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Lükes Liebes Leben

Käsebrötchen grüßen – Lükes liebes Leben

Montag, 3. April 2017 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Als ich am letzten Samstag nach dem Aufstehen schlaftrunken meine Rollos hochzog, lächelte mich überraschend Hack an. Ingrid Hack von der SPD, die mich als Kandidatin für den Kölner Süden per Plakat am Laternenpfahl bat, ihr doch bitteschön am 14. Mai meine Stimme zu geben. Lächeln trifft diesen Gesichtsausdruck auf der Werbetafel allerdings nicht wirklich. Sieht eher aus, als habe sie wer unter Androhung von körperlicher Gewalt genötigt, für dieses Fotos zu posieren. Nun kenne ich Ingrid Hack nicht persönlich, habe mir aber von Kundigen sagen lassen, dass sie sich vor allem für Bildungspolitik engagiert, im Landtag einen durchaus guten Job macht und überdies auch noch nett sei. Schön und gut.

Aber wie kommt die Frau, von ihrem beruflichen Werdegang her auch noch Spezialistin für Marketing, zu diesem Gruselfoto? Haben die Sozen kein Geld für Stylisten, Fotografen und können noch nicht mal Photoshop? Jetzt komme mir keiner mit dem Argument, so eine Landtagswahl sei schließlich kein Model-Schaulaufen. Da gehe es doch vor allem um politische Inhalte. Wenn dem so wäre, könnten sich ja alle Parteien die Zumüllung der Stadt mit diesen komplett sinnfreien Werbetafeln einfach schenken. Weil sie aber wissen, dass dem nicht so ist, hab´ ich jetzt noch eineinhalb Monate Hack vorm Frühstück. Dass ihr Plakat auch noch von „#NRWir“ geadelt wird, macht die Sache nicht besser. Hat diesen Geniestreich die Kampa Berlin ausgebrütet oder beschäftigt uns´ Hannelore für derlei Witzigkeiten eine eigene Agentur in Düsseldorf?

Hauptgewinn morgens um 8
Aber ich bin ja kommunikationstechnisch auch nicht so auf der Höhe. Beispielsweise klingelt mein Telefon vor 9 Uhr morgens so gut wie nie. Falls doch, fährt mir regelmäßig der Schreck in die Glieder: Ist was mit Mutter? Oder hat der Sohn auf dem Schulweg womöglich einen Bus gestreift? Oft ist es dann doch nur ein Mensch, der mich in gebrochenem Deutsch über einen Hauptgewinn informieren möchte, für dessen Überweisung er dringend meine Bankdaten bräuchte. Andererseits verspüre ich selbst auch nie das Bedürfnis, zu dieser Stunde irgendwem irgendwas mitzuteilen, das nicht noch gut ein, zwei Stunden warten könnte. Spektakuläre Erlebnisse halten sich bei mir kurz nach dem Aufstehen extrem in Grenzen. Womit ich aber offensichtlich ein Auslaufmodell bin.

Schwung ins Leben bringen
Jedenfalls sehe und höre ich bei meinen morgendlichen Spaziergängen durch den Rheinauhafen massenhaft Mitmenschen, die auf dem Weg ins Büro auch schon zu dieser Uhrzeit ein schier grenzenloses Mitteilungsbedürfnis haben. Letztens stand ich an der Ampel und schnappte von einer ungefähr Mittzwanzigerin notgedrungen folgendes Telefonat auf. „Ich bin gerade aus dem Bus raus und gehe mir gleich bei Mauel ein Brötchen kaufen. Die sind da super-lecker. Mit Salatblättern, Tomaten und so. Meistens nehm´ ich ja die mit Schinken, aber ich glaube, heute probier ich mal Käse. Und dazu noch `nen Latte Macchiato to go.“ Heute also Käse. Wow! Die Frau traut sich was. So bringt man Schwung in sein Dasein. Ich weiß natürlich nicht, wer der Mensch am anderen Ende der Leitung war und wie er diese brisante Mitteilung aufgenommen hat. Hat er die Frau zu ihrem mutigen Schritt beglückwünscht oder womöglich vor bösen Listerien im Käse gewarnt? Keine Ahnung. Irgendwann sprang die Ampel während des Gespräch auf Grün. Womit für mich der belauschte Smalltalk leider beendet war.

