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Kultur

Paare und Probleme

Montag, 26. Februar 2018 | Text: Reinhard Lüke | Bild: ZDF/Martin Valentin Menke

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Südstadt spielt Südstadt im ZDF-Film „Südstadt“

Irgendein Film wird in der Südstadt ja ständig gedreht. Begleitet von den entsprechenden Aufregern über zweckentfremdete Parklätze und abgeschleppte Autos. Und in der Regel ist unser Viertel in den fertigen Produktionen nichtmal wiederzuerkennen, weil Häuser und Straßen womöglich Dortmunder („Tatort“) oder Münsteraner („Wilsberg“) Häuser und Straßen spielen.

Schein IST Sein

Der Film, der heute Abend im ZDF zu sehen ist und im Mai letzten Jahres gedreht wurde, heißt hingegen nicht nur „Südstadt“ sondern spielt auch hier, rund um den Clodwigplatz. Er erzählt die Geschichte von drei Paaren, die alle im selben Haus leben und mehr oder minder miteinander befreundet sind. Als da wären Anne (Anke Engelke), die an einer Gesamtschule arbeitet und über eine Trennung von ihrem Mann Martin (Matthias Matschke) nachdenkt, weil sie eine Affäre mit einem Kollegen hat. Wobei Martin derzeit ganz andere Sorgen hat. Der Soziologe, Typ Altlinker mit Hass aufs Kapital in jeder Ausprägung, hat seinen Lehrauftrag an der Uni vor geraumer Zeit verloren, seiner Frau davon aber nichts erzählt. Weshalb er jetzt seinen wenig geliebten Vater um Geld anpumpen muss.

ZDF Montagskino Südstadt - Meine Südstadt

Foto: © ZDF/Martin Valentin Menke

Auch bei den Fröhlichs (!) stehen die Dinge nicht zum Besten: Saskia (Bettina Lamprecht) möchte nach ihrer Babypause wieder arbeiten und verlangt von ihrem Mann Kai (Alexander Hörbe), mäßig erfolgreicher freiberuflicher Fernsehjournalist, sich künftig mehr um die gemeinsame Tochter zu kümmern. Und dann ist da noch Notärztin Eva (Andrea Sawatzki), die sich nach einer Reihe frustrierenden Beziehungserfahrungen in den smarten Headhunter Thomas (Dominic Raacke) verknallt hat und diesmal unbedingt alles richtig machen will. Doch kaum ist der Angebetete bei ihr eingezogen, muss sie feststellen, dass er ohne Altlasten in Gestalt einer Ex und einer Tochter nicht zu haben ist.

Tragisch komisch

Aus dieser Konstellation entwickeln Autor Magnus Vattrodt, der an der hiesigen ifs das Drehbuchschreiben gelernt hat und mit seiner Familie auch in Köln wohnt, zusammen mit dem mehrfach preisgekrönten Berliner Regisseur Matti Geschonnek eine ebenso raffinierte wie unterhaltsame Tragikomödie. Wobei der Film vor allem durch seine Lebensnähe überzeugt. Jeder der sechs Protagonisten offenbart Charakterzüge, die man so oder so ähnlich von befreundeten Paaren oder von sich selbst kennt. Und die Dialoge und wunderbaren szenischen Auflösungen vermitteln so unspektakulär wie plausibel Situationen und Konflikte, wie sie in (Langzeit-)Beziehungen nun mal vorkommen.
Natürlich hätte der Film auch am Berliner Prenzelberg oder in München Schwabing spielen können. Dennoch passen die Figuren bestens in die Südstadt und ihre aktuelle Sozialstruktur. Der Haedhunter hat sein Büro natürlich im Rheinauhafen, der Clodwigplatz ist immer wieder mal präsent und hin und wieder gehen die Figuren auch beim Türken an der Torburg Gemüse kaufen. Aber wo das Haus mit den drei Paaren exakt steht (irgendwo zwischen Merowinger und Rolandstraße?) und ob sich das mehrfach vorkommende Bistro überhaupt in der Südstadt befindet, darf jeder Zuschauer selbst rausfinden.

Professor „T“ mag die Südstadt

ZDF Montagskino Südstadt - Meine Südstadt

Foto: © ZDF/Martin Valentin Menke

Im Presseheft zum Film wartet Schauspieler Matthias Matschke mit, bekannt u.a. aus der Serie um den zwanghaften Kriminalpsychologen Jasper Thalheim, „T“, einer veritablen Liebeserklärung an die Südstadt auf: „Zunächst kannte ich sie nur aus Erzählungen von Bastian Pastewka, Christoph Maria Herbst und Michael Kessler, die in der Kölner Südstadt in einer WG zusammen wohnten. Ich wusste aus deren Erzählungen, dass es sich um einen besonders liebenswerten Stadtteil handelt. Da ich in Berlin lebe, aber viel öfter in Köln vor der Kamera stehe, habe ich mir für die Drehzeit ganz bewusst in der Kölner Südstadt eine Wohnung gesucht. Ja, das Viertel gefällt mir sehr gut. Am Anfang war ich von der entwaffnenden Offenheit und besonderen Freundlichkeit der Menschen dort etwas verstört, vor allem darüber, dass die auch noch ehrlich gemeint war – für mich als Berliner eine große Herausforderung. Aber inzwischen komme ich sehr gut mit den Kölnern klar und finde es durchaus schön, in einem geselligen Kreise zu sein.“
Hat er doch schön gesagt, der Herr Matschke.

„Südstadt“, Montag, 26.2, 20:15h im ZDF
oder jetzt in der Mediathek

Text: Reinhard Lüke

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