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Kultur

Bei Eldorado links abbiegen

Freitag, 14. September 2012 | Text: Nora Koldehoff | Bild: ©Dieter Meier/Galerie Thomas Zander

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Eigentlich hatte Dieter Meier schon abgeschlossen mit der Idee, im Kunstbetrieb wirklich Fuss zu fassen und alles in den Keller gepackt. Das „Kunstrennen“, wie er es nennt, war ihm unangenehm. Ständig taxiert und begutachtet zu werden und sich zu fühlen wie Hänsel im Käfig: immer ein Fingerchen hinhaltend und dann doch für zu mager befunden zu werden. Deshalb kümmerte er sich um anderes. Jetzt aber ist ein Teil seiner Werke nach Stationen in einer Berliner Etagengalerie, den Deichtorhallen in Hamburg und dem ZKM in Karlsruhe in der Kölner Galerie Thomas Zander in der Schönhauser Strasse zu sehen. Und man bedauert, dass es so lange im Keller lag.
Mitte der Siebziger Jahre wandte sich der Sohn eines Zürcher Bankiers nach einer Reihe von Performances, vielen unterschiedlichen Kunstprojekten und einer Einzelausstellung im Kunsthaus Zürich der Musik zu. Das stiess auch nicht gleich überall sofort auf Applaus. Nach einem seiner Auftritte, kam nach der Aufführung ein Punk zu ihm gestiefelt und befand: „Deine Musik ist scheiße, aber dass Du Dich Meier nennst, ist geil.“
Screenshot aus der Video „“Oh yeah“.

 

Die Musik machte ihn bekannt, besonders nachdem er Boris Blank kennengelernt hatte und fortan mit in dessen kurz zuvor gegründeten Elektropop-Band „Yello“ spielte. Durchaus nicht immer, denn anders als Blank, der völlig in der Musik aufgeht und der musikalische Kopf der Kult-Band ist, hat Meier viele Interessen, lässt Blank seinen kreativen Freiraum, freut sich an dessen Originalität und steuert seine eigene Stimme und die visuelle Umsetzung der Lieder in Kurzfilme bei. Meier studierte eine Weile Jura, versuchte sich eher erfolglos als Theaterautor, spielte professionell Poker, golfte in der Schweizer Nationalmannschaft, entwarf Uhren, vertrieb Synthesizer, wirkte als Darsteller und Produzent in Filmen mit, schrieb Kinderbücher und Essays und betreibt seit Jahren in Argentinien Landwirtschaft, Rinderzucht und Weinbau. Seine Erzeugnisse bietet er auch in dem Restaurant und dem Laden an, die er in Zürich betreibt.
Mit „Yello“ ( „a yelled Hello“) kam der große Erfolg – Meier wurde zum internationalen Popstar. „The Race“ und „Oh yeah“ gehören zu den bekanntesten Stücken, unter anderem durch ihre Verwendung in Filmen und TV-Sendungen. Und da Meier schon vor den Zeiten der Musikvideos damit experimentierte, zu seinen Liedern auch Filme zu produzieren, gehörten diese mit zu den ersten, die beim Musiksender MTV gespielt wurden – einfach schon deshalb, weil er einer der wenigen war, die in diesem Bereich überhaupt experimentierten und Material anbieten konnten.

Dieter Meier und sein Galerist Thomas Zander, im Hintergrund Harald Falckenberg nach seiner Rede. / Bild: Koldehoff

 

Dass nun, fast vierzig Jahre nach dem Ende seiner Kunstkarriere seine Arbeiten einer großen Offentlichkeit zugänglich sind, liegt vor allem an dem Unternehmer und Kunstsammler Harald Falckenberg. Jemand hatte ihn auf eine Werkschau in der kleinen Berliner Galerie aufmerksam gemacht, wo nach vielen Jahren erstmalig wieder Werke von Meier ausgestellt waren. Eigentlich hatte er nach einem anstrengenden Tag gar keine Lust mehr, auch diese Ausstellung noch zu sehen. Aber schließlich raffte er sich doch auf, und was er sah, haute ihn förmlich um, wie er bei der Eröffnung bei Zander erzählt. Falckenberg wollte unbedingt eine große Austellung mit Dieter Meier in den Hamburg-Harburger Phoenixhallen, die Falckenberg seit 2001 mit seiner Sammlung bespielt und die seit vergangenem Jahr zu den Deichtorhallen gehören. Da Meier sich aber nicht auf den Empfängen der Kunstwelt tummelt, war Falckenberg klar, dass er für die Umsetzung seiner Idee wohl nach Argentinien reisen müsse, wo der Künstler auf einer Estancia lebt und Landwirtschaft betreibt.

