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Umwelt

„Gänse brauchen Badewasser“

Sonntag, 7. Dezember 2014 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Deutscher Tierschutzbund e.V./Münch

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Das große Weihnachtsessen rückt näher – und „Meine Südstadt“ nimmt für euch dieses Jahr den geliebten Gänsebraten unter die Lupe. Wir haben bei diesem Interview viel gelernt. Zum Beispiel einige Dinge, die eine Gans gerne tut – und dass sie während der Mast darauf verzichten muss. Die gute Nachricht: Die Daseinsbedingungen für Gänse in Deutschland haben sich insgesamt verbessert. Sagt Esther Müller vom Deutschen Tierschutzbund. Morgen enthüllen wir dann, woher genau die Weihnachtsgänse der Südstadt stammen. Da kommen dann die Geschäfte Erhardt, Naturmetzgerei Hennes und Stürmer in der Severinstraße, der REWE-Konzern zu Wort. Doch zurück zu Esther Müller, die sich in der Materie gut auskennt.

 

Meine Südstadt: Frau Müller, wie geht es den Gänsen so im Allgemeinen?

Esther Müller: Die Probleme mit der Haltung gibt es heute vor allem im Ausland. In Deutschland leben die Gänse in der Regel im Freiland oder in einer Stall-Auslauf-Kombination. Das ist schon ganz schön. Nur fehlt ihnen das Badewasser.

 

Wie bitte?

Ja, ein Teich, oder ein Bachlauf. Den finden Sie in der Mast meist nicht.

 

Wozu braucht die Gans das?

Sie ist ein Wasservogel. In der Mast bekommt sie Wasser zum Trinken, hat aber nur selten eine Wasserfläche. Dabei haben viele ihrer Verhaltensweisen mit dem Wasser zu tun.

 

Welche sind das?
Natürlich das Baden und die Gefiederpflege an erster Stelle. Und Gänse schlafen oft auf dem Wasser zum Beispiel. Das tun sie zum Schutz gegen ihre natürlichen Feinde. Und sie gründeln gern.

 

Gründeln?

Sie fahren mit dem Schnabel auf dem Grund des Wassers entlang und wirbeln ihn auf, um Nahrung zu finden. Aber so ist das in der Gänsehaltung: Immer wenn Sankt Martin und die Weihnachtszeit kommen, sehen Sie plötzlich Gänse auf der Weide. Und das Wasser fehlt.

 

Bei den Gänsen werden ja vor allem die Haltungsbedingungen in Polen und Ungarn kritisiert.

Und die in Frankreich, vergessen Sie nicht die Stopfleber – auch wenn hierfür hauptsächlich Enten gehalten werden.

 

Bei uns ist das Stopfen verboten.

Ja, so steht es im Tierschutzgesetz, Paragraph 3, Absatz 9: ‚Es ist verboten, einem Tier durch Anwendung von Zwang Futter einzuverleiben, sofern dies nicht aus gesundheitlichen Gründen erforderlich ist.‘ Also, wenn die Gans aus Deutschland ist, können Sie sicher sein, dass sie nicht gestopft ist.

 

Es gibt Berichte darüber, dass Gänse bei lebendigem Leibe gerupft werden, um die Daunen zu bekommen. ‚Lebendrupf‘ nennt sich das.

Nach EU-Recht ist auch das verboten. In den Empfehlungen des Europarats heißt es in Artikel 23, Absatz 3: ‚Federn, einschließlich Flaumfedern, dürfen lebenden Tieren nicht ausgerissen werden.‘ Aber es gibt auch noch das Raufen. Das ist nicht das Gleiche.

 

Ich habe das Wort ‚raufen‘ in diesem Kontext noch nie gehört.

Raufen bedeutet, dass Federn in der Mauser ausgekämmt werden. Aber auch dafür müssen sie die Gans fixieren. Das bereitet den Tieren großen Stress und kann bei wehrhaften Tieren durchaus zu Verletzungen führen. Außerdem sind die Tiere nicht alle zur gleichen Zeit in der Mauser – und selbst an einem einzigen Tier befinden sich einzelne Bereiche des Körpers oft in unterschiedlichen Stadien der Mauser. Ganz sicher können Sie nur sein, wenn beides ausdrücklich ausgeschlossen ist, das Rupfen ebenso wie das Raufen. Aber das ist schwer zu kontrollieren.

 

Hat die Industrie denn inzwischen gemerkt, was geht und was nicht?

Ja, das Thema ist dort angekommen. Nicht nur beim Fleisch, sondern auch in den Bereichen, wo die Daunen verarbeitet werden, also bei Betten und in der Outdoor-Branche.

 

Sollen wir am besten einfach ganz auf die Gans verzichten?

Das wäre natürlich der kompletteste Tierschutz, also dass man gar keine tierischen Produkte isst und verwendet. Aber uns ist klar, dass wir es nicht schaffen, alle Menschen zu Veganern zu machen. Wenn Sie Fleisch essen möchten, rufen wir eben dazu auf, sich Gedanken darüber zu machen, wo es herkommt und eine bewusste, aufgeklärte Kaufentscheidung zu treffen.

 

Was kann ich als Liebhaber eines Gänsebratens also tun?

Lassen Sie sich nicht von wohlklingenden Begriffen täuschen. Achten Sie auf die gesetzlich geschützten Begriffe ‚Freilandhaltung‘, ‚bäuerliche Freilandhaltung‘ und ‚Bio‘. Die sind genau festgelegt. Ersterer meint, dass ein Tier mindestens die Hälfte seines Lebens einen Auslauf von vier Quadratmetern pro Tag hatte. Bei ‚bäuerlicher Freilandhaltung‘ muss ein Tier ab der achten Woche Auslauf haben – und zwar zehn Quadratmeter pro Tier. Bei ‚Bio‘ stehen jedem Tier 15 Quadratmeter zu – und es ist eine Wasserfläche vorgeschrieben.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Müller.

 

 

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Text: Jörg-Christian Schillmöller

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