlichen Dörfer, über holprige Landstraßen und altvertraute Querfeldein-Abkürzungen, wird mir nochmal die Ungeheuerlichkeit der Strecken bewusst, die wir arme Landjugend jahrelang für ein bisschen Vergnügen zurücklegen musste (oder vielmehr, womit sich unsere armen Eltern manch Wochenendnacht um die Ohren geschlagen haben). Doch so abenteuerlich sich diese nächtliche Vergnügungstour für Städter und solche, die sich seit ein paar Jahren so betiteln, auch ausmacht, wenn ich recht bedenke, braucht man von der Südstadt nach Nippes ins Odoneon mit öffentlichen Verkehrsmitteln genauso lang, wie vom Heimatdorf zum Discodorf, nur dass es keine 15 gibt.

In der Disco angekommen, wird mir dann nochmal die Ungeheuerlichkeit der Umstände bewusst, unter denen ich als Ü15-Jährige meine Freitagabende verbrachte. Dabei hilft einem Himmerich netterweise erinnerungstechnisch auch gleich auf die Sprünge, als wir den Partyraum betreten, werden wir von Melissa Everidge begrüßt. Ich denk noch „Unglaublich!!! 20 Jahre und kein Wechsel im Musikrepertoire“ , da haut mir meine Schwester schon die ersten Namen von Jungs um die Ohren, die sie wieder erkannt hat. Oder glaubt zu kennen. Oder von denen, die sie mal süß fand, die jetzt aber gar nicht mehr gehen. Oder andersrum. Willkommen beim Ehemaligentreffen 2011.

Vier Bitburger mit mächtigen Schaumkronen, zwei Scheidungen, einen Doktortitel  und fünf Kinder später, fällt meiner Schwester endlich ein, woher sie den Typ mit dem blauen Hemd kennt, ein Grundschulfreund unseres Bruders. Während ich ernsthaft kurz nachdenken muss, ob mein Bruder wirklich zwei Jahre jünger und nicht zehn Jahre älter ist als ich, hat sie ihn und damit auch mich schon in ein Gespräch verwickelt. Und da ist er, meine fleischgewordene Symbolik der diesjährigen Weihnacht: der Daheimgebliebene. Schon höre ich mich sagen “Es gibt eben Stadt- und Dorfmenschen. Und wenn Du Dich hier glücklich fühlst, ist das doch toll!“ und dabei förmlich spüre, wie die Toleranz mir aus dem Arsch scheint, da stellt er diese Frage und ich verstehe beim besten Willen nicht, wie er nur im Traum darauf kommen kann. Nach dem ich mich so ins Zeug gelegt habe von wegen „Tolle Kindheit, aber musste weg, ist ja schön hier, aber nix für mich, krass, dass die immer noch die gleichen Sachen spielen…!“, fragt mich dieser für sein Alter  echt reife Typ mit leichtem Bauch und schweren Geheimratsecken doch tatsächlich, ob er mich mal zum Essen einladen darf! Ungeheuerlich, aber ich verstehe: die Weihnachtssymbolik ist ein harter Knochen. Verlangt nach Toleranz bis ins Äußerste. Aber bitte, die kann sie haben! „Das finde ich echt mutig von Dir.“ Also, wenn das nicht nett ist von mir, da gratuliere ich ihm noch zu seinem Mut!
Eine rasche Verabschiedung, ein „With or without you“ und zwei weitere Bitburger später, sitzen meine Schwester und ich im Taxi (das wir uns dank unsere Kölner Nahkampf-Taxierfahrungen vor allen anderen ergattert haben), gehen den Abend noch einmal durch und fassen folgende Schlüsse: gut, dass wir weggegangen sind von zu Haus, die, die damals die Coolsten waren, haben jetzt die dicksten Bäuche (gezwängt in die rosasten Poloshirts), der, der jetzt in Berlin als Künstler lebt, hatte  echt ´ne Menge zu erzählen (und tolle Unterarme!) und Zürich ist auch mal eine Reise wert (auch wenn ich nie gedacht hätte, dass sie das für Martin, den Klassennerd wär).

Text: Kathrin Rindfleisch

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