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Kultur

Sollen wir hier warten, bis wir versauern?

Donnerstag, 14. Oktober 2010 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: © Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Sie treffen sich jeden Tag auf dem Dach. Auf dem Dach des Hauses, in dem Theresa wohnt. Und sie gucken von dort herunter auf die anderen, die Erwachsenen, die von oben alle gleich aussehen. Die laufen da unten herum, kaufen ein, telefonieren. Aber vor allem reden sie ununterbrochen. Und das ist stinklangweilig.

Theresa hat Probleme: Sie kann nicht nach unten gucken, denn dann wird ihr sofort schwindelig. Und sie ist noch nie so richtig geküsst worden. Wie macht man das denn überhaupt? Mit den Pflanzen, um die sich sich kümmert, ist das alles viel einfacher. Aber sie hat zum Glück auch noch ihre drei Freunde. Oder besser gesagt: Zwei Freundinnen und einen Freund. Tabea, Tia und Tom. Tom ist ein bisschen anders als die drei. Klar, er ist ein Junge, da kann er den ganzen „Mädchenkram“ nicht verstehen. Aber vor allem isst er diese ekligen toten Tiere zwischen Pappdeckeln, die er sich so gerne bei Mc Donalds kauft. Trotzdem hat sich Tia ein bisschen in ihn verliebt. Das wissen die anderen nicht. Und Tia weiß auch nicht, was Tom dazu sagt. Also hält sie lieber erst mal die Klappe. Und Tabea? Na, die ist halt auch dabei.

So kann das nicht weiter gehen. Die vier müssen irgendwas machen. Also kramen sie die Till Eulenspiegel-Idee wieder aus. Die haben sie zwar schon zweimal ausprobiert und jedesmal die Lust daran wieder verloren, doch diesmal wollen sie durchhalten. Sie wollen die Welt da unten verändern. Erst ihre Straße, danach die Nachbarstraße, dann das ganze Viertel. Und wenn das klappt, dann können sie auch die Stadt, ganz Deutschland und schließlich die gesamte Welt verändern. So ist das nämlich mit Veränderungen: Die fangen irgendwo ganz klein an. Ein paar Leute tun sich zusammen, machen etwas anders als die anderen. Und wenn ihre Idee gut ist, dann ziehen irgendwann alle mit. Dafür muss aber erst mal einer anfangen.

Foto: Meyer Originals

Till Eulenspiegel? Wer ist das denn? Der ist doch schon ewig lange tot! Ja, das ist vollkommen richtig. Doch gerade deshalb finden es die vier interessant, dass man sich heute seine Geschichten immer noch erzählt. Obwohl er schon so lange tot ist. Denn er hat das gemacht, was heute die vier vorhaben: er hat den anderen Leuten einen Spiegel vorgehalten. Er hat ihnen gezeigt, was für eine Scheiße sie reden. Um zu lernen, was Till Eulenspiegel konnte, erzählen sie sich also die Geschichten von ihm. Till Eulenspiegel hieß im übrigen damals, als er lebte, gar nicht Eulenspiegel, sondern „Ulenspegel“. Man hat seinen Namen heute nur so übersetzt, weil das besser klingt als die andere Übersetzung, die es für den Namen gibt: „Ulen“ heißt nämlich auch „wischen“ und „spegel“ kann man mit „Gesäߓ übersetzen. Was ergibt das also heute? Na klar: das Gesäß wischen. Oder wie Tom es lieber sagt: „Leck mich am Arsch“. Das soll natürlich nicht heißen, dass den Vieren alles egal ist. Sie kümmern sich nur einfach nicht mehr um das, was ihnen die Erwachsenen vorschreiben. Denn in deren Augen ist ja für Kinder alles verboten, was Spaß macht. Deshalb steht steht „verboten“.