 

Er versprach, Falckenberg und dessen Frau am Flughafen abzuholen; der aber hätte trotzdem für alle Fälle gern gewusst, wie man zu Meiers Hof gelangt. Die etwas vage Wegbeschreibung: „Du fliegst bis Mar del Plata, nimmst ein Auto und fährst immer geradeaus. Dann bei Eldorado links abbiegen“, wirkte nur noch mehr wie eine Fahrt ins Ungewisse. Aber Meier war tatsächlich am Flughafen und holte den Besuch ab. Ein Mann wie er hält eben seine Versprechen – 1972 ließ er für die Documenta eine gusseiserne Platte vor dem Kasseler Hauptbahnhof abbringen, auf der er schriftlich ankündigte, dass er am 23. März 1994 für drei Stunden genau an dieser Stelle stehen würde. Und so war es dann auch.

Dieter Meier beim Signieren in der Galerie Thomas Zander, Köln. / Bild: Koldehoff

 

Dass seine Arbeiten nun nach Jahren der Abstinenz so plötzlich in einer so großen Ausstellung zu sehen waren, komme ihm selbst wie eine Entwicklung im Zeitraffer, erzählt Dieter Meier in der Galerie Thomas Zander. Muss ein Künstler sich normalerweise aus dem Keller durch einen harten Prozess ans Licht der Öffentlichkeit kämpfen, so wurden seine nach all der Zeit „aus dem Keller in die Kathedrale gezerrt“ – wofür sich Falckenberg grinsend entschuldigt. Der Künstler befindet sein Schaffen als pilzartig, untergründig wuchernd und dann und wann, wenn die Verhältnisse stimmen, auch nach außen wirksam und sichtbar.
Ein Teil der Hamburger Ausstellung ist seit vergangenen Freitag auf zwei Stockwerken in der Galerie Zander zu sehen. Dokumentationen von Perfomances wie jener, bei der Dieter Meier in New York Passanten das Wort „yes“ oder „no“ für je einen Dollar  abkaufte und dafür ein Zertifikat aushändigte. Oder seine Zwiesprache mit von ihm selbst in Sekundenschnelle gezeichneten Gesichtern, die er nach Erstellung betrachtet und dann mit spontanen Bildunterschriften wie „geweint wie eine schlechte Schauspielerin. Aber doch geweint.“ oder „Hätte auch was anderes sein können“ versieht.
Einmal versah er im Kunstmuseum Luzern einen leeren Raum mit einer Stechuhr, die jeder Besucher beim Betreten und Verlassen des Raumes betätigen sollte. So hielt er fest, dass die ihm die Menschen ein bis zwei Minuten ihrer Zeit geschenkt hatten. Für die Zander-Ausstellung lohnen sich da durchaus ein paar mehr.

 

 

Fotos Titel:
Jumps, 1974 (rechts)
Silbergelatineabzug auf Barytpapier
© Dieter Meier, courtesy Galerie Thomas Zander, Köln
 
Two words, 1971 (links)
Silbergelatineabzug
(Fotografie zur gleichnamigen Aktion Two Words)
© Dieter Meier, courtesy Galerie Thomas Zander, Köln

 

Galerie Thomas Zander

Schönhauser Straße 8       
50968 Köln     

Öffnungszeiten:
Dienstag – Freitag 11 – 18 Uhr   
Samstag 12 – 18 Uhr und nach Vereinbarung

Ausstellungsdauer bis 02. November 2012

Text: Nora Koldehoff

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