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Südstadt

Mai(ne) Gedanken

Freitag, 30. April 2010 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Sonja Alexa Schmitz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der Feiertag heißt Feiertag, weil wir was zu feiern haben. Zum Feiern brauchen wir freie Zeit. Und die haben wir heute! (Ich hoffe das gilt für die meisten, die das lesen.)
Wir haben Glück, es ist MAI-Feiertag. Nicht etwa 1. November, oder 3. Oktober. Da können wir im besten Fall Herbstlaub sammeln und uns mit heissem Kakao betrinken. Am Mai-Feiertag können wir so viel mehr machen. Wir können draußen sein. Wir können Maibowle trinken. Maiglöckchen pflücken. Mai-Spargel essen. Mai-ne Südstadt lesen. Und Maibäume zählen.

Ein freier Tag beginnt mit einem gemütlichen Kaffee. Den ersten sollte man bereits draußen nehmen. Im Stehen, mit redseligen, bunt gemischten Menschen aus dem Veedel um einen herum. Dafür gibt es zwei Varianten. Beide Welten voneinander entfernt, aber auch wieder nicht.


Variante 1: Formula Uno. Caffé Latte trinken bei den Italienern. Im besten Fall hin und her pendeln zwischen drinnen und draußen. Auf dem Bürgersteig sitzend die morgendliche Welt beobachten, die in dieser kleinen sympathischen Strasse so gemütlich ist, Kaffee trinken, vielleicht die Morgenzigarette rauchen, die Morgenzeitung blättern, gähnen. Hineingehen, noch einen Caffé bestellen, dabei mit einem Menschen an der Theke ins Gespräch kommen, den zweiten Kaffee von mehr Worten begleitet an der Bar trinken, langsam munter werden.
 
Variante 2: Den ersten Kaffee bei Bäckerei Merzenich nehmen. Da geht man nicht wegen dem guten Kaffee hin. Den hat man in Variante 1. Aber bei Merzenich hast du den perfekten Beobachtungsposten. Hier siehst du alle und alles. In der Woche vor allem den Frühaufsteher-Rentner, der sich hier zu seiner Frühaufsteher-Frühstückrunde trifft. Menschen, die wohl auf etwas warten (zum Beispiel auf einen Arztbesuch), und dies hier bei einer Tasse Kaffee und einem Käsebrötchen tun. Bei Merzenich bist du inmitten von allen. Handwerker, die ein Fleischwurstbrötchen verschlingen, Schulkinder, die eine Capri Sonne kaufen, Mütter, die ihren Kleinen ein Rosinenbrötchen in die Hand drücken.

Bei Café Merzenich bist du am Verkehrsknotenpunkt. Direkt am Chlodwigplatz, hier muss jeder vorbei. Es ist ein schönes Gefühl die Menschen, die zur Arbeit müssen, vom Stehtischchen aus beobachten zu können und zu wissen: Ich muss nicht zur Arbeit. Ich kann hier stehen und euch zuschauen. Das ist das Merzenich-Gefühl.
Aber heute muss niemand zur Arbeit. (Entschuldigung an die, die heute auch ran müssen).

Heute, am Feiertag, sitzen eher weniger Menschen in dem eigentlich unschönen Café (warum eigentlich gelb und braun? Wurde das zu irgendeiner Zeit einmal schön gefunden?). Heute wird zuhause gefrühstückt und am Feiertag gibt es dazu frischer Brötchen. (Was ist eigentlich an diesem Ritual wichtiger, das Essen von frischen Brötchen, oder der Gang zum Bäcker…?
 
Nachdem Variante 1 oder 2 hinter einem liegt, könnte man erstmal ein paar Schritte gehen. Es ist 1. Mai. Das heisst, etwas ist heute anders in den Strassen. Wenn es eine gute Zeit ist, die Menschen verliebt sind, die Jungs gute Laune hatten, und kräftige Kumpels gefunden haben, dann wurden heute Nacht fleissig Maibäume aufgestellt. Und die könnte man sich jetzt mal ansehen.

Mal ehrlich, bist du in der Südstadt geboren? Sind die meisten von uns nicht irgendwo aus der Provinz? Und erinnern wir uns nicht an die aufregenden Mainächte!? Der Dorfmai wurde aufgestellt. Bierkästen standen herum, Traktoren voller Jungs und Bäume fuhren durch die Strassen und man zitterte vor der „Maipolizei“, (das war sozusagen die Maimafia, die Geldeintreiber für die, die einen Baum stellen wollten). Um zwölf wurde „Hau Ruck“ gebrüllt, und dann hiess es für die Mädels schnell weglaufen, denn wer nach Mitternacht, also sobald der Dorfmai stand, noch draussen war, wurde gleich mal an den grossen, bunten Baum gebunden.
Ich erinnere mich, in manchen Dörfern gab es richtige Kämpfe. Da musste der junge Verliebte ganz schön was bieten dafür, dass er seinem Mädchen einen Baum stellen durfte. Wenn er Glück hatte, reichte eine Kiste Bier, woanders musste er gar viel Geld zahlen, oder sich erstmal zünftig prügeln.

Es gab auch Orte, da gab es eine Maigesellschaft. Da wurden dann die Mädchen sogar versteigert. Wer einen Maibaum setzen wollte, musste das Mädchen, mit Pech für einige hundert Mark, „ersteigern“.
Da gab es Intrigen, da war auch Neid unter den Mädels, da war manchmal Zorn bei den Eltern, ein genervter Vater, weil möglicherweise an ihm das undankbare Abmachen des Maibaumes hängen blieb.

Derlei Geschichten hängen in der Südstadt wohl eher selten an den Bäumen. Da war es wohl eher die spontane Laune einer Verliebtheit, ein nostalgischer Gedanke, oder die kecke Aufforderung des Sohnemannes, die einen Mann dazu brachte, seinen besten Freund zu fragen, ob er mit ihm einen Baum besorgt (wo eigentlich??) und in einer nächtlichen Aktion an der Regenrinne anbindet.

Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass wir in der Südstadt viele davon sehen werden. Wir werden es erfahren, wie „verliebt“ die Südstadt ist. Wir schwärmen heute aus (nachdem wir vielleicht im Formula Uno..?!) Kaffee getrunken haben, und zählen die Maibäume im Veedel.

Übrigens Maiherzen zählen nicht. Die sind ja nur was für Faule, für Nicht-Handwerker, für Möchte-gern-Romantiker, die nicht genügend Mumm und Kumpels hatten.
 
Habt also einen schönen ersten Mai, mit allem was dazugehört, angefangen beim guten Kaffee….

Text: Sonja Alexa Schmitz

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