Als Theresa und Tabea einmal nicht auf dem Dach sind, unterhalten sich Tom und Tia. Na ja, eigentlich unterhalten sie sich nicht wirklich. Es ist eher so, dass Tia sich den MP3-Player von Tom schnappt und weg rennt. Er läuft natürlich sofort hinter ihr her. Und kriegt sie auch. Plötzlich sind sich die beiden ganz nah. So nah wie nie zuvor. Und jetzt? Sollen sie sich jetzt küssen? Sie zögern, gucken sich an, beinahe berühren sich ihre Nasen. Doch anstatt Tom einfach zu küssen, sagt Tia zu Ihm: „Eigentlich dachte ich ja immer, du bist schwul.“ Schweigen. Einen Kuss gibt es jetzt nicht mehr. Aber Tom will nicht darüber reden. Er weiß es doch selber nicht. Er weiß jedoch, dass es total schön ist, etwas später mit Tia auf dem Flachdach zu liegen, zusammen Musik aus dem MP3-Player zu hören und ihre Hand festzuhalten.

Die vier haben sich immer wieder die Geschichten von Till Eulenspiegel erzählt, sie haben immer wieder überlegt, wie sie seine Streiche heute umsetzen können. Und dann ist der Moment da: Sie müssen runter von ihrem Dach. Sie wollen jetzt nach da unten. Sie haben lange genug erzählt und geredet, geprobt und gesungen. Nun sollen auch die anderen Leute erfahren, dass sie etwas anders machen wollen. Klar dass Theresa noch ein bisschen Schiss davor hat, aber schließlich sind sie ja zusammen. Selbst wenn der Versuch, die Erwachsenen aufzurütteln und die Mitschüler zum Mitmachen zu überreden, schief geht, selbst dann werden sie ihren Spaß an der Sache haben. Denn das ist doch schließlich das Wichtigste: Dass sie zusammen sind.

*****

Es gibt schier unendlich viele Versionen des Eulenspiegel. In jeder werden die Geschichten etwas anders erzählt. Immer wieder stößt man bei der Recherche auf neue Streiche des bekanntesten Schalks im deutschen Sprachraum. Anja Schöne hat sich die Mühe gemacht, die alten Texte zu durchforsten. Sie hat daraus ein Theaterstück entwickelt, das nun im Theater der Keller unter ihrer Regie die Uraufführung feiern konnte. Das ist ihr mit Bravour gelungen.

Die vier jungen Schauspieler der Schule des Theaters bringen mit viel Witz, Gesangs- und Tanzeinlagen das Publikum ebenso zum Lachen wie zum Nachdenken. Sarah Härtling, Franziska Bonn, Amely Draeger und Götz von der Vogelstein überzeugen durch ihre Flexibilität. Sie wechseln allesamt von ihren liebevoll verkörperten Rollen als Jugendliche immer mal wieder in die Rolle des Till Eulenspiegel. Sie sind Väter und Bäcker, Schumacher und auch schon mal gemeines Volk. Und sie machen Lust auf mehr.

Ob wir das ab Januar 2011 im Theater der Keller weiterhin genießen dürfen, bleibt weiterhinunklar. Die Sitzung des Kölner Stadtrats am 7. Oktober hat zwar eine Kürzung der Kürzung für die freie Theaterszene ergeben. Doch die Verteilung der Mittel ist nun erst einmal erneut dem Kulturausschuss zugewiesen worden. Und der tagt erst Anfang Dezember wieder. So hoffen die Kellerkinder weiterhin, dass sie weitermachen können, und fürchten, ab Januar Straßentheater machen zu müssen.

 

 

Die nächsten Termine:

16./17./23./24./30. und 31. Oktober 2010

Am 16./ 17. und 23./ 24. Oktober kostet der Eintritt nur 5,-!!!

 

13./14./17./18./20. und 21. November 2010

11./12./14./15./22. und 23. Dezember 2010

 

Theater der Keller

Text: Stephan Martin Meyer

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