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Gesellschaft

Arm, in Köln, und trotzdem…

Mittwoch, 10. September 2014 | Text: Judith Levold | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

…selbstbewusst und selbstbestimmt (über-)leben – das tun die Autoren und VerkäuferInnen vom DRAUSSENSEITER jeden Tag. Das 1992 gegründete, damals bundesweit erste Straßenmagazin, zeigt elfmal jährlich einen anderen Blick auf Köln. Einen Blick, den Leute auf die Stadt haben, die wissen, was es heißt, auf der Straße zu leben. In den Gründerjahren noch Bank Express oder später Bank Extra genannt, hat sich der DRAUSSENSEITER zu einer gut aufgemachten und interessanten Lektüre entwickelt. Hier werden Themen aufgegriffen, die nicht nur Wohnungslose angehen.

Und daraus ist jetzt ein Buch entstanden, mit neuen und überarbeiteten Geschichten und Fotos, ein Best of DRAUSSENSEITER quasi. „KÖLN TROTZ(T) ARMUT“ fasst bewegende, spannende und Mut machende Geschichten zusammen, zeigt Alltag und Lebens- und Erfolgsgeschichten wohnungsloser oder ehemals wohnungsloser Menschen.

„Schreiben ist mein Leben, das ist für mich das Wichtigste“ erzählt Günter Thielen, genannt Kleiner Günter, der als Redakteur des DRAUSSENSEITER arbeitet und immer wieder auf´s Neue seinen endgültigen Abschied von der Sauferei vor mehr als 20 Jahren feiert. Und nicht müde wird, davon zu berichten, wie Alkohol und das Leben auf der Straße als Kombination ihn fast umgebracht haben und der alles daran setzt, seinen Freunden, die noch trinken, zu helfen.

 

Meine Südstadt: Du hast Deine Geschichte vom Leben als Alkoholiker im Buch, warum war Dir das wichtig?
Günter Thielen: Man bleibt immer Alki. Nein sagen braucht auch Stärke. Und das Schreiben gibt mir Kraft. Wenn ich hier in der OASE (Kontakt- und Beratungsstelle des Vereins Benedikt Labre, Anm. der Red.) in die Redaktion komme und habe da so viel Fanpost…also mit der Krimikurzgeschichte „Der Greifer“ bin ich groß ´raus gekommen, da macht einer Verbrecher fertig und die Polizei lässt ihn nachher laufen, weil er eben Verbrecher fertig macht!“

Und das gefällt den Leuten?
Günter Thielen: Ja, unbedingt. Ist ein richtiger Erfolg geworden, vorher habe ich was anderes geschrieben und das war nicht so gut.

Schauen Sie manchmal zurück in die Vergangenheit, das Leben als Trinker oder davor, Ihre Ehe und so?
Günter Thielen: Nein, das will ich nicht. Da bleiben immer Narben, ich schaue nach vorn. Ich habe alles, ein Dach über dem Kopf, zu Essen, Freunde – das ist ein gutes Leben.

Er könne auch ohne Alkohol lustig sein, sagt der Kleine Günter. Bloß dass man immer drauf angesprochen werde, wenn man eben ´ne Limo trinkt, das sei blöd.
Dreht sich um und tanzt mit einer Bekannten auf der Straße, der Alfred-Schütte-Allee an den Poller Wiesen, wo gerade das Sommerfest der OASE steigt. Brüllend lauter Disco-Sound, gut gelaunte Menschen, Cola, Grillwurst, lautes Partygeschnatter und ein Bücherstand des DRAUSSENSEITER, darauf: Broschüren, das neue Buch und Postkarten. Auf dieser: Anziehfigürchen vom Klamotten-Heinz, einem Wohnungslosen, der über seine Kunst zu Betteln berichtet. Aufgeschrieben hat die Geschichte für das Buch Christina Bacher, freie Journalistin und Chefredakteurin des DRAUSSENSEITER.

Meine Südstadt: Im Buch sind ja mehrere Geschichten, die die Erzähler nicht selbst geschrieben haben…
Christina Bacher: Die erzählen lieber und jemand anderes schreibt es dann auf. Letztlich geht es ja darum, dass alle ihren Platz in der Redaktion finden, mit dem, was sie eben können und wollen.

Es gibt Redakteure, Autoren und Verkäufer – warum schreiben die Verkäufer zum Beispiel nicht?
Christina Bacher Oft leben die Verkäufer einfach auf der Straße und wollen gar nicht schreiben. Sie kommen zu uns und entwickeln dann erstmals seit langem wieder eine Art Struktur für ihren Tag, weil sie eben die Hefte verkaufen müssen, also arbeiten. Das ist ja nicht gebettelt. Die bezahlen ja auch die Hefte und verkaufen sie dann eben teurer, so verdienen sie 0,90€ pro Zeitung, und oft noch Trinkgeld. Das ist wichtig für die Menschen.

Was unterscheidet den DRAUSSENSEITER von anderen Straßenmagazinen, etwa aus Berlin?
Christina Bacher: Es gibt viele toll gemachte, seriöse Straßenzeitungen weltweit, mit denen wir gut vernetzt sind. Man erkennt sie daran, dass hinter den Zeitungen eine Einrichtung steht, die die Verkäufer in der Not auch auffangen kann. Und es gibt eben die anderen Hefte, die als Vehikel zum Betteln genutzt werden. Leider ist dieses Phänomen in Köln auch weit verbreitet, da ist viel Aufklärungsarbeit gefragt. Hinter dem DRAUSSENSEITER steht die Begegnungsstätte OASE in Deutz, die mit anderen Kölner Einrichtungen in gutem Kontakt steht. Neben Duschen, Essen und Kleiderkammer bieten wir den Verkäufern auch bei Bedarf Beratung durch Sozialarbeiter an. Erst dann wird die Straßenzeitungsarbeit zum niedrigschwelligen Beschäftigungsprojekt.

Die besten Geschichten des Magazins in „KÖLN TROTZ(T) ARMUT“, neue und überarbeitete, ab Mitte der Woche im Buchhandel. Buch- und Filmpremiere mit den Machern von Buch und Film, Pfarrer Franz Meurer, Martin Stankowski u.a. am Mittwoch,10.09.14, ab 19:30h im Buchladen Neusser Straße 195-197 in Nippes, Eintritt: 5,-€ für alle, die das bezahlen können ;-), weitere Lesung: Donnerstag, 11.09.14, am offiziellen Tag der Wohnungslosen: Christina Bacher liest in der Trinitatiskirche Geschichten aus dem Buch und eigene. Ab 19h, Trinitatiskirche am Filzengraben.
 

Text: Judith Levold

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