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Gesellschaft Glaube

Bitte nicht ‚Gott’ erwähnen.

Dienstag, 23. Oktober 2012 | Text: Gastbeitrag | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Für Bruder Markus vom Gubbio, der „katholischen Wohnungslosenseelsorge Köln“ ist es nicht immer ganz leicht die richtigen Worte zu finden, wenn er eine Beisetzung von Wohnungslosen begleitet. Denn viele der Verstorbenen haben zu Lebzeiten nur wenig von sich preis gegeben. Andere hatten „nichts mit Gott am Hut“ und sollen trotzdem ordentlich bestattet werden. Von der Kunst, Menschen, über deren Vergangenheit kaum etwas bekannt ist, individuell zu verabschieden.

Sabrina Kempf: Die meisten Verstorbenen haben keine Angehörigen mehr und Sie selbst kannten sie kaum. Wie bereiten Sie die Grabrede vor?

 

Bruder Markus: Ich frage im Gubbio und in anderen Stationen nach, wer etwas über sie weiß und führe Trauergespräche mit ihren Freunden. Sie sind für die meisten eine Art Familienersatz. Oft kann ich aber nur mit einer Person sprechen und lerne dann auch nur eine Seite des Verstorbenen kennen. Die Aussage „er war ein liebender Mann“ mögen andere zum Beispiel ganz anders sehen. Das macht sich dann spätestens bei der Rede am Grab selbst bemerkbar, wenn ein Teil der Gäste mit dem Kopf schüttelt.

Was passiert, wenn Ihre Spurensuche erfolglos bleibt?

Dann greife ich auf Zitate zurück oder ich wähle einen Spruch aus dem Buch Kohelet, wie „Alles hat seine Zeit“. Den verknüpfe ich dann mit einem Symbol, das ich ans Grab mitbringe. In diesem Fall eine Sanduhr mit hellen und dunklen Sandkörnern – für gute und schlechte Zeiten im Leben. Damit das Biografische trotzdem nicht zu kurz kommt, frage ich während der Beerdigung noch einmal in die Runde, wer etwas über den Verstorbenen weiß. Die meisten antworten darauf sehr ehrlich und zählen gute wie schlechte Eigenschaften auf, die ihnen spontan einfallen.

Was war bisher das Außergewöhnlichste, das Sie bei einer Trauerfeier für Wohnungslose erlebt haben?

Einmal hat eine Freundin des Toten einen Locher mitgebracht und damit seine Behördenbriefe zerkleinert. Das ganze Konfetti warf sie dann auf das Grab. Damit hat sie posthum seine früheren Probleme mit den Behörden für ihn gelöst. Ein sehr persönliches Abschiedsgeschenk.

Im Allgemeinen laufen die Feiern weniger traditionell ab. Wie sieht es da mit dem Glauben aus?

So wie bei anderen Menschen auch. Es gibt sehr Gläubige, weniger Fromme und Atheisten. Wir gedenken ja nicht nur während der Beerdigung selbst der Toten, sondern auch während unserer regelmäßigen Messen im Gubbio und an Allerheiligen. Das ist vielen Wohnungslosen wichtig. Andererseits sagte mir mal ein Freund des Toten bei einer Beerdigung, dass dieser ja gar nicht religiös gewesen sei und ich in der Rede „bitte nicht den Namen Gott erwähnen“ sollte.

Wie gehen Sie damit um?

Anfangs fühlte ich mich schon etwas fehl am Platz. Als Lösung hab ich ihn gebeten auch noch etwas zum Toten zu erzählen. Das hat dann gut geklappt. Mir geht es vor allem darum mit Hoffnung Abschied zu nehmen. Das möchte ich auch denjenigen mit auf den Weg geben, die an der Beerdigung teilnehmen. Sie sollen wissen, dass der Verstorbene gut aufgehoben ist und dass, wenn sie an der Reihe sind, es auch einmal einen Ort gibt, an dem man ihrer gedenkt.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Das Gespräch führte Sabrina Kempf.

Von Ihr stamm auch der Artikel „Wer kann eine Urne tragen?“

Dieser Artikel ist erstmals in der DRAUSSENSEITER-Ausgabe 126/2012 erschienen.

Mehr Informationen zur katholischen Obdachlosenseelsorge in Köln gibt es unter:  www.gubbio.de

 

 

Im DRAUSSENSEITER – Das Kölner Straßenmagazin – werden in loser Folge alle Kölner Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe vorgestellt, die sich im engagierten AK Umbruch zusammengeschlossen haben.

 

Wenn Sie die Arbeit katholischen Obdachlosenseelsorge in Kölnehrenamtlich unterstützen möchten, steht als nächstes das Projekt Nacht-Café

Engagierte Helfer willkommen!

In den letzten Jahren haben sich auch in Köln Gemeinden bereit erklärt, von November bis April an einem bestimmten Wochentag Obdachlose in Gemeinderäumen schlafen zu lassen und dabei gute Erfahrungen gemacht.
Im letzten Winter wurden auf diese Weise die gesamte Woche abgedeckt.

 

Nach dem Winter 2009/2010 haben Theologiestudierende der UNI Köln ein Dokumentationsheft mit ihren Erfahrungen mit dem Nacht-Café zusammengestellt. Wenn Sie einmal hineinschauen möchten, klicken Sie bitte hier!

Text: Gastbeitrag

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