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Kultur

Kölner Kulturpreis für Klangbasierte Künste – Rochus Aust von der Lutherkirche ausgezeichnet

Mittwoch, 10. Juli 2019 | Text: Alida Pisu | Bild: Rochus Aust by Jan Verbeek/Sonja Grupe

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Rochus Aust und den Klangbasierten Künsten an der Lutherkirche wurde der Kölner Kulturpreis in der Kategorie „Junge Initiativen“ verliehen. Ich treffe mich mit Rochus Aust, der Kurator an der Lutherkirche ist, und dessen Veranstaltungen und Ausstellungen ich mit Interesse verfolge.
Rochus, herzlichen Glückwunsch und auch schon gleich die erste Frage: was kann man sich unter „Klangbasierte Künste“ vorstellen?
Alles, was klingt zwischen Musik, Kunst, Technik und Natur. Also ein breit aufgestellter Kosmos an klanglicher Kunst, die nicht notwendigerweise nur Musik sein muss oder auch nicht in das Genre Klangkunst passen muss beziehungsweise auch nicht nur vom Kunstgedanken herkommen kann. Es kann sogar dahin gehen, dass der Klang verneint wird und es um Stille geht.
Was ist für Dich das Besondere daran?
Dass es ganz außerhalb der üblichen Genres existiert und da unheimlich viel Neues passiert und sehr viele Künstler da Sachen machen. Nicht erst seit zwei Jahren, sondern eigentlich schon immer. Aber in diesen Genre-Schubladen wird vieles nicht gesehen, weil es eben nicht eine Komposition ist oder nicht eine Oper ist oder nicht ein gemaltes Werk oder eine Installation.

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Es ist irgendwas dazwischen und wird deshalb nicht gesehen. Da gibt es viele spannende Dinge, die ich sehr mag, gerne sehen möchte und deshalb sie auch zeigen will.
Du bist ja erst zwei Jahre als Kurator an der Lutherkirche. Nach so kurzer Zeit schon einen Preis zu bekommen: empfindest du ihn als Anerkennung für Deine Arbeit?
Ich freue mich sehr, dass wir, also die Künstler, die hier was machen, diese Sichtbarkeit haben und dass es offensichtlich angekommen ist, dass wir etwas machen, was zwischen diesen Genres steht. Dass es wesentlich mehr gibt als die einzelnen Schubladen: da sehe ich die Anerkennung. Dass wir uns um genau diese Diversität kümmern und nicht um irgendwelche Blockbuster oder große Namen.
Wie sind denn die Reaktionen der Zuhörer/innen und Zuschauer/innen?
Ich glaube, was die Leute sehr mögen, ist die Atmosphäre, in der das verhandelt wird, die diskursiv und immer offen ist und alle mitnimmt. Der Diskurs zwischen den Professionellen und denen, die kommen, ist das Wichtige.

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Und da ist die Lutherkirche ja sowieso ein Ort, der eine sehr offene Atmosphäre hat. Hier wird nicht gesagt: „Ihr sollt und müsst“, sondern „Ihr dürft und könnt.“ Das merken die Künstler, das merkt auch das Publikum. Wir haben hier an jedem letzten Mittwoch im Monat die SOIRÉE SONIQUE, in der es um klangbasierte Künste geht. Da erlebe ich ein Publikum, das sagt: „Die SOIRÉE ist für uns ein fester Termin, wir kommen, so oft es geht. Weil es der schönste Termin ist, den wir uns in Köln momentan vorstellen können.“
Wie viele Ausstellungen pro Jahr werden gezeigt?
Sechs bis acht Ausstellungen im Jahr, wenn es Fördergelder gibt, auch mehr.
Manchmal sehe ich mir eine Ausstellung an und verstehe rein gar nichts. Nicht, was das Ganze soll, auch nicht, was der Künstler mir sagen will. Dann frage ich mich: bin ich zu blöd, das zu kapieren oder brauche ich eine andere Herangehensweise, damit es sich mir erschließt?
Die übliche Variante ist: man schreibt einen Text und klebt ihn an die Wand. Da steht alles drauf, was man dazu glaubt. Als Kurator oder als Künstler. Dann kommt das Publikum, liest den Text, glaubt das, was im Text steht, gleicht es ab mit dem, was es sieht und sagt: „Ah, das ist so.“ Das geht so weit, dass man ein blaues Bild malt und dazu sagt: „Ihr seht ein blaues Bild, aber eigentlich ist es darunter grün und hat lila Punkte.“ Dann sieht das Publikum grün und lila Punkte unter dem blauen Bild.

Rochus Aust gibt ein Interview nach der Überreichung des Kölner Kulturpreises.

Ja, so funktioniert das!
Ich finde es aber ganz wichtig, dass man ein Kunstwerk sieht und erst mal mit sich selbst damit ist. Man wird eigentlich boshaft damit allein gelassen, um selbst zu gucken: was wollt ihr denn da oder man denkt: ist das wenig? Und dann denkt man: das kann gar nicht wenig sein, denn es wäre ja nicht da, wenn es nichts wäre. Und wenn man daraufhin anfängt, darüber nachzudenken, kommt man im besten Fall woanders hin, als der Künstler sich denkt. Das ist der Optimalfall, den ich sehr mag. Was der Künstler sich überlegt hat, kann man sich am Ende ja immer noch anhören. Vielleicht denkt man dann: Hm, hat der sie nicht mehr alle, was der sich dabei denkt? Das sehe ich überhaupt nicht. Oder: ach, passt das mit meiner Wahrnehmung zusammen? Ja, an der Ecke schon. So entsteht wieder ein Diskurs zwischen dem Menschen und dem Kunstwerk und zwischen dem Ausstellenden über das Kunstwerk zu den Menschen.
SO habe ich das noch nie gesehen. Vielen Dank für das Gespräch!

Nächster Termin der SOIRÉE SONIQUE: Mittwoch, 31.07.2019 um 20.00 Uhr Lutherkirche: CLOSING von BROTHER WHERE YOU BOUND

Text: Alida Pisu

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