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Sport

Kick it like Klose

Sonntag, 15. Juni 2014 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Die WM läuft. Morgen spielen die Deutschen um den Gruppen-Sieg, nach einem Super-Auftakt gegen Portugal und einer extrem spannenden zweiten Halbzeit gegen Ghana mit Miro Kloses Rettungstor. Das ist Fußball im Großen. Hier werden Weltmeister gemacht. Am Kartäuserwall 55 auch. Auch hier trainieren regelmäßig Nationalspieler. Allerdings nicht auf dem großen Platz, sondern am kleinen Tisch.

Am Kartäuserwall 55 liegt die Kölner Kickerfabrik. Seit einem halben Jahr trainieren hier fast jeden Tag um die 20 Tischfußballer. Sie spielen privat, sie spielen für eine Rangliste, aber sie spielen auch in der Kölner Kickerliga und in der NRW-Liga.

Es ist 19 Uhr an einem Werktag, und trotz der WM sind die Kellerräume bald mit Sportlern gefüllt. Sportler? Genau. Denn seit 2010 ist das Kickern eine echte Sportart. Und kann deswegen auch als solche gefördert werden, zum Beispiel mit Geldern für Jugendarbeit.

„Und das Ganze ist dem Saarland zu verdanken“, sagt Thomas Scherf, der Initiator der Kickerfabrik. Er ist Bau- und Möbelschreiner in Köln-Höhenhaus, er spielt in der NRW-Liga, aber beides ist hier unten vollkommen egal. „Denn“, sagt er, „am Tisch sind alle gleich“.

 

Aber zurück ins Saarland. Eine Sportart als solche anzuerkennen, ist gar nicht so einfach. Dafür würde man in NRW 10.000 bis 12.000 gelistete Spieler brauchen. Die hat das Land aber bei weitem noch nicht. Bis jetzt jedenfalls. Im Saarland scheint das Kickern dagegen ein Breitensport zu sein: Dort gab es mehr als 6.000 gelistete Spieler – angesichts der Größe des Landes war das genug, um den Antrag als Sportart zu stellen.

Für NRW entpuppte sich die Bürokratie als Glücksfall, denn was für das Saarland galt, wurde auf die gesamte Bundesebene übertragen. Und schon war das Kickern kein Hobby mehr, sondern ein echter Sport.

In den Trainingsräumen im Keller treffen Rechtsanwälte auf Künstler, Informatik-Professoren auf Autobauer. Mannschaften gibt es in Köln heute 48, verteilt auf drei Ligen. Das macht ungefähr 480 Spieler. „Djamal zum Beispiel ist ein echter Elitekicker, aber der spielt hier genauso mit wie alle anderen.“ Und was ist mit Spielerinnen? „Wir haben eine ziemlich hohe Frauenquote“, sagt Thomas Scherf. „Es sind fast zehn Prozent. Im Bundesvergleich ist das schon viel.“

 

„Wir haben eine ziemlich hohe Frauenquote“, sagt Thomas Scherf.

Kickern heißt körperliche Nähe. „Vom Schweiß bis zum Deo riechst Du hier alles“, erzählt Thomas Scherf. Ein Spiel geht nicht nach Zeit, sondern nach Punkten. Bei fünf Treffern ist in der Regel Schluss, es sei denn, es gibt einen Entscheidungs-Satz. Der kann dann bis acht gehen. Das klingt nach kurzen Spielen, kann sich aber ganz schön in die Länge ziehen. Zum Beispiel, wenn zwei Spieler mit dem gleichen Level aufeinandertreffen. Egal, ob gut oder schlecht.

„Ab einem bestimmten Niveau geht es nicht mehr um die Technik. Dann findet das Meiste sowieso im Kopf statt“, sagt Thomas Scherf. Das ist auch auf dem Wappen der Kickerfabrik zu sehen: Darauf ist ein Zahnrad zu sehen, das aus dem Kopf einer Kickerfigur herausragt.

Beim Tischfußball wird genauso gefachsimpelt wie in jedem anderen Sport. Es geht um die Technik, es geht um Schweißbänder an den Griffen, es geht um Bälle – und es geht natürlich um die Tische.

Aladdin zum Beispiel trainiert jetzt gerade am klassischen, grünen Leonhart-Tisch. Er hat die Griffe mit buntem Band umwickelt. „Das find ich so hygienischer“, sagt er. Aladdin probt gerade das Pass-Spiel von der Fünfer- auf die Dreier-Reihe. Mittelfeld auf Stürmer eben. Im nächsten Raum steht ein Tisch, der aussieht wie ein amerikanisches Auto aus den Fünfziger Jahren, aus Frankreich stammt und einen italienischen Namen trägt: Am Bonzini-Tisch spielt man mit Metallfiguren auf hartem Boden.

Noch härter geht es am Garlando zu, der aus Italien kommt. Hier ist der Untergrund eine gehärtete Glasplatte, und auch die Puppen sind besonders hart. Das Spielgefühl ist ein ganz anderes als etwa am Leonhart-Tisch. Ganz im Gegensatz zum amerikanischen Tornado, dessen Figuren aussehen wie gedrungene Klonkrieger aus Star Wars. Dort hat der Torwart sogar Beistand: Die Ecken des Bodens sind nicht erhöht, dafür stehen in der letzten Reihe gleich drei Figuren. Fehlt noch der lange Ullrich. Er ist auf beiden Seiten je 7,5 Zentimeter länger als die anderen Tische.

Ganz klar: in diesem Keller steckt eine Menge Aufwand. Den Grund für soviel Mühe erzählt Thomas Scherf gern und mit einem Grinsen im Gesicht. „Bei uns in der Firma stand ein Kicker. Und ich habe immer auf den Sack gekriegt.“ Scherf fing an, nach Gleichgesinnten zu suchen und zu trainieren. Aber: „Da habe ich dann wieder auf den Sack gekriegt. Und eine Menge Geld gelassen, denn ein Spiel kostet in der Kneipe ja 50 Cent.“ Scherf ließ trotzdem nicht locker. „Die guten Spieler haben mir immer wieder Tricks erklärt und geholfen. Und mir kam die Idee: Man bräuchte einfach mal Räume, um in Ruhe zu trainieren. In der Kneipe kann ich ja kaum eine Stunde am Stück einen Tisch blockieren.“

Damit schließt sich der Kreis: Heute zeigt er selbst dem Nachwuchs, wie man richtig gut kickert. Und, meint er nicht ohne Stolz: „Irgendwann kriegst Du nicht mehr so oft auf den Sack. Außer wenn Djamal da ist.“

 

 

Autoren: Nora Koldehoff und Jörg-Christian Schillmöller

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Weitere Informationen finden Sie hier: www.kickerfabrik.de
 

Text: Gastbeitrag

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