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Gesellschaft

Entschleunigung mit 13 Rollstühlen und 16 Handys

Dienstag, 22. Juni 2010 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Langsam und bedächtig, dabei jedoch laut schwatzend, zieht eine Gruppe Menschen durch den Römerpark. Schüchterne Jugendliche schieben ungeduldige Senioren in Rollstühlen vor sich her, sie stehen älteren Frauen helfend zur Seite, wenn Stufen zu überwinden sind. Und man sieht ihnen an, dass sie das nicht täglich tun.

Auf eine Initiative von Betsy de Torres hin entstand der Kontakt zwischen den Senioren des Herz-Jesu-Heims am Oberländer Wall und Jugendlichen der siebten Klasse der Michaeli Schule. Nun treffen sich die beiden so unterschiedlichen Gruppen zum ersten Mal, reden miteinander und treten eine gemeinsame Reise in die Vergangenheit der Südstadt an.
 

Heimbewohner sollen integriert werden
Es soll eine Zusammenführung der Generationen sein. Hier sollen Menschen aus dem Heim in den Park geholt werden, die selten die Gelegenheit dazu haben. Betsy de Torres, die auch das Edelweißpiratenfest mit organisiert (in diesem Jahr am 11. Juli, wie immer im Friedenspark), ärgerte sich in den vergangenen Jahre wiederholt darüber, dass die Senioren an den Fenstern des Herz-Jesu-Heims saßen und sich das Fest immer nur aus der Entfernung ansehen konnten. Das soll anders werden.

Bei ihrem Rundgang durch die umliegenden Parks pausiert die Gruppe mehrmals. Nicht, weil den kräftigen Jungs der Mut schwindet oder die forschen Mädels mit ihren Handys spielen wollen. Auch nicht, weil den herausgeputzten Damen und den schick gekleideten Herren von der ungewohnten Bewegung blümerant wird. Nein, keinesfalls. Sie alle bekommen eine Einführung in die Geschichte des Römerparks, des FH-Gebäudes und etwas später noch in die Irrungen und Wirrungen des Rosengartens geboten (wir berichteten).
 

Geschichte wird greifbar
Sabine Eichler, ihres Zeichens Südstadtgeschichtenerzählerin, berichtet von der Entstehung des Römerparks und seinem alten Pavillon. Aber natürlich auch von der sehr wechselvollen Geschichte der heutigen FH: Universität, die Gauleitung der NSDAP, die Zentrale zum Aufbau der Lufthansa bis zur Umsiedlung der FH – die Geschichte des Gebäudes ist spannend.

 

Bilder werden herumgereicht, Köpfe beugen sich darüber. Jetzt ist es nicht mehr nur eine gute Tat, die die Jugendlichen interessiert. Plötzlich kommen sie mit Menschen einer Generation zusammen, die ihnen erzählen können, wie die Rhododendron im Park gerochen haben und wie es hier vor dem Krieg aussah. Der eine oder andere Ausruf aus älterem Mund war denn dann auch: „Da habe ich gearbeitet!“ oder „An der Ecke habe ich lange gewohnt!“

 

Geschichtsunterricht einmal ganz anders
13 Rollstühle, drei Rollatoren und zwei langsame Fußgänger treffen auf 16 Handys. Die Vertreter der Langsamkeit bringen die Repräsentanten der Geschwindigkeit aus dem Trott. Sie sind wohl die letzten, die die Berichte über die NS-Zeit noch aus dem Mund von Zeitzeugen erfahren, nicht nur aus Büchern. Ob sie sich dieser Dimension bewusst sind, ist fraglich. Aber sie werden es in Erinnerung behalten. Denn Geschichte lebt aus den kleinen Geschichten der Menschen. Und das viel mehr und erheblich intensiver als referierte Geschichtsbucheinträgen.

Als Eau de Milljöh (Annette Fuchs und Gina Mues) den Lotti Krekel-Hit „Mir schenke der Ahl e paar Blömcher“ anstimmen, scheint es plötzlich, als würde die trennenden Schranken zwischen den Alten und den Jungen nicht geben. So sind es immer wieder zaghafte Annäherungsversuche zwischen den Generationen. Zugleich sind es dringend nötige Begegnungen, im Kampf gegen die Zeit. Die gelebte Erinnerung an die schrecklichsten Zeiten des 20. Jahrhunderts wird nach und nach vom Alter besiegt.
 

Sentimentales und höchst Vergnügliches
An der letzten Station berichtet Karla Krieger von der betrüblichen Entwicklung des Rosengartens im Friedenspark. Auch sie zeigt beeindruckende Fotografien herum. Ein wenig Wehmut mag vor allem bei den älteren dabei aufkommen. Das Sängerinnenduo nimmt diese Stimmung auf und mit Blick auf die Südbrücke intonieren sie „Einmal am Rhein“. Jetzt sind es wieder vor allem die älteren Damen, die ihre doch noch jung gebliebenen Kehlen zum Klingen bringen.

Die kleinen aber feinen Geschichten erfährt man dann jedoch wie immer am Rande. In diesem Fall auf dem Rückweg zum Herz-Jesu-Heim: Sabine Eichler berichtet, vor einiger Zeit habe ihr ein älterer Herr mit schamesroten Wangen von Romy Schneider erzählt. Die wohnte dereinst zwei Jahre am Römerpark. Und sie muss gerne vor dem fensternahen Spiegel gestanden haben, „wie Gott sie schuf“. Auch das ist eine Erinnerung, die kaum durch eine SMS vermittelt werden kann.

Aktuelles zum Edelweißpiratenfest findet ihr auf der Website: www.edelweisspiratenfestival.de

Sabine Eichler veranstaltet am kommenden Samstag die „Kölner Schmuddelkindertour“. Treffpunkt ist unter dem Severinstor um 10:30 Uhr.

Eau de Milljöh treten zwar nicht auf dem Edelweißpiratenfest auf, aber einer der beiden Musikerinnen kann man mit ihrer Band Schmackes auf dem Fest lauschen.

www.eaudemilljoeh.de

www.schmackes-koeln.de

Text: Stephan Martin Meyer

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