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Kultur

Das Klingen zulassen

Montag, 21. März 2016 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Es ist eines der kleinen Bilder, das neben anderen den Treppenabgang säumt, das Eckard Alkers Sicht- und Arbeitsweise zu beschreiben scheint, eine Hommage an den Maler Jasper Johns. Silhouetten sind darauf zu sehen und in unprätentiöser Schrift „Manchmal sehe ich etwas und male es dann. Dann wieder male ich etwas und sehe es dann.“
Alker bleibt einen Moment bei dem Bild stehen. „Da ist für mich so viel drin.“

Kaum hat man die Werkstattgalerie Tam Uekermann in der Mainzer Straße betreten, steht man auch schon mitten in der Ausstellung und damit beinah auch schon mitten im Triptychon,  das über Eck gehängt den Betrachter nahezu umfängt. „Ich wünsch mir dass der Soma wam wird“ steht auf einem der drei Teile in großen roten, kindlich gemalten Buchstaben. Es ist das jüngste der gezeigten Werke und so gerade eben, unter Zuhilfenahme eines Heizlüfters, noch rechtzeitig zur Ausstellung „Ich ist ein anderer“ fertiggeworden. Passend zum kindlichen Schriftzug, stehen vor dem Bild auf Sockeln unterschiedlich deformierte Gugelhupfe in knallbunten Farben, an Sandkuchen erinnernd und den 80. Geburtstag des Künstlers am Tag der Ausstellungseröffnung kennzeichnend.

Es ist nicht die erste Ausstellung von Eckard Alker in der kleinen Galerie, und es wird auch nicht die letzte sein. Schon im kommenden Mai ist die nächste geplant – diesmal mit Fotografien des Künstlers. Eckard Alker und Goldschmiedin Tam Uekermann verbindet eine langjährige Freundschaft.  

Im schlesischen Ratibor geboren kam Alker schließlich nach Bergisch Gladbach, wo er auch heute noch lebt. Er machte zunächst eine Ausbildung zum Maler, bevor er an den Kölner Werkschulen Malerei studierte.
Die noch bis zum 30. April ausgestellten Arbeiten sind alle im letzten Jahr entstanden.
 

Meine Südstadt: Sie verwenden in den aktuellen Bildern auch neue Techniken – wie das Bearbeiten von Digitaldrucken.
Eckard Alker: Das war eine Anregung von meinem Sohn, der in dieser Branche und mit dieser Technik arbeitet. Ich hab das zuerst sehr kritisch gesehen, aber als ich dann die Möglichkeiten sah, fand ich es doch interessant. Ich erarbeite ja oft Dinge über Collagen, und da sind auch bei sorgfältiger Bearbeitung oft Schnittkanten sichtbar – mit der digitalen Bearbeitung kann man sie dann verschwinden lassen und die Einzelteile glaubhaft zu einem Stück, einer Komposition zusammenbringen.

Da sind immer noch neue Dinge, die es in der Kunst zu entdecken gibt?
Ja. Ich bin immer noch sehr interessiert. Trotz des hohen Alters… Mit wachen Augen durch die Gegend zu gehen, Dinge zu beobachten und zu reflektieren, reagieren auf Dinge, indem man das macht, zu einer Form zu finden: Darüber erfährt man auch immer etwas über sich selbst. Man lernt sich selbst kennen über die Bilder.
Wenn ich von Besuchern gefragt werde „Sagen Sie mal, was soll denn das sein?“, antworte ich meist „Sagen Sie es selbst – wie reagieren Sie? Sind die Farben, die Formen für Sie angenehm, unangenehm, aggressiv? Langweilig? Haben Sie den Mut, das für sich zu formulieren. Dann kommen Sie auch in diese Bildwelt rein. Ich bin schon lange darin und Sie stehen jetzt zum ersten Mal davor. Dann kann man nicht erwarten, dass sich alles – zack – direkt vermittelt.“

Ebenso interessant wie die Intention des Künstlers ist ja, was das Bild im Betrachter zum Klingen bringt.
Genau darum geht’s. Aber man muss dieses Klingen zulassen. Viele sagen mir: „So erfahren bin ich nicht,“ oder „Ich bin zu dumm dazu.“ Oder ähnliches, das eine Unsicherheit zum Ausdruck bringt. Aber darum geht es ja nicht. Die Frage ist: Was löst es aus? Oder löst es überhaupt etwas aus? Auch Langeweile ist ja eine Reaktion.

