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Gesellschaft Glaube

Essen fasten

Montag, 7. März 2011 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Tatiana V. Kopnina / ??????? ?.?.

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Heute beginnt die Fastenzeit. Vorbei sind die überschwänglichen und genussfreudigen Karnevalstage, jetzt wird Verzicht geübt. Um sich auf Ostern vorzubereiten in erster Linie, sich dessen zu enthalten, was man sonst als selbstverständlich hinnimmt, an die zu denken, die ebendies nicht haben, und den Kopf frei zu haben für Geistiges und Geistliches. Die Frage allerdings ist, ob dieser Plan tatsächlich aufgeht. Allenthalben hört man wer gerade auf was alles verzichtet. Dadurch drängt sich vor allem der Eindruck auf, dass für diese Leistung ein Lobdefizit entsteht. Doch wer hat dann tatsächlich etwas davon, wenn das Fasten schon nicht den Fastenden glücklicher, weiser oder stärker macht? Die Gedanken des Fastenden kreisen stärker um das, auf das er gerade verzichtet, und strenges Fasten lässt die meisten Menschen, die ich kenne, eher missmutiger und ungeduldiger werden. Zudem führt das Lobdefizit eher dazu, dass man noch weniger als sonst an andere denken mag. Lieber an sich selbst. Fasten erreicht in diesen Fällen damit also genau das Gegenteil dessen, wozu es eigentlich gedacht war.

Die eigenen Lebens- und Bequemlichkeitsgewohnheiten zu überdenken ist gewiss nie ein Fehler. Das meiste, das man im Übermaß tut, kann zu erheblichen Problemen führen. Die Fastenzeit kann zur Selbstüberprüfung dazu sicherlich einen Anlass geben. Doch der Nachhaltigkeit meiner Gewohnheitsänderungen zuliebe ist es wohl sinnvoller, hier und da grundsätzlich zu werden. Wenn ich qualitativ hochwertigere Produkte kaufe, wie zum Beispiel Biofleisch, kommt aufgrund der höheren Kosten automatisch weniger Fleisch auf den Tisch, und so weiß man es dann auch mehr zu schätzen. Zudem beteilige ich mich damit nicht an einer Unterstützung der Massentierhaltung. Der Verzicht aufs Auto zugunsten von Fahrrad und Bahn, die Einschränkung von Alkohol-, Zigaretten-, Fernseh- und Internetkonsum – das alles gehört immer auch zu den grundsätzlichen Entscheidungen, die wir fällen, sieben Wochen ohne können da allenfalls ein guter Anfang sein.

In der Fastenzeit auf Alkohol zu verzichten, gehört inzwischen beinah zum gute Ton, und so legen viele eine alkoholische Auszeit – die ja jederzeit sehr sinnvoll sein kann – in die Fastenzeit, um sich nicht erklären müssen. Meiner Meinung nach gehört aber vor allem diese Erklärungsnot zu den Dingen, die dringend hinterfragt gehören.

Sich jederzeit vollwertig zu ernähren, auf übermäßigen Alkohol- und Berieselungskonsum zu verzichten und die eigene Bequemlichkeit zurückzustellen ist allerdings eine hohe Anforderung, meinen Respekt hat der, der ihr gerecht wird und trotzdem nicht arrogant und genussfeindlich darüber wird. Doch danach zu streben, ist sicher nicht verkehrt.
Warum aber die Fastenzeit? Aus religiöser Tradition soll sie eine Gelegenheit zur Einkehr und Umkehr bieten, doch auch nicht religiöse Menschen schließen sich heute mehr und mehr dieser Sitte an. Ist es lediglich eine Modeerscheinung, die dazu führt, dass ich mich nach womöglich etwas zu ausschweifenden Karnevalstagen wieder besser fühle oder bietet sie tatsächlich mehr?
Dass ein Kind, das in der Brotdose ein Gummibärchen dabei hat, eine spitze Bemerkung kassiert, kann sicher nicht der Sinn der Veranstaltung sein, den bloßer Gruppenzwang ist sicher kein Fastenziel.

Pieter Brueghel, „Der Kampf zwischen Karneval und Fasten“

Und auch der religiöse Ursprung verdient es, zumindest hinterfragt zu werden, denn selbst Jesaja sah das Fasten eher kritisch: „Soll das etwa ein Fastentag sein, wie ich ihn liebe, wenn jemand leibliche Genüsse sich versagt und seinen Kopf wie Schilf lässt hängen und sich auf raues Tuch und Asche bettet?… Ist nicht das ein Fasten, wie ich es liebe: des Unrechts Bande öffnen, des Joches Knoten lösen, Geknechtete befreien und dass Du jedes Joch zertrümmerst?“  Nicht der Verzicht die Entsagung der Genüsse, die zu empfinden Gott uns geschenkt hat oder der Ritus des Gottesdienstes sind es, die im Vordergrund stehen, sondern  Gerechtigkeit und der Umgang der Menschen miteinander. Nun soll weder das eine oder das andere schlecht geredet werden, im besten Fall bietet eine gute Predigt reichlich Denkanstöße für unser alltägliches Leben und so mancher findet im Fasten tatsächlich Halt und Erfüllung.

Die Frage ist nur, ob nicht der Fastende sich mit seinem Verzicht eher stärker in das Zentrum seines Fokus rückt, denn die wenigsten werden sich in den kommenden Wochen stärker mit religiösen oder humanistischen Fragen allgemein oder dem weniger begüterten Nachbarn konkret beschäftigen. Warum nicht geben wir etwas von uns, etwas, das wir alle offenbar nicht im Überfluss haben und nur sehr zögerlich geben, nämlich Zeit. Widmen wir doch einen Teil unserer Zeit jemandem, den es freut, der es genießt und der womöglich sonst nicht in diesen Genuss käme. Treten wir nur einen kleinen Schritt zurück von unserem Ego und dem, was wir sonst für furchtbar wichtig halten. Es wird der eigenen und einer anderen Seele guttun.

Text: Nora Koldehoff

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