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Sport

„Ich kämpfe für meine Familie“

Montag, 13. August 2012 | Text: Elke Tonscheidt | Bild: Karsten Schöne

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Der Kölner Südstädter Manuel Charr steigt Anfang September gegen Vitali Klitschko in den Ring. „Meine Südstadt“-Redakteurin Elke Tonscheidt traf den Boxer zum Mittagessen und erfuhr im Gespräch, was ihn bewegt.

„Das ist ein netter Kerl, oder?“ Der sympathische Senior setzt sich lächelnd an unseren Nebentisch. Für ihn ist das gar keine Frage, mehr ein Statement. Er kennt Manuel, weil er hier häufig is(s)t, im Teatro – dort, wo der „Koloss aus Köln“ eben auch meistens luncht. Heute mit mir und unser zweites Zusammentreffen ist tatsächlich mehr als nett.

Manuel Charrs Ausstrahlung ist vielseitig: Er ist ein harter Kämpfer, klar, denn mir sitzt nicht irgendwer gegenüber, sondern der Herausforderer von Vitali Klitschko, auch als Dr. Eisenfaust bekannt. Am 8. September wird der Schwergewichtskampf live aus der Olimpiski in Moskau übertragen – vor bis zu 30.000 Zuschauern. Klitschkos Höhnen, sein Herausforderer werde sich die Zähne an ihm ausbeissen, kommentiert Charr: „Ich bin locker.“ Und wie so oft unterlegt er seine Meinung mit einem Zitat, denn schon Gandhi habe gesagt: ‚Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.‘

Die Kellnerin bringt einen Teller Nudeln, pur. „Mehr kriegst Du heute nicht, Manuel“, flachst sie und der 27jährige, 1,93 Meter große Mann spielt mit. Er weiß ja, dass der Teatro-Koch genau nach Plan kocht, um den Profiboxer möglichst gut zu ernähren. Auf einem separaten Teller werden Hähnchen und Gemüse serviert. Das Handy vibriert pausenlos, Manuel entschuldigt sich für die Störungen, aber es gibt dieser Tage enorm viel zu managen. Nur noch wenige Wochen bis zum Showdown..

Dabei ist sein Tagesablauf sehr strikt – Training am Morgen, Lunch am frühen Mittag; anschliessend ist er telefonisch eine Stunde besonders gut erreichbar, heute ruft sein Team schon vor 13 Uhr an. Kurz und höflich gibt er Anweisungen, nickt, lächelt. Vor seinem Mittagsschlaf muss er gleich noch einen Anwaltstermin erledigen, am Abend wieder Training. Disziplin ist das, was er an den Deutschen am meisten schätzt. Und Disziplin ist auch für ihn oberstes Gebot.

Manuels Vater ist Syrer, er selbst ist aber im Libanon geboren, hat dort seinen Vater im Bürgerkrieg (1975-1990) verloren. Die libanesische Mutter ist 14, als sie ihr 1. Kind bekommt. Mit ihm, dem Jüngsten, und seinen sieben Geschwistern muss sie ohne fremde Hilfe fliehen, als er keine fünf Jahre alt ist. Manuel hat ein hartes, ihn prägendes Leben auf der Straße hinter sich. Ihm etwas vorzumachen in Sachen Überleben ist schwierig – und hieraus zieht er einen guten Teil seiner Kraft. Und aus der Philosophie. Schon bei unserem 1. Treffen scherzt er: „Ich weiß, dass ich nicht so aussehe, aber ich lese gern.“

Der Bestseller ‚The Secret‘, gehört zu Charrs Lieblingslektüre: „Mich fasziniert dieses Buch immer wieder.“ Natürlich kenne ich das Werk, das suggeriert, man selbst sei Schöpfer jeglicher Realität. Gelesen habe ich es nicht. Bekannt wurde es u.a., weil ihm Kritiker eine Pseudo-Wissenschaftlichkeit vorwerfen. Was ihn denn so inspiriere, will ich wissen. „Lass Dich überraschen“, antwortet Manuel, und: „Ich sag nur: Der Wille versetzt Berge.“ Genau darum geht es ja auch in ‚The Secret‘ – der feste Glaube an die Macht der eigenen Gedanken helfe bei der konkreten Umsetzung eines positiven Ziels. Und dieses hat er glasklar vor Augen: „Ich will den Stärksten der Welt schlagen“, wird Manuel, der in Bayenthal wohnt, nicht müde in jedem Interview zu erklären. Und er ist sicher: „Ich wachse mit der Aufgabe.“

Dieser Kampf, der vermutlich Klitschkos letzter sein wird, ist Charrs „größte Ehre“. Er weiß genau, dass sein Boxidol fast alle seiner 46 Profikämpfe gewonnen hat, 40 sogar durch K.o. Doch auch seine eigene Bilanz kann sich sehen lassen: „Ich stand 40 mal im Ring, als Amateur, Kickboxer, Profi. Von 21 Profikämpfen habe ich alle gewonnen, davon 11 durch K.o.“

Was ist für Mahmoud Omeirat Charr, der als Manuel Charr mit deutschem Pass kämpft, wichtig? Respekt zu haben – und diesen zollt er als Allererstes seiner Mutter. Ein wahres Kraftzentrum sei sie für ihn. „Kannst Du Dir vorstellen, wie das ist, mit acht Kindern nicht nur zu fliehen, ganz allein, sondern sie auch in einem fremden Land großzuziehen?“ Schwer, gebe ich gern zu. Sehr schwer. Der Mutterinstinkt, sagt Manuel, sei einfach unglaublich. Und so spielt sie seit jeher eine große Rolle für den Profisportler. Seine Kämpfe schaut sie sich nicht an: „Das kann sie nicht… Welche Mutter würde das aushalten? Aber sie freut sich hinterher natürlich immer sehr, wenn ich gewonnen habe.“

Jetzt muss er, der wie sein großes Vorbild Vitali Klitschko als Kickbox-Weltmeister ins Profiboxen wechselte, erstmal weiter hart trainieren, sich optimal vorbereiten. Mit einfachsten Mitteln. Kein prominenter Boxstall steht (mehr) hinter ihm. 2011 trennte  er sich von Felix Sturm, dem heutigen WBA-Superchampion im Mittelgewicht, der einst auch Stefan Raab trainierte: „Es hat einfach nicht mehr gepasst zwischen uns“, sagt Charr trocken, wohl auch, um kein weiteres Porzellan zu zerschlagen. Der in Leverkusen geborene Sturm ist in Köln ja ebenfalls bekannt wie ein bunter Hund, aber das ist für Charr jetzt Historie. Gegenwart und Zukunft zählen.

Und die sind knallhart: Am Bonner Wall ackert Charr im von außen schmucklosen Trainingszentrum ‚Kraftpunkt‘, direkt neben Sturms Stall. Finanziert wird er mit Hilfe von Freunden. Er ist „sehr umtriebig“, weiß PR-Manager Sascha Rinne, der für Ende August ein öffentliches Training vorbereitet. Das Interesse an Manuel Charr, der erst vor zweieinhalb Jahren nach Köln kam, wächst täglich. „Anfang 2010 habe ich mich in die Südstadt verliebt“, gesteht der 110 Kilo schwere Kerl. Die bodenständige Art des Kölners ziehe ihn total an; das „schnelle Per Du sein“. Oft grüßt er, wir sitzen vor dem Teatro auf dem Bürgersteig, jemanden, der vorbei geht. Das gefällt ihm. Für ihn seien alle Menschen gleich, jeder habe seine Gabe und die zu achten, darauf käme es an.

Das klingt alles sehr nett; so nett, wie es unser Tischnachbar, der häufig rüber blinzelt, ja beschrieben hat: Ein „netter Kerl“, der Manuel. Dazu passt auch, dass er seiner Mutter versprochen hat, ihr nach seinem Sieg am 8.9. endlich die Einbauküche zu schenken, die sie sich so sehnlichst wünscht. Aber kann das gut ausgehen, der Kampf zwischen einem gierigen Löwen und einem routinierten Boxchamp? Cheftrainer Clive Salz weiß, dass der extrem erfahrene Weltmeister, das „Trainingstier Vitali“, nicht zu unterschätzen ist, gibt aber zu bedenken: „Charr ist der jüngere, frischere, hungrigere.“ Klitschko hingegen stehe ein bisschen „in der Abendsonne seiner Karriere.“

Es ist der unerschütterliche Glaube an sich selbst, der Manuel Charr auszeichnet. So ging er schon 2009 auf Schalke auf sein Vorbild Vitali zu – mit der Bitte um ein Handyfoto. Auf dessen erstaunte Frage, ob er etwa mit ihm boxen wolle, antwortete Charr: „Ich werde mich melden, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.“

Einer von Manuels Lieblingssprüchen ist: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“ Wir von der Südstadt-Redaktion wünschen ihm, der sich aufgrund der Lebensgeschichte gern mit Rocky vergleicht, alles Gute. Möge dem ‚Diamond Boy‘, so sein Kampfname, sein Talent und seine tiefe Überzeugung zugute kommen: „Ich kämpfe für meine Familie, merk Dir das!“, hat er Vitali Klitschko in einem Interview zugerufen.

 

Mahmoud Omeirat Charr alias Manuel Charr kämpft am 8. September 2012 in Moskau gegen Vitali Klitschko.

Wenn Sie noch mehr über Manuel Charr erfahren möchten schauen Sie die Offizielle Seite www.facebook.com/officialmanuelcharr oder www.manuel-charr.de/

 

Herausforderung an Vitali Klitschko auf Video unter: www.youtube.com/watch?v=4WDanjH-49Q&feature=youtube_gdata_player
 

Text: Elke Tonscheidt

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