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Kultur

Deutsch-iranische Comedynacht

Donnerstag, 22. Dezember 2011 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Ein Perser kriegt nie einen Burnout. Perser kommen immer eine halbe Stunde zu spät: Wann sollen die einen Burnout bekommen? Das geht gar nicht