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Kultur

Künstlerische Positionen zwischen Recycling und Persiflage

Sonntag, 1. Mai 2011 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

In meiner Hand der Flyer von „Köln Süd Offen“. Ich drehe ihn immer wieder. Lageplan und Beschreibung, Lageplan und Beschreibung. Was schaue ich mir an? Ich gebe zu, die Offenen Ateliers interessieren mich vor allem, weil ich neugierig bin. Und zwar weniger auf die Kunst, als auf die Orte und die Menschen. Ich lerne gerne andere Leben kennen. Wie verbringen es die anderen? Wie sieht es darin aus? Nach diesem Bummel habe ich wieder ein paar mehr Menschen und Plätze, an die ich denken kann, und mir vorstelle, wie die dort gerade malen, bohren, bauen, nähen, Photos bearbeiten. „Ich folge dir überall hin,“ sagt Dirk, und ich freue mich, dass er mich begleitet, denn zwei Menschen plus eine Kamera sehen und erfahren mehr als einer alleine. Weil ich ja neugierig bin, möchte ich als erstes zu Art und Weise. Ich kenne Raymund Richter schon lange aus dem Weinladen.

Nun möchte ich doch mal sehen, wie es da aussieht, wo er die vorgekühlte Kiste Weißwein seinen Malschülern anbietet. Durch die rot gestrichene Pforte, über den Hof, den Lichterketten folgend, geht es in den Keller. Weiß gestrichene Wände, wo seine meist rotbläulichen Bilder Farbtupfer bilden, ein aufgeräumter Raum, kein wildes Atelier mit dreckigen Pinseln und an der Wand lehnenden Leinwänden. Die beiden bieten uns Wein an, und langweilen sich wohl ein wenig. Nicht viel los heute. Wen wundert s? Schönes Wetter und Fußball sind schlechte Voraussetzungen. „Richtig schön wird es am Abend. Dann kommen oft Leute, die man ewig nicht mehr gesehen hat. Da sitzen wir bis 4 Uhr morgens zusammen und erzählen. Verkauft wird selten was auf den Offenen Ateliers. Es macht eigentlich mehr Mühe und Kosten hier mitzumachen, als es „Erfolg“ bringt.“

 

Mein nächstes Ziel ist eindeutig von der Angabe „2. Hinterhof“ geprägt. Ich mag Hinterhöfe. Dieser ist in der Alteburger Strasse 40 und darin befindet sich das Atelier von Christian Hein. Im Kellerraum ist es kalt, aber wir schaffen es dennoch uns fast eine Stunde dort aufzuhalten. Was er macht gefällt mir. Gefällt mir wirklich. Warum? Ein Grund ist leicht zu nennen: Weil es mich inspiriert. Weil es mich anregt, auch mal wieder auf die Suche zu gehen, hinzuschauen, Dinge aufzuheben, in der Hand zu wenden, mit ihnen zu spielen, sie zu bemalen und zu arrangieren. So wie er das zum Beispiel mit einem Stein gemacht hat, in den er die Umrisse Nordamerikas gehauen hat, und mit vielen Streichhölzern ausgefüllt hat. Oder das Mosaik aus Fundstücken von Schiffsplankensplittern. Oder einfach ein selbst gefundener, aufgestellter Knochen, ein Haifisch-Rückenwirbel nämlich. Was mir richtig gut gefällt ist seine Malerei. Er malt auf Textil. Und das sieht wirklich toll aus. Es ist witzig und interessant arrangiert. Zum Beispiel auf dem Stoff eines Liegestuhls malt er einen Mann, der auf einem Stapel Liegestühle liegt. Sein Malen auf Stoff hat eine ganz besondere, ich würde es mal Leuchtkraft, nennen. Auf einer langen Stoffbahn aus grobem, beigen Stoff, spaziert eine Reihe von Menschen. Es sind Strandbesucher, die immer um sechs Uhr abends den Strand verlassen. So gesehen in Holland. Sie sind so deutlich gemalt, dass man sogar den Sonnenbrand erkennen kann. Ein Bild fasziniert mich besonders: Vögel. Ein Haufen Möwen auf einem ganz dünnen, hellblau bemalten Viskosestoff. Das Bild wirkt fast dreidimensional und macht Angst und Freude zugleich. Christian Hein, mein Highlight auf den Offenen Ateliers.