Mit Verlaub, wenn mich um 7 Uhr 50 eine Bekannte anrufen würde, um mir mitzuteilen, dass sie sich gleich ein Käsebrötchen kaufen geht, würde ich entweder auf ein gerüttelt Maß an Restalkohol tippen oder besorgt über eine umgehende Einweisung die Geschlossene nachdenken. Doch die Frau mit dem Käsebrötchen, ich seh´ sie praktisch jeden Morgen, telefoniert dauernd. Mit wem auch immer. Aber womöglich war Mutti am anderen Ende der Leitung. Zu der und ihrer Heimat scheinen viele der Bediensteten im Rheinauhafen nach wie vor eine überaus enge Bindung zu haben. Zumindest ist die Dichte an mitgeführten Rollköfferchen freitags wesentlich höher als an anderen Wochentagen. Vielleicht jetten die aber auch übers Weekend mal eben nach Big Apple. Und rufen dann an, wenn sie sich auf dem Broadway einen Bagel gekauft haben. Mit was auch immer.

Ich Zurückgrüßer
Eine andere Begleiterscheinung des inflationären Handywesens: Ich grüße jetzt öfter. Genauer gesagt: Ich grüße zurück. Wobei ich schon immer ein großer Zurückgrüßer war.  Das hat mit meinem miserablen, bzw. überaus selektiven Personengedächtnis zu tun. Es gibt Menschen, denen ich vor Jahren mal zwischen Tür und Angel begegnet bin, die ich sofort wiedererkenne, aber auch solche, mit denen vielleicht einen längeren Plausch hatte, deren Gesichter mir schon ein paar Tage später nichts mehr sagen. Null. Womit ich eigentlich kein Problem habe. Ich denke, es wird schon seinen Grund haben, wenn mein Gedächtnis die Speicherung mancher Zeitgenossen verweigert. Weil ich aber nicht als unfreundlicher Zeitgenosse gelten möchte, grüße ich sicherheitshalber zurück, sobald mir irgendwer im Vorbeigehen ein „Hallo!“ zuwirft. Inzwischen mache ich allerdings zunehmend die Erfahrung, dass ich mit diesem „Hallo!“ gar nicht gemeint bin. Was mir aber erst bewusst wird, wenn ich sehe, dass die vermeintlich freundlichen Passanten verkabelt sind. Menschen mit Freisprecheinrichtung, die gerade ein Gespräch reinbekommen und mich nun ob meines Grußes verwirrt anschauen.

Ausziehen! Aber sofort!
Und dann war da letzte Woche noch die dpa-Meldung von dem bedauernswerten Arbeiter in Indonesien, der auf einer Plantage einer Python zum Opfer gefallen ist. Alle Zeitungen von FAZ bis SPIEGEL online haben die Meldung gebracht. Wobei die Länge des Reptils allerdings zwischen 4 und 7 Metern schwankte. Aber überall stand zu lesen, der Mann sei „mit Haut und Haar“ verschlungen worden. Was ja wohl soviel wie „am Stück“ heißen sollte. Mit Verlaub: Die Beißwerkzeuge von Schlangen sind grundsätzlich nicht dazu geeignet, Beute vor dem Verzehr in Kleinteile zu portionieren. Und mit Krallen bewehrte Pfoten, die ihnen dabei helfen könnten, haben sie bekanntlich auch eher selten. Die Krönung der Meldung: Das Opfer sei, nachdem man es aus dem Bauch der getöteten Schlange geholt habe, „noch vollständig bekleidet gewesen“. Ach was? Hätte das Tier seinem Opfer vor dem Tötungsdelikt vielleicht mit vorgehaltener Waffe „Ausziehen! Aber sofort!“ zurufen sollen? Könnte bei der Einstellung von Verlags-Praktikanten vielleicht nicht schaden, hin und wieder auch einen Blick auf die Abi-Note in Bio zu werfen.

 

Text: Reinhard Lüke

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