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Familie

Trendsport Stricken

Dienstag, 13. März 2012 | Text: Judith Levold | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ich hasse Stricken, schon als Kind im gymnasialen Handarbeitsunterricht empfand ich die Aufgabe, verschiedene Strickmuster auf einem Musterschal anzufertigen als reinsten Terror: weiße, zunehmend von schwitzenden Fingern ergrauende und überdies kratzige Wolle, gefallene Maschen, verfehlte Muster, schlangenförmige Seitenabschlüsse, baumelnde Restfäden  – mein Schal war uneingeschränkt Ausbund von Inkompetenz und Hässlichkeit, in meiner Verzweiflung bettelte ich meine Großmutter an, die letzte Aufgabe, in kraus rechts auf glatt rechts zu strickende Initialen, des Nächtens für mich zu erledigen. Und nun sitze ich hier im Zugweg, ausgerechnet ich bin beauftragt, mich im noch jungen Strickladen der Südstadt umzusehen und herauszufinden, was dran ist am neuen alten Trend, zu stricken.

„Das ist Alko?“ „Nee, Uno&Famoso!“. HÄÄÄÄÄ? Zwei Strickerinnen am Tisch im hinteren Raum von  Roswitha Sanchez Ortegas kleinem Laden „wollstreet“ – wie originell, so wie „headwork“ bei frisören- begrüßen sich quasi so. Beide sind in selbst Gestricktes gewandet, mehrere Nadeln und Knäuel auf der Hand und beide sind voll im Thema. „Das ist einfach günstiger, und außerdem ist jedes Teil ein Unikat. Ich stricke alles: Pullover, Socken, Jacken, Schals. Für die Kinder, meinen Mann und mich.“, sagt Anke, Mutter von zwei kleinen Töchtern, die extra zu Roswitha´s Stricktreff jeden letzten Mittwoch im Monat aus Nippes anreist. Oh Gott! bei der Erwähnung ihres Mannes muss ich unweigerlich an jene kastenförmigen, glockenärmligen Dingsbumse in den unmöglichsten Billigwollfarben denken, die sämtliche Mädels der Oberstufe in meinem Abijahrgang als Liebesbeweis ihren damaligen Freunden gestrickt haben. Auch ich habe so etwas tatsächlich zustande bekommen, mein Freund Stefan trug ES auch ein paar Mal klaglos. „Aber nein, klar, so war das früher – heute gibt es ganz andere Strickanleitungen und Muster!“ klärt mich Eva auf, knapp dreißig und Berufsschullehrerin. „Das ist herrlich – ich habe erst im Dezember letzten Jahres angefangen zu stricken – am liebsten, wenn ich mit der Arbeit fertig bin – zum Runterkommen.“ Was sind denn aber nun Alko und Uno&Famoso? „Na, Wollmarken!“ meint Anke „Ich habe massig Vorräte an Wolle zu Hause, Schränke voll. Ich seh´ die Wolle und denke: die musst Du haben. Und momentan komme ich einfach nicht so viel zum Stricken wegen der Kleinen.“

 

Seit anderthalb Jahren hat Roswitha Sanchez Ortega nun ihren Laden im Veedel. Im Sommer läuft er schlechter, aber insgesamt ganz gut, vor allem, weil sie wirklich auf Qualität in ihrem Sortiment achtet. Außerdem kann man bei ihr Stricken lernen! Sie gibt Kurse in St. Georg und sie knausert auch im Laden nicht mit Tipps und Beratung, alles ganz gelassen und mit Humor in den Augen. „Bei den Kursen kommen viele junge Mädchen“ erzählt sie, und „ich habe hier Stammkunden, das sind Männer. Die kaufen die Wolle nicht für ihre Frauen, die stricken selber. Das ist absolut im Kommen.“ Ja, das scheint mir auch so. Dauernd begegne ich Strickenden. Demnächst wohl noch in der Bahn. „Die Leute haben irgendwie das Bedürfnis, selbst etwas herzustellen, nicht so alles von der Stange.“ Wirft die inzwischen hinzu gekommene Eli ein, die jahrzehntelang gar nicht gestrickt hat und nun am liebsten Socken für alle, die sie mag, herstellt. Ein schöner Ausgleich für die Musiklehrerin und Akkordeonspielerin des Shanty-Chors AHOI Brausen. Genau, ich backe gerne, denke ich, sage ich aber nicht! Eva, emsig mit einer aus hauchdünnem, türkisen Mohairgarn bestehender Stola in netzartig transparentem Strickmuster beschäftigt, bemerkt, das komme aus den USA, also die Welle mit dem Stricken. Es sei einfach beruhigend und individuell. Also quasi sowas wie Aerobic, das geht vorbei, schießt es mir durch den Kopf. Oder aber wie Cola, das bleibt…

Für  mich gänzlich  überraschend kommt dann noch die Auskunft von Anke, dass selbstgestrickte Socken nicht rutschten und: man keine Käsefüße bekomme.
Diese und viele andere echt spannenden Infos nehme ich auf und dabei betrachte ich die Regale und Schübe mit den unterschiedlichsten Wollen – bunt, meliert, dünn, filzig dick, ganz naturbelassen, fast naturbelassen und alle recht weich und hautschmeichelnd, da entdecke ich etwas, das mich sofort anspricht: ein relativ dünnes, gold metallisch glitzerndes, so ´ne Art Lurex-Garn: mmh, daraus ein kurz geschnittenes, figurnahes Pullöverchen mit, sagen wir mal, Wasserfallausschnitt – das könnte mich reizen. Aber ich bin Realistin: für mehr als einfarbige Pulswärmer wird es bei mir wohl nicht reichen. Nicht in diesem Leben.

Wer aber Lust auf ganz unterschiedliche Wollen, hat, gerne strickt oder es beginnen will, der ist bei Roswitha Sanchez Ortega gut aufgehoben.
Zugweg 4, 50677 Köln / www.wollstreet.eu
 

Text: Judith Levold

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