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Gesellschaft Politik

Jeder Jeck ist anders

Donnerstag, 18. September 2014 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Paragraf 1 des kölschen Grundgesetzes lautet: Jeder Jeck ist anders. Aber wehe, er ist anders jeck als all die anderen. Dann kennt man in dieser Stadt am liebsten keine Gnade. Wie das in der Praxis aussieht, erlebt derzeit – wieder einmal – Sri Ketan Rolf Tepel in seinem ParaDies-Garten am Eifelwall. Auf der dort seit langem brachliegenden Fläche lebt der Künstler seit neun Jahren mit einigen Gleichgesinnten in Bauwagen und selbst gebauten Hütten, akzeptiert von der Nachbarschaft, die häufig bei ihm zu Besuch ist. Der ParaDies-Garten soll jetzt weg, weil er laut der städtischen Gebäudewirtschaft den Vorarbeiten für die Archivbaustelle im Weg ist. Die Stadtverwaltung setzt Ketan massiv unter Druck. Eine Räumfrist bis zum 15. September ist verstrichen. Nun soll der Künstler eine notarielle Vereinbarung unterschreiben, dass er spätestens Ende Dezember mit den weiteren Bewohnern das Grundstück verlässt. „Das haben wir abgelehnt“, sagt Ketan.

Aus seiner Sicht soll die Stadt ihm eine Kündigungsfrist bis Mai einräumen. Dann, so sagt er, wird er das Gelände verlassen und weiterziehen. „Wir sind gerade dabei, uns winterfest zu machen“, berichtet er von den derzeitigen Aktivitäten. Und das ist eine Menge Arbeit. Ein zweigeschossiges Gebäude steht im Rohbau, der Dachstuhl ist fertig. Jetzt müssen Außenwände und Dach folgen. „Wir verstehen uns als Landfahrer. Die verkriechen sich im Winter und gehen im Frühjahr auf Fahrt.“

Ein Gespräch mit Axel Rostek, dem stellvertretenden Chef der städtischen Gebäudewirtschaft, sei ergebnislos verlaufen. Rostek war im ParaDies-Garten erschienen, um ein Anliegen des Amtes für Denkmalschutz zu vertreten. Links vom Eingang zum ParaDies müsse eine Grube mit einer Fläche von 20 mal 20 Metern und fünf Metern Tiefe ausgehoben werden, um die Betonfundamente einer ehemaligen preußischen Festungsanlage begutachten zu können. Dafür, so Rostek, müssten das ParaDiesTor, der Saloon mit dem Ausstellungsraum und die Foodsharingstelle weichen. Ebenfalls abgeräumt würde die Mauer zwischen Eifelwall und Garten. Eine Eibe und ein weiterer Baum würden gefällt. „Um die Planungen weiter treiben zu können, muss dieses Loch sehr kurzfristig geschachtet werden. Also in den nächsten Tagen“, machte Rostek unmissverständlich klar. „Ich bin nicht hier, um die Gebäudewirtschaft daran zu hindern, das zu tun, was sie tun muss“, entgegnete Ketan. Allerdings sah er sich nicht in der Lage, die Gebäude in so kurzer Frist ab- und wieder aufzubauen. Und vor allem, wo?

„Wir brauchen diese Strukturen über den Winter. Die nächsten neun Monate werden sehr anstrengend. Die Werkfähigkeit muss erhalten werden, damit wir im Mai so mobil sind, dass wir aufbrechen können“, fuhr Ketan fort.

„Ich kann nachvollziehen, dass Ihnen diese Entscheidung nicht passt. Aber sie leben hier auf diesem Gelände seit Jahren unentgeltlich. Da waren wir wohl zu gutmütig. Jetzt erwarten wir ein Entgegenkommen. An einer juristischen Auseinandersetzung hat die Stadt im übrigen kein Interesse. Aber auf diesem Grundstück geht für Sie nichts mehr. Das ist die Gefechtslage“, erklärte Rostek. Ein Ersatzgrundstück für einen Umzug des ParaDies-Gartens gebe es nicht.

Stand jetzt: Die Gebäude stehen noch, dem ParaDies-Garten wurden Strom und Wasser abgestellt. Der Rechtsanwalt des Gartens hat eine einstweilige Verfügung erwirkt, die der Gebäudewirtschaft nahe legt, Strom und Wasser wieder anzuschließen. Mittlerweile brummt im ParaDies-Garten ein Generator für Strom, die Besucher und Besucherinnen werden gebeten, Wasser in Flaschen mitzubringen. Den Mitarbeitern der Gebäudewirtschaft wurde von ihrer Chefin untersagt, mit den ParaDies-Gärtnern zu sprechen. Die Polizei war da, um die Personalien der ParaDies-Gärtner festzustellen. Wie es weiter geht, weiß gerade niemand.

Ketan prüft, ob er im kommenden Frühling mit den mobilen Werkstätten und Ateliers auf das Tempelhofer Feld in Berlin zieht. Erste Gespräche in der Hauptstadt hätten ergeben, dass  diese Möglichkeit vielleicht besteht. Dann möchte er aber nicht mehr in dem Nachfolgeprojekt wohnen. Neun Jahre im ParaDies-Garten sind auch an Ketan nicht spurlos vorbeigegangen. Schon für den kommenden Winter wünscht er sich ein anderes Dach über dem Kopf. „50 Meter von hier stehen Schul-Container des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums leer. Die werden nicht geheizt. Innen breitet sich Schimmel aus. In denen könnten wir doch vorübergehend unterkommen. Aber die Stadt lehnt das kategorisch ab. Mensch, selbst einen Hund schickt man im Winter nicht vor die Tür.“
 

Text: Stefan Rahmann

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