 

Ich könnte jetzt aufhören, aber wir gehen weiter. Wer weiß, was noch kommt. Das Bürgerhaus Stollwerk steht als nächstes auf meinem Plan. Da möchte ich gerne hin, weil ich den Ort mag. Aber was da geboten ist, enttäuscht mich eher. Wir müssen in den fünften Stock, wo dann ein uncharmanter Rundgang an unspektakulären Bildern vorbei führt, von denen ich nicht mal genau erkennen kann, wer die jeweiligen Künstler sind. Es ist niemand dort, der einem was erzählen könnte. Das hätte ich besonders gerne bei einem Bild, das wohl etwas Aufrütteln soll: Eine große Leinwand, schwarzer Untergrund und darauf diese umrandeten Leichen, die man aus dem Tatort kennt. Viele nummerierte Leichen auf der Leinwand und oben drüber steht „Duisburg Love-Parade“. Das war ein kurzer Besuch. Wir gehen weiter zum Kunsthaus Rhenania. Es ist sieben Uhr, und hier ist schon Feierabend-Stimmung. Zwei der Ausstellenden haben ihr offenes Atelier bereits geschlossen, aber wir treffen noch auf Bernd Arnold und Markus Lokai. Überall im Raum hängen Bilder, etwas konfus manchmal und ich lasse mir erklären, welche Bilder von wem sind. Dabei kommt mir die Idee, sie sollten doch die Besucher vor ein Rätsel stellen, nämlich genau dies zu erkennen und zuzuordnen. Finde die Handschrift des Photographen, sozusagen! Die beiden klagen über wenige Besucher. Naja, Samstag eben, morgen wird es mehr werden.

 

Jetzt gehen wir den weiten Weg bis hin zur Volksgartenstrasse. Wir durchqueren dabei die Rosenstrasse, wo ich gerne noch das Atelier von John Bachem angeschaut hätte, aber hier sind schon alle Türen im wunderschönen Innenhof verschlossen. Ins Art Corner, gegenüber der Pauluskirche, wollte ich, weil im Flyer steht: „Kölsche Tön“- Malerei und Zeichnung. Und in der Tat hängt der kleine Raum voller Kölner Dome (lautet so der Plural von Dom?? Wann benutzt man schon mal den Dom im Plural. Gibt ja nur den einen! Hihi!). Werner Grau erklärt, dass er einfach mal Lust hatte, dieses Objekt Kölner Dom, zu gebrauchen. Man kommt ja nicht drum herum, er ist immer da, ist Identität, und Künstler können damit Geld verdienen, denn ein Dom, wenn auch nur als zwei symbolischen Spitzen, verkaufen sich gut. “Gefallen tut mir das nicht, aber ich habe einfach mal das an die Wand gehangen, was ich selber grauslig finde.“ Um halb neun gibt es auch noch eine Performance zum Thema. Aber wir wollen weiter.

 

Letzte Station Fort Paul im Volksgarten. Schön hier! Da habe ich wieder was für mein Schatzkistchen von schönen Orten. Aber wir bleiben nicht lange. Wir sind wohl langsam müde und der Kunsthunger ist gestillt, und der echte kommt langsam. Hier soll heute abend die Tanz-in-den-Mai-Bottleparty stattfinden. Ich wünsche den Künstlern, das da noch was kommt, denn bisher sind nur ca. fünf Leute dort. Neulich schrieb mir ein Freund: „… Und weil du etwas Leidendes in dir hast. Oder suchend. Suche nach Heimat, Suche nach was Schönem. In meiner Sicht bist du ein Künstler.“ Ich möchte das einfach mal an den Schluss dieses Textes setzen. Sind Künstler Suchende? Das kann wohl nur jeder selbst beantworten.

Text: Sonja Alexa Schmitz

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