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Kultur

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Mittwoch, 9. Oktober 2013 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Christoph Hardt

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Ins „Taksi to Istanbul“ – so heißt das neue Projekt des Comedia Theater. „Meine Südstadt“ ist ins Taksi (Kein Tippfehler – so wird das auf Türkisch geschrieben.) eingestiegen und hat eine Menge on the road erlebt.

Wer schon einmal in Istanbul war, weiß wie ein türkisches Taxi aussieht. Quietschgelbe Farbe, auf dem Fahrersitz gerne eine Holzkugel-Sitzauflage, am Rückspiegel hängt jede Menge kitschiger Schnickschnack, Accessoires vom Lieblingsfußballclub, die Tageszeitung, Taschentücher, Eau de Cologne und und und. Genauso sieht das „Taksi to Istanbul“ des Comedia Theaters aus. Auf dem Autodach prangt sogar das türkische Schild „Taksi“.

 

Authentisch nachempfungen – das Istanbuler Taksi /Foto: Christoph Hardt

Wir begleiten das Taksi nach Mülheim – auf der Suche nach Kindern und Jugendlichen, die Interesse haben, an dem neuen Projekt mitzumachen. Die Kinder mit Migrationshintergrund sollen vor laufender Minikamera oder Aufnahmegerät über sich erzählen, ihre Wünsche, Träume, Hobbies und Erfahrungen in Deutschland als auch im Ursprungsland der Familie. Wie fühlen sie sich hier? Wie ist es im Urlaub im so genannten „Heimatland“? Was verbindet sie mit den Ländern? Was würden sie tun, wenn sie ganz viel Geld und Zeit zur verfügung hätten? Die gesammelten Erzählungen sollen in ein Theaterstück münden, das im Januar 2014 von professionellen Schauspielern auf die Bühne gebracht werden soll. Das Team des Comedia will auch Theater-Workshops in den verschiedenen Vierteln der Kinder organisieren, in denen sie die Möglichkeit haben, Theaterspielen näher kennen zu lernen. Wer so richtig Theaterluft schnuppern will, kann auch ab Ende November an wöchentlichen Workshops im Comedia Theater teilnehmen. Das Projekt wird von der Abteilung Kulturelle Bildung im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport gefördert.

 

Auch Anja Blankenberg (34) hat gerne über ihre Erfahrungen hier und
woanders erzählt
/Foto: Christoph Hardt

Wir stehen mit dem gelben Taksi mitten auf dem Wiener Platz und fallen auf. Es ist Straßenfest und das Team des Theaters hofft auf Kinder und Jugendliche, die bereit sind, mit ihm ein Gespräch zu führen. Die Theaterpädagoginnen des Comedia Theater, Bettina Frank und Hannah Biedermann, stehen mit Flyern ausgestattet. „Taksi to Istanbul“ steht in großen Lettern auf der Seite des Autos. Passanten gehen neugierig, aber zurückhaltend vorbei.

„Entschuldigung. Darf ich Ihnen das neue Projekt des Comedia Theater „Taksi to Istanbul“ vorstellen?“, sprechen Bettina Frank und Hannah Biedermann Passanten an. Es sind Menschen mittleren Alters, die interessiert stehen bleiben und zuhören. Ein Mann steigt auch ein ins Taksi und führt ein Interview. Nach ca. 20 Minuten sind Bettina Frank und der junge Mann fertig. Frank ist erleichtert, das erste Interview ist geführt. Sie sitzt entspannt auf dem Fahrersitz, das Fenster ist heruntergekurbelt. Plötzlich spricht ein anderer Mann sie an: „Taksi nach Topkap?? Sollen wir nach Topkap? fahren?“ Bettina Frank versteht nicht, was gemeint ist: „Nein, das ist das Taksi nach Istanbul.“ Der Mann scherzt weiter und Frank weist noch einmal darauf hin, dass es nach Istanbul gehen soll. Ich helfe: „Topkap? ist ein Viertel in Istanbul“. Topkap? heißt auch eines der großen, historischen Stadttore Istanbuls und außerdem heißt der Sultanspalast Topkap? Palast – Sehenswürdigkeit Nummer eins in Istanbul. Bettina Frank war noch nie in Istanbul und wusste das auch nicht. Sie konnte auf den Scherz nicht eingehen.

Nach zwei Stunden haben Frank und Biedermann außerdem mit einer deutschen Frau ein Interview geführt, einem Kurdischen Mann und ein paar Jugendlichen über 18 Jahren. Alle sind willkommen, ihre Erfahrungen mitzuteilen. Aber eigentlich wollen die Theaterpädagoginnen Kinder zwischen 10 und 14 Jahren vor der Kamera sehen. Das ist schwierig, da hierfür die Einverständniserklärung der Eltern gebraucht wird. Frank und Biedermann wirken zurückhaltend, wenn sie die Menschen mit Migrationshintergrund ansprechen. Sie möchten nicht drängen.

