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Lükes Liebes Leben

Feiern und Sterben – Lükes liebes Leben

Montag, 29. Juni 2015 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ich hänge als Lohnschreiber gewiss nicht irgendwelchen Allmachtsphantasien nach, aber am 24. Juni habe ich mir den Wahn dann doch mal gegönnt. Für ungefähr viereinhalb Minuten oder so. Es war exakt 15 Uhr 12, als der mir inzwischen hinlänglich bekannte Bagger (im Fachjargon: Radlader) unter meinem Fenster innehielt. Nun ja, wird man wohl wieder ein paar leere Paletten hinter den sinnfreien Drahtverhau bugsieren, dachte bei ich mir. Doch dann geschah das Unglaubliche. Der Lenker stieg von seinem Ungetüm, stellte sich unter die große Blechtafel und studierte überraschend lange und gewissenhaft das dort Geschriebene. Von wegen Bauvorhaben „Gas und Wassernetz“ und Dauer bis „November 2015“. Als er fertiggedacht hatte, machte er sich wahrhalftig daran, eben dieses Schild zu demontieren und räumte anschließend auch flugs die Absperrgitter nebst Paletten zusammen. Was soll ich sagen: Nach knapp fünf Minuten war die simulierte Dauerbaustelle in der Buschgasse keine mehr. Aus der Spuk vom Blaumilchkanal. Sogar gefegt hat der Mann in Orange noch. Was war das? Göttliche Eingebung? Anweisung des Ordnungsamtes oder einfach individuelle Klasse? Nichts von alledem! Einfach ein aufmerksamer Leser meiner Kolumne, der sich nach knapp einem halben Jahr meiner Sicht der Dinge angeschlossen und tatkräftig gehandelt hat.

Was mir inzwischen gehörig auf den Keks geht, sind diese inflationären Straßenfeste. Was wird da eigentlich genau gefeiert? Nun gut, dass Gewerbetreibende an Sonderöffnungszeiten interessiert sind, leuchtet mir ein. Aber sonst? Warum muss da jedes triste Areal für ein Wochenende zur Event-Meile aufgeplustert werden, auf der Hobby-Models (aus dem Veedel!) das komplette Sortiment irgendwelcher Budiken (aus dem Veedel!) vorführen, Barden (aus dem Veedel!) ihr Liedgut zum Besten geben und an Fressbuden (nicht alle aus dem Veedel) der Trend zum vollwertigen Streetfood kultiviert wird? Wenn es einen als Anwohner im Sinne der guten Nachbarschaft schon vor die Tür drängt, stelle ich mit das so vor: Tische und Stühle raus, einfach mal einen Tag lang draußen leben und schauen, wie die Nachbarn so ticken. Das kann nett oder auch grausam werden, aber dazu muss man doch nicht krampfhaft Volk aus Höhenhaus oder Quadrat-Ichendorf anlocken wollen. In der jetzigen Form sehe ich diesen Straßenfest-Overkill  jedenfalls eher als Verkehrsbehinderung.

