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Kultur

Kölscher Alltag im 16. Jahrhundert

Dienstag, 4. Februar 2014 | Text: Judith Levold | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Um davon eine Vorstellung zu bekommen, braucht man historische Quellen. Eine solche Quelle sind die Tagebücher des Herrmann von Weinsberg (1518-1597), einem Kölner Ratsherren und Advokaten. Das in der beginnenden Neuzeit erstarkende Bürgertum fand sich offenbar spannend genug, um Autobiografisches für die Nachwelt festzuhalten – die seit dem 19. Jahrhundert bekannten Tagebücher, etwa 60.000 Blätter, lagerten gebunden im Historischen Archiv der Stadt Köln und wurden mit dessen Einsturz am 3. März 2009 ebenso unter Schutt und Schlamm begraben, wie die anderen Archivalien, aber: sie sind inzwischen geborgen und wieder hergestellt.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Geschichten erzählen“, zu der das Team des Historischen Archivs und sein Förderverein einladen, lesen und kommentieren Sänger Gerd Köster und Historiker Martin Stankowski am Mittwoch, den 5. Februar in der Lutherkirche Auszüge aus Herrmann von Weinsbergs Aufzeichnungen. Judith Levold traf die beiden Herren im Café Sur zum Gespräch.

Gerd Köster, kannten Sie die Texte vorher?
Gerd Köster: Nein, ich hatte davon gehört, es war ja eine besondere Archivalie, aber Martin hat mir dann mehr erzählt, und da ich ihm vertraue – also in solchen Dingen, politisch ja eher nicht, der ist ja immer noch bei den Grünen…

Martin Stankowski: …Nee, stimmt ja nicht. Bin ja längst ausgetreten, anlässlich des Afghanistan-Krieges…

Gerd Köster: Ok, dann ist ja gut. Also wir haben uns getroffen und die Textbeispiele besprochen, Martin hat gestrichen, ich nehme Striche wieder ´raus und überlege, ob ich einzelne Textstellen auch auf Kölsch machen könnte…

Wie wurde denn damals gesprochen?
Martin Stankowski: Also das war ja eine Art „Mittelhochdeutsch“ oder „Mittelhochkölsch“, es hieß wohl Neu-Ripuarisch. In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts hat es eine Übersetzung ins Neuhochdeutsche von Weinsbergs Tagebüchern gegeben. Ich habe „unsere“ Textstellen jetzt noch ein bisschen in unsere Sprache übertragen, habe aber bestimmte Begriffe bewusst gelassen, auch altmodische…

Gerd Köster: …und da, wo es die wörtliche Rede gibt, wo er zum Beispiel seinen Vater zitiert, das könnte man doch auf Kölsch machen, oder?

Martin Stankowski: Ja. Aber: Es ist eben eine reine Textquelle, keine Sprachquelle.

Gerd Köster: Und das ist schade. Was mich nämlich am meisten interessieren würde, ist der Sound von damals, wie hat das in der Originalsprache damals geklungen? Wie war das Sprachempfinden und wie die Wirkung – da versuche ich, zu interpretieren, das ist sehr spekulativ.

 

Wie aktuell ist das, was Herrmann von Weinsberg uns da zu berichten hat, denn heute noch?
Martin Stankowski: Also ich kann mich da schon identifizieren, beispielsweise mit der Beschreibung seines Studentenlebens, wie viel Alkohol da etwa getrunken wurde…

Gerd Köster: …oder auch das mit den Krankheiten, dem Leistenbruch, dem ersten Sex. Und: da war auch ganz schön Angeberei dabei.

Martin Stankowski: Ja, das ist Kulturgeschichte des Alltagslebens. Und man muss sagen, dass seine Anmerkungen ja die einzige Kölner Quelle aus dem 16. Jahrhundert über die Bauernkriege sind. Aber nochmal zurück zur Aktualität: als ich das hier zum Beispiel las, „Im Mai hat der Rat zu Köln den Platz vor dem Rathaus, der uneben war, aufbrechen und mit kleinen Steinen vollständig neu pflastern lassen; man hat einen von Antwerpen kommen lassen, Meister Adrian. Es hieß, es sollten Steinkohlen unter dem Platz gelegen haben, da war aber nichts dran. Man fand viele Fundamente in der Erde, wo vorher Häuser und Keller gestanden hatten…“ , da musste ich schon lachen! Natürlich hat das mit „Heute“ zu tun. So ist das mit Geschichte: welche Interessen haben wir, wie soll unsere Zukunft sein? Mit diesen Fragen schaue ich in die Vergangenheit.

Gerd Köster: Ich habe so einen Text noch nie vorgetragen bei einer Lesung, da bin ich schon gespannt.

Herr Köster, Herr Stankowski, vielen Dank für das Gespräch!

 

400 Jahre alt & nicht verstaubt – Die Tagebücher des Hermann von Weinsberg
Geschichte(n) rund ums Archiv mit Gerd Köster und Martin Stankowski
Am 05.02.2014 von 19:00 bis 23:00, Lutherkirche
Benefizveranstaltung zugunsten des Fördervereins Historisches Archiv
 

Text: Judith Levold

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