Das Taksi war inzwischen unterwegs in Weiden und in Chorweiler. Ein Interview mit einem Kind kam dort nicht zustande. Zunächst ist es primäres Ziel, auf das neue Projekt aufmerksam zu machen und Interesse zu wecken.

 

Hannah Biedermann (vorne) und Bettina Frank (hinten) sind jetzt
wöchentlich unterwegs in Köln
/Foto: Christoph Hardt

Unser Tag 2 mit dem Taksi. Es geht nach Vingst. Bettina Frank hat einen Kontakt zu einem Bürgerzentrum geknüpft. Die Betreuer wollen gerne mehr über das Projekt erfahren und dann Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen herstellen, die dort an Freizeitaktivitäten teilnehmen. Bevor es zu dem Termin mit den Betreuern ins Bürgertreff geht, möchte Frank noch ein paar Straßeninterviews führen. Wir stehen auf einem Platz in Vingst. Ein paar Männer sitzen auf einer Straßenbank. Frank spricht sie an und erklärt ihnen das Projekt. „Wir warten hier eigentlich nur auf ein paar Freunde, die gerade in der Moschee sind“ sagt einer der irakischen Männer. Moschee? Ja, heute ist Freitag, der heilige Tag im Islam. Ach ja, eine gute Idee, sich davor zu platzieren.

Gleich neben der unscheinbaren Moschee ist ein Friseursalon für Damen und Herren. Es handelt sich um einen türkisch betriebenen Salon. Frauen und Kinder sind auch im Salon. Ich schlage Bettina Frank vor, hineinzugehen. Sie ist zögerlich: „Ich möchte nicht zu aufdringlich sein“. Ich verstehe ihr Argument und rechne ihr ihre Feinfühligkeit an. „Ich spreche sie auf Türkisch an,“ schlage ich vor. Wir bekommen die Erlaubnis der türkischen Inhaberin und ich spreche zwei Frauen auf Türkisch an. Ich erkläre den Müttern das Projekt auf Türkisch. Eine Mutter ist gleich bereit, ihr Kind interviewen zu lassen – allerdings nicht im Taksi sondern gleich dort im Salon. Kein Problem. Das Aufnahmegerät ist dabei.

Der 10-jährige Muhamed erzählt von sich: „Ich spiele gerne Fußball. In der Schule spiele ich auch gerne Fangen und im Wald gehe ich auch gerne spielen. Meine besten Freunde sind Berkay und Kerim. Freundschaft bedeutet für mich, dass ich meinen Freunden vertrauen kann. Ihnen auch mal ein Geheimnis anvertrauen kann. Wenn wir uns mal streiten, dann entschuldigen wir uns später alle. Ich gucke auch gerne Fernsehen. Ich spreche auch Türkisch, aber Deutsch kann ich leichter sprechen. Döner erinnert mich an die Türkei und das Lied „Ankara’n?n ba?lar?“. Wenn ich das höre, denke ich an die Türkei. Dann vermisse ich die Türkei und meine Freunde dort. Der Fußball erinnert mich auch an die Türkei, weil ich mit meinen großen Cousins dort immer Fußball spiele. Und Kissen erinnern mich auch an die Türkei, weil wir immer Kissenschlacht spielen. Wenn ich viel Geld hätte, würde ich nach Ankara fahren und nach Istanbul, da war ich noch nicht. Ich würde gerne Sultan Ahmet sehen“.

 

Kemal Bozay (44) ist Vater von zwei Kindern und hat sich im Taksi
interviewen lassen/Foto: Christoph Hardt

Am zweiten Tag konnten Bettina Frank und Hannah Biedermann näher andie Menschen kommen, dank der Übersetzung eine Frau mit Migrationshintergrund, die Sprache und Kultur der Zielgruppe kennt. Manche Eltern mit Migrationshintergrund sprechen die deutsche Sprache nicht so gut und empfinden eher Vertrauen, wenn sie in der Muttersprache angesprochen werden. Gerade in den Viertel, die für dieses Projekt angefahren werden, sind die Menschen zugänglicher, wenn man sie auf türkisch anspricht. Für ein Gelingen dieses lobenswerten Projektes, wäre eine Person mit Migrationshintergrund dem Planungsteam zu empfehlen. Denn nur so wird man an die Zielgruppe näher kommen. Dann könnte man in einem Interview zum Beispiel darauf eingehen, dass Muhamed gerne Sultan Ahmet in Istanbul besuchen möchte. Zu Deutsch: Die Blaue Moschee.

Taksi to Istanbul
Das Projekt zum Mitmachen
Workshop im Comedia Theater

ab Mittwoch, 27.11.2013 jeden Mittwoch, 16 bis 19 Uhr
Telefon 0221/88877321
taksitoistanbul@comedia-koeln.de

 

Text: Aslı Güleryüz

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