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Gesellschaft Politik Südkids

„Wer am lautesten schreit gewinnt“ – Bilanz des Frei-Talks im Baui

Dienstag, 20. April 2010 | Text: Gastbeitrag | Bild: Bauspielplatz Friedenspark

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

„Ist Jugendarbeit eine gesetzlich festgelegte Aufgabe der Politiker oder eine freiwillige?“ Diese und viele weitere Fragen wurden am 15.4. beim ersten „Frei-Talk“ im Baui gestellt, an dem wir Kindern den Politikern von verschiedenen Parteien unsere Fragen zum Thema 10 Prozent Kürzung stellen durften. 180 Kinder und Jugendliche aus 11 Jugendzentren nahmen daran teil.

Es gab viele gut überlegte Fragen, wie zum Beispiel „Wieso haben die Grünen für die Kürzung gestimmt, werben aber auf ihren Plakaten mit „Keine Kürzung für Kurze?“, oder „Wieso wird so viel Geld für die U-Bahn ausgegeben, obwohl die Stadt pleite ist und kein Mensch die neue Bahnstrecke braucht?“. Einer der eher undifferenzierten Beiträge war „Das Gelaber von euch kotzt mich voll an, ihr macht doch eh nie was!“. Sprach aber offenbar auch so manchem aus der Seele. Wer die Antworten der Bezirks-und Stadtratsmitglieder nicht verstand, oder meinte,  dass sie die gestellte Frage nicht beantworten, konnte dies mit einem roten Zettel mit einem Fragezeichen darauf sofort zeigen.

Als Politiker anwesend waren Stefan Peil (Grüne), Marion Heuser (Grüne), Kirsten Jahn (Grünen), Ralf Heinen (SPD), Rafael Struwe (SPD), Regina Börschel (SPD), Monika Wintner (CDU), Sylvia Laufenberg (FDP). Anfangs gab es eine Darbietung am Diabolo – von dem 10 Prozent gekürzt wurden, womit es dann unbrauchbar wurde. Es folgten an Bühnenprogramm zwei Raps über die Kürzung und eine Michael Jackson Tanzeinlage, bei der 10 Prozent Moonwalk gekürzt wurden.

Aber auch die Politiker hatten ihre Strategien entwickelt um aufzufallen.
Stefan Peil machte sich zum Beispiel recht bald unbeliebt, indem er nicht abwarten wollte bis er das Mikrofon kriegte sondern einer Moderatorin das Mikro aus der Hand riss und deshalb ausgebuht wurde. Monika Wintner meinte, sie würde sofort bei den Demos mitmachen. Sie bekam daraufhin ein „Keine Kürzung für Kurze“- T-Shirt, welches sie auch sofort anziehen musste.

 

Einige der Politiker erzählten aber auch von ihren eigenen, wichtigen Erfahrungen mit und in Jugendzentren, und so schien es, als müssten die Anwesenden nicht überzeugt davon werden, dass die Kürzung den Jugendzentren massiv schaden würde, die Kassen aber seien nun mal leer. Trotzdem: wenn Jugendzentren schließen müssen – und dass das irgendwann passieren wird, sahen auch die Politiker voraus – wird das zur Folge haben, dass die Jugendkriminalität steigt. Da stellt sich dann die Frage, ob auf lange Sicht Knast nicht teurer ist, als gute Jugendarbeit…

Noch zwei „Politikerstatement“, die Aufmerksamkeit erregten: „Wer am lautesten schreit gewinnt – offenbar habt ihr noch nicht laut genug geschrien.“ und „Wir Politiker sind doch sowieso nur kleine Lichter – wir schätzen unseren Einfluss also nicht so hoch ein.“ Wer setzt sich dann ein? Die Frage, die uns am meisten beschäftigte war diese „Wieso müssen wir – die nichts dafür können – darunter leiden, dass die Kassen nach jahrelanger Misswirtschaft leer sind?“
Nicht zu vergessen ist in jedem Fall: Viele von den Jugendlichen die betroffen sind sind gerade volljährig geworden, und bald sind Wahlen…

Sarah, 11 Jahre
 

Text: Gastbeitrag

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