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Lükes Liebes Leben

Momentum mit Inge – Lükes liebes Leben

Montag, 12. Juni 2017 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ich war nach der nervenaufreibenden Partie gegen San Marino am Samstag einfach zu platt, um mir anschließend auch noch die Statements der Kicker zu gönnen. Aber ich bin mir sicher, dass es irgendwer wieder gesagt hat. Das mit dem „Momentum“. Ich weiß wirklich nicht, wie das so läuft mit dem Sprach-Coaching von Bundesliga-Profis, aber irgendwer muss das doch zentral steuern. Bekommt da womöglich jeder Sportkamerad zum Saisonstart vom DFB oder dem DFL-Chef ein Faltblatt mit Sprachregelungen in die Hand gedrückt, die es im Gespräch mit Journalisten unbedingt zu beachten gilt?

Nun gut, dass sie die an sich ja nicht schlechte Idee, mindestens ein Tor mehr als der Gegner schießen zu wollen, seit geraumer hartnäckig als „Spielphilosophie“ ausgeben – damit hab´ ich mich abgefunden. Auch damit, dass sich kein Stürmer mehr über sein „absolut geiles Tor“ freut, sondern klosterschülermäßig was von „bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte“ brabbelt. Aber neben solchen Dauerbrennern gibt es auch immer Sprechblasen, die sich nur über eine Saison halten. In der Spielzeit 2015/16 war es das kollektive Sprech von „Leistung abrufen“. „Wir haben es heute leider nicht geschafft, unsere Leistung abzurufen“ oder: „Ich bin froh, dass ich meine Leistung diesmal abrufen konnte“. So sprachen es die Kicker bereitwillig in alle vorgehaltenen Mikrophone.

Wie darf ich mir das vorstellen? Da schlummert also in jedem Balltreter eine offenbar konstante Leistung, die er manchmal abrufen kann, aber oft auch nicht? Wahrscheinlich wurde das im entsprechenden Faltblatt des DFB auch nicht näher erläutert. Egal. Eigentlich war ja klar, was die Jungs damit meinten. Entweder „Wir waren super heute“ oder „Wir haben einen Grottenkick abgeliefert“. Mehr nicht.

Duz-Maschinen an der Außenlinie
Und in der letzten Saison sprachen sie dann plötzlich alle vom „Momentum“. Entweder sie „hatten das Momentum“ oder nicht. Mal hatten sie es „nicht gefunden“, mal war es „heute einfach nicht da“ oder aber schon seit Wochen irgendwie weg: „Wir haben in den letzten Spielen nie unser Momentum gehabt.“ Oft gepaart mit programmatischen Vorsätzen: „Wir werden unser Momentum wiederfinden!“ Weil: „Wenn du dein Momentum nicht hast, kannst du so ein Spiel nicht gewinnen.“ Schon klar. Auch die Übungsleiter tun da eifrig mit.

So erklärte Brause-Coach Ralph Hasenhüttl nach einer Mini-Krise seiner Truppe: „Wir müssen das Momentum endlich wieder auf unsere Seite bringen.“ Und Kollege Tuchel frohlockte vor einer Partie gegen die Bayern: „Dass das Momentum bei uns ist, fühlen wir schon.“ Ich habe immer gewartet, dass da eine dieser Duz-Maschinen von Sportreportern mal nachfragt: „Öh? Wie meinen?“ Ist aber nicht passiert. Im Gegenteil. Eher haben sie beinhart gefragt: „Kevin, warum habt ihr heute euer Momentum nicht gefunden?“ Und dann hat der Kevin gesagt, dass er das auch nicht weiß, aber versprochen, es fürs nächste Spiel suchen zu gehen.

Kein Sixpack bei Ring Elektra
Aber das Leben hat ja auch wirklich schöne Momente. Gar magische bisweilen. Sogar in der Südstadt. Sitz´ ich letztens beim Nachmittags-Espresso bei Ludari auf der Severinstraße und frage mich, wo eigentlich die Affen-Combo geblieben ist, die im Eingangsbereich von Ring Elektra über Jahre für ein paar Cent Musik machte. Statt der Primaten-Jukebox stehen da jetzt schnöde Haushaltsgeräte. Nähert sich da leicht gebeugten und schwankenden Schrittes ein Mann mittleren Alters, trägt für die Jahreszeit viel zu warme Klamotten und eine Papiertüte aus dem Supermarkt auf der „Genuss und Lebensfreude“ steht. Begriffe, die er, so sie jemals zu seinem Wortschatz gehört haben sollten, offensichtlich vor geraumer Zeit daraus gestrichen hat.

Unvermittelt hält der Typ vor einem kleinen Kühlschrank inne, richtet sich kerzengerade auf und starrt unverwandt auf das Objekt. Dann öffnet er die Tür des Ausstellungsstücks, tritt einen Schritt zurück und beugt sich vor, um das Innere des (natürlich leeren) Gerätes in Augenschein zu nehmen. So steht er eine gefühlte Ewigkeit da, bis er sich wieder in die Ausgangsposition bringt, die Tür schließt, noch eine Weile verharrt und dann seiner Wege geht. Ich weiß es natürlich nicht genau, bin mir aber ziemlich sicher, dass der durstige Passant auf ein gut gekühltes Sixpack gehofft hat. Das Magische an diesem gänzlich unspektakulären Vorgang war das absolut perfekte, sekundengenaue Timing des Mannes. Und es bräuchte schon einen verdammt guten Schauspieler, wollte man Szene glaubhaft nachstellen.

Meine Wochen mit Inge
Inge hat es auf jeden Fall drauf. Meine Geschichte mit ihr begann, als an einem kalten Wintermorgen ein LKW-Lenker an der Schranke am Harry-Blum-Platz auf Einlass in den Rheinauhafen wartete. Damit dieser gewährt wird, müssen Lieferanten an einer Säule auf eine Sprechtaste drücken, um Sinn und Zweck ihres Begehrs kundzutun. Dann entscheidet irgendeine Instanz, die vermutlich in der Tiefgarage in einem Kabuff vor einem Monitor hockt, ob dem stattzugeben ist oder nicht. Von den Knöpfen gibt es zwei. Einen hoch angebrachten für Laster und einen tieferen für PKWs.

An diesem Wintermorgen durfte Ronny (oder war´s der Maik?), der seinen Vornamen wie ein Kfz-Kennzeichen hinter der Windschutzscheibe angebracht hatte, jedenfalls durch. Doch er hatte offenbar die Maße seines Gefährts nicht ganz auf dem Schirm, so dass er der Säule bei der Durchfahrt ordentlich eins mitgab, die darob zwar nicht umfiel, aber doch eine unschöne Schieflage aufwies. Der Fahrer stoppte daraufhin pflichtschuldig seinen Laster und wartete, ob da womöglich ein bewaffneter Sturmtrupp aus den Katakomben schösse, um ihn zu überwältigen. Es passierte aber: nix. So fuhr er irgendwann weiter, um seine Ware auszuliefern.

Am Morgen danach fand ich die Säule mit breiten Plastik-Paketband notdürftig in Form gebracht und mit dem Hinweis versehen, dass bitte alle Antragsteller den oberen Rufknopf benutzen sollten. Dem unteren hatte Ronnie offenbar den Garaus gemacht. Was vor allem die Taxler (andere PKWs werden da ohnehin kaum durchgelassen) nervte, die sich jetzt immer aus ihren Autos quälen mussten. Das ging über Monate so, bis eines Morgens plötzlich Inge neben der Säule Posten bezogen hatte.

Ich hab´ natürlich keine Ahnung, wie die Frau wirklich hieß, aber wie sie so dastand, klein, kompakt mit praktischer Kurzhaarfrisur, Klemmbrett und einer Uniformjacke, auf der hinten „Sicherheit“ stand, dachte ich mir: Das muss Inge sein. Jedenfalls hatte man nun offenbar komplett auf Handbetrieb umgestellt. Inge nahm mit stoischer Miene die Lieferanten in Empfang, notierte Kennzeichen oder sonstwas und drückte schließlich auf einen Knopf, um die Schranke zu öffnen. Das ging zwei Wochen so und ich war kurz davor, ihr einen morgendlichen Gruß zu entbieten, aber dann war Inge plötzlich wieder weg. Aha, Säule repariert oder ausgetauscht?

Mitnichten. Sieht noch immer aus wie am Morgen nach dem Crash. Seit einem halben Jahr. Sind solche Rufsäulen ähnlich wie Weichen bei der Bahn womöglich Unikate, die in mühevoller Handarbeit irgendwo in Fernost zusammengeklöppelt werden? Oder sollte es womöglich einfach damit zu tun haben, dass es sich beim zuständigen Hafenamt um eine Behörde handelt? Ich werd´ das mal im Auge behalten. Und wenn Inge nochmal auftaucht, frag´ ich sie vielleicht einfach.

Text: Reinhard Lüke

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