Absolument rien!
Ich letztens bei REWE an der Kasse. Vor mir ein junges Paar mit Kleinkind. Die Eltern, der Hautfarbe nach zu urteilen, usprünglich von irgendwo aus Nordafrika, symphatisch flippig unterwegs. Dreadlocks, coole Klamotte und so. Man verständigte sich in deutscher Sprache. Auch schön, dachte ich mir. Macht das Zusammleben hierzulande doch irgendwie leichter. Doch dann entdeckte der Kurze an der Kasse irgendwas aus dem ominösen Quengelwaren-Sortiment und bekundete sein Interesse an Schokoriegeln. Normal. Aber kaum hatte er sein Begehren lautstark signalisiert, brüllte ihn der (vermute ich mal) Vater auf Französisch an, er solle jetzt einfach mal die Klappe halten und an die armen hungernden Kinder in Afrika denken. Die hätten schließlich nichts, rein gar nichts. („Ils n`avont rien! Absolument rien!“) Oops. Was soll ich jetzt davon halten. Mit Blick in den Einkaufswagen der Eltern, in dem nur massenhaft Chips-Tüten und Cola-Flaschen lagen, dachte ich mir: Die spinnen ja wohl! Und fühlte mich zugleich an die Maßregelungen meiner Mutter erinnert, die mich einst mit demselben Hinweis mahnte, meinen Teller leer zu essen. Wobei sie stets wahlweise  von hungernden „Neger-“ oder „Heidenkindern“ in Afrika redete. Eingeleuchtet hat mir diese Argumentation jedenfalls schon damals nicht wirklich. Würden diese Negerkinder jetzt weniger hungern, wenn ich mir die Essensreste reinwürgte? Heute würden Welternährungskundige Mutti vermutlich attestieren, sie habe mir doch nur den respektvollen Umgang mit Lebensmittellen und die Sorge um den Schwarzen Kontinent ans Herz legen wollen. Glaub´ ich nicht. Welternährung war ihr komplett schnuppe und der einzige Farbige, den sie Zeit ihres Lebens zu Gesicht  bekommen hat, war der Nick-Neger, der in der Dorfkirche dankbar mit dem Kopf wackelte, wann immer man ihm eine Münze spendiert hatte. (Funktionierte übrigens auch mit Knöpfen. Er war nicht besonders clever.) Und einen anderen Schwarzen wollte Mutter auch nie kennenlernen. Hilft mir das jetzt irgendwie in der Beurteilung meines REWE-Erlebnisses weiter? Nicht wirklich. Da halte ich es dann einfach mit dem Funny van Dannen-Hit: „Auch schwarze, lesbische Behinderte können ätzend sein“.

Überall Tote
Irgendwie sterben gerade alle. Kaum ein Morgen, an dem ich die Zeitung aufschlage und nicht erfahren muss, dass wieder ein Idol meiner Jugend in die ewigen Jagdgründe eingefahren ist. Erst  Winnetou, von dem ich als Kind einen BRAVO-Starschnitt an der Wand hatte und mit dem mich mein erstes Kinoerlebnis („Der Schatz im Silbersee“) verband. Dann James Last, dessen Happy-Sound-Soße ich zwar nie etwas abgewinnen konnte, aber die Scheibe „Christmas Dancing“ (hatte mein älterer Bruder erworben) gehörte zum weihnachtlichen Ritual. Obwohl dazu nie jemand getanzt hat. Weit aus näher war mir später der Saxophonist Ornette Coleman, den es unlängst auch erwischte. Dann Harry Rowohlt, der mich mit „Pooh´s Corner“ zum ZEIT-Leser machte, Laura Antonelli (oft im Kino angehimmelt), Helmuth Lohner (zwei Mal auf der Bühne bestaunt) und Patrick Macnee. Wobei mich an Letzterem -zugegebenermaßen- eher seine Spielpartnerinnen interesssierten. Anders als meine Freunde schwärmte ich jedoch mehr für Linda Thorson als für Diana Rigg. Und heute musss ich lesen, dass die seit Jahrzehnten verehrte Joni Mitchell seit November schwerst krank danieder liegt und nun ihre göttliche Stimme komplett verloren hat. Was mich mit Sorge erfüllt: All diese Helden sind nicht etwa tragisch verunfallt oder haben sich durch Drogen aller Art (Whisky ist keine Droge, lieber Harry) ins Jenseits befördert, sondern sind durchaus betagt verstorben. Woraus ich nur folgern kann: Ich werde alt. Aber es gibt auch Anlass zur Hoffnung. Costa Cordalis (71, „Anita“) und Werner Böhm alias Gottlieb Wendehals (74, „Polonäse Blankenese“) sind offenbar bestens in Form und haben sich fürs RTL-Sommer-Dschungelcamp angemeldet. Das Leben ist ungerecht.

Text: Reinhard Lüke

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