Wann hat Sie das erste Mal Kunst gepackt, berührt…
… geküsst…

Oho, gleich geküsst. Dann ging sie ja ziemlich ran..
Das ist schon ich weiß nicht wie lange her. Da hab ich Fotos abgepinnt, von Schauspielern, solche Dinge. Auf diese Weise habe ich aber schon eine Menge technischer Erfahrungen gemacht: Wie komme ich mit dem Bleistift nah an das Foto heran.

Ich komme aber aus dem Handwerk, habe eine Malerausbildung gemacht. Dann irgendwann habe ich verwegen auf ein Semester an der Werkschule in Köln gespart. Dort musste man eine Aufnahmeprüfung machen. Und als ich anfing, war es das erste Jahr, in dem dann Studiengeldfreiheit war. Da hab ich natürlich gejubelt. Und aus dem geplanten einen Semester sind dann zehn geworden.
Ich bin dann durch die verschiedenen Abteilungen gegangen, vor allem die, die mit Malerei und Graphik zu tun hatten, hatte unterschiedliche Lehrer, um vom einen dies zu lernen und vom anderen das. Irgendwie hatte ich meine eigene Vorstellung, wie meine Bildwelt aussehen sollte.
Und irgendwann hab ich dann festgestellt , dass es für mich interessanter war, einen Menschen als Silhouette, oder als Schatten darzustellen, weil man durch die Bewegung und Haltung selbst mehr hineinprojiziert. Es gab auch schon Leute, die sagten „Sieht aus, wie meine Tante“. Und diese Haltung ist eben etwas sehr charakteristisches für einen Menschen.
Über diese Idee bin ich an meine Bildwelt gekommen. Das waren dann nicht nur Figuren, auch Landschaften und Stilleben.

Und oft in einer Mischtechnik
Genau.

Das erinnert ein wenig ans Kochen, bei dem man auch ausprobiert, ob dieses oder jenes kombiniert werden kann.
Ich würde das durchaus ähnlich sehen. Da hat sich aber auch in den letzten dreißig Jahren einiges geändert. Damals war ich mal in Frankfurt in einer wichtigen Galerie, bei Hanna Bekker vom Rath. Der Geschäftsführer sah sich meine Arbeiten an und sagte zu mir „Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: Sie müssen sich einigen. Wollen Sie zeichnen, oder mit Tempera arbeiten, oder mit Öl?“ Der sah jetzt nicht so diesen Reiz darin, die Techniken miteinander zu vermischen.
Manchmal variiere ich auch im gleichen Thema. Dieses Diptychon hier besteht aus zwei gleichen Ausdrucken, die unterschiedlich bearbeitet sind. Der gleiche Ausgangspunkt, aber unterschiedliche Ergebnisse.

Welche Künstler sprechen Sie an?
Alle möglichen. Aktuell gerade Anselm Kiefer, aber nur die Malerei, nicht das plastische Werk, das ist mir zu überdimensioniert. Der arbeitet auch mit Materialien im Bild. Gerhard Richter natürlich, der quasi alles macht, egal in welcher Technik, egal, welche Motive, es ist immer brillant. Und Sigmar Polke, der sich selbst nicht so ernst genommen hat.

Ich drücke mich ja eigentlich lieber durch meine Bilder aus. Wenn ich dann mal was sagen oder schreiben muss – und bei der Ausstellungseröffnung in Ratibor in diesem Jahr werde ich ja auch etwas sagen müssen – dann kann das schonmal mühevoll sein und es dauert eine Weile, bis ich zu der Formulierung komme, die ich für richtig halte. Es gibt eben viele Worte, um das gleiche auszudrücken. Und so, wie ich bei den Bildern nach einer Form suche, muss ich das beim Schreiben auch. Gerade wenn man nicht, so wie im Gespräch die Möglichkeit hat, etwas nochmal zu verbessern oder zu korrigieren.

Auch in der Malerei muss man sicher zuweilen ringen, oder?
Stimmt. Dann muss man solange basteln, bis man das Richtige hat. Das kann ganz schnell gehen, oder auch ewig dauern. Und auch scheitern.
Man gewinnt zwar an Erfahrung, aber trotzdem fängt man bei jedem Bild immer wieder bei Null an.
 

 

Die Ausstellung „Ich ist ein anderer“ mit Bildern von Eckard Alker ist noch bis zum 30.4.2016 in der Werkstattgalerie Tam Uekermann zu sehen.

Öffnungszeiten
Mi.-Fr. 14-18:30 Uhr
Sa. 11-14 Uhr
und nach Vereinbarung

Text: Nora Koldehoff

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