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Lükes Liebes Leben Südstadt

Narren in Käfighaltung

Montag, 13. November 2023 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Den 11.11. gut überstanden? Ich durchaus. Ich hatte nix zu feiern und musste das Haus eigentlich auch nicht verlassen. Nur zum Einkaufen. Der Supermarkt war natürlich gegen Mittag überfüllt von Teenagern, die preiswert Nachschub kaufen wollten.

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Lotta
Die autonome Massenorganisation „Lotta Continua“ („der Kampf geht weiter“) der italienischen Linken, war die Namenspatronin der Südstadtknei…

Statt zielgerichtet in die Regale mit Alk zu greifen, standen die meisten von ihnen erstaunlich ratlos vor den Auslagen, nahmen mal dieses, mal jenes Fläschchen in die Hand, berieten sich und fast rechnete ich schon damit, dass mich irgendwer um eine Empfehlung bitten würde. Sekt wollten alle unbedingt. Zumindest die jungen Frauen. Und dazu Doppelkorn oder doch lieber Gin? Keine ratsame Mischung. Aber manche der Youngster waren ohnehin bereits in einem Zustand, in dem sie den Unterschied nicht mehr geschmeckt hätten.

Flaschen mit Flaschen

Und am Eingang die Flaschensammler mit großen Müllsäcken voller Leergut, das sie natürlich umgehend zu Geld machen wollten. Verstehe ich. So ein 11.11. ist für Menschen, die auf diesen (Neben-)Verdienst angewiesen sind, natürlich ein Feiertag und man kann schlecht erwarten, dass sie die stinkenden Säcke in ihren Wohnungen lagern, um sie dann am Montag entspannt zu entsorgen. Glasflaschen sammelt an solchen Tagen so gut wie niemand. Lohnt sich ja auch nicht, wenn genug leichte Plastikbehältnisse und Dosen anfallen.

Wie immer nach solchen Gelagen im öffentlichen Raum, frage ich mich, warum in aller Welt auf ökologisch sinnvolle Mehrwegflaschen nur ganze 8 Cent Pfand erhoben werden, während es für den (bestenfalls zu schreddernden) Rest 25 sind. Und es ist nicht nur ärgerlich, dass die Glasflaschen dann blöd in der Gegend rumliegen. Mit zunehmender Dauer der Party hörte man es am Samstag wieder verstärkt scheppern. Entweder, weil hackedichte Narren ihre Pullen nicht mehr halten konnten oder sich irgendwelche Scherzkekse meist männlichen Geschlechts den grandiosen Spaß erlaubten, sie unter großem Gejohle ihrer Anhängerschaft zu zertreten. Auch wenn die AWB schon abends eifrig mit ihren Kehrmaschinen unterwegs waren, werde ich in dieser Woche in der Südstadt mit dem Rad nur in Notfällen unterwegs sein. Kurzum, es war an diesem 11.11. hier eigentlich alles wie immer.

Dixies? Brauchen wir nicht

Und die Stadt hat sich wieder mal eine hübsche Summe an Bußgeldern entgehen lassen. So gegen 10 Uhr 30 mochten die ersten Männer-Trupps mit Druck auf der Blase nicht mehr vor den Dixies An der Eiche anstehen und wackelten auf die nahe Grünfläche, und eine Stunde später schlugen sich auch die ersten Närrinnen ins Gebüsch. Ich habe gelesen, dass fürs Wildpinkeln 200 Euro fällig werden.

Da wäre hier am Samstag ordentlich was zusammengekommen. Aber Damen und Herren des Ordnungsamtes hab ich so gut wie gar nicht gesehen. Hatten wahrscheinlich mit dem Irrsinn an den karnevalistischen Hotspots mit Narren in Käfighaltung auf den Uni-Wiesen so viel zu tun, dass für die vergleichsweise friedliche Südstadt kein Personal mehr verfügbar war. Abends gegen 10 war der Spuk dann auch vorbei. Der Platz zugemüllt aber menschenleer. Nur ein einsamer Trommler drehte noch ein paar Runden. Auf der Suche nach was auch immer.

Wo ist mein Glascontainer?

Nochmal zum leidigen Flaschenpfand. Ich als Weintrinker wäre ja durchaus dafür, dass auch auf Rebensaft Pfand erhoben würde. Es gab da mal Initiativen von Winzergenossenschaften, die aber meines Wissens zu nichts geführt haben. Also muss ich als Nicht-Autobesitzer mein Leergut weiterhin zu öffentlichen Glascontainern schleppen, die aber immer seltener werden.

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Ralph Ley – Steuerberater
An der Goltsteinstraße in Bayenthal haben in den letzten Jahren viele kleine Unternehmen ihre Heimat gefunden. Auch Ralph Ley gehört zu ihne…

Früher stand mal einer auf dem Parkplatz Achterstraße und ein weiterer auf der Rückseite von St. Severin. In den letzten Jahren habe ich den vor der Schule an der Zwirnerstraße genutzt. Doch als ich da letzte Woche mit meinen Taschen ums Eck bog, waren da keine Glasbehälter mehr. Dafür hatte man das Areal mit einem hohen Gitter umzäunt. Keine Ahnung, ob das jetzt von Dauer oder nur ein Provisorium sein soll. Aber wenn in Köln was abgerissen und das Gelände mit einem Zaun versehen wird, dauert das.

Text: Reinhard Lüke

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Kommentare

  • armin sagt:

    lieber reinhard lüke,

    danke für den schönen und doch so beschämenden artikel!

    das thema höheres flaschenpfand, auch für weinflaschen, ist leider nicht neu. dank der getränkeherstellenden industrie wird es seit jahren verhindert. auch das dosenpfand (grüße an bündnis90/die grünen herrn trittin!) zeigte keine wirkung (vom bashing gegen „die grünen“ mal abgesehen)…
    mir scheint es aber zu billig, die verantwortung woanders hinzuschieben als zu den menschen, denen es (weil reichtumsverwöhnt?) schlichtweg egal ist, wie die stadt bzw. straßen, wege, parks und plätze ausschauen… besonders wären aus meiner sicht die eltern und großeltern anzusprechen, die offenbar, wie die schulen auch, erziehungsarbeit für „von gestern“ halten und mit den scherben leben können als reinhard lüke und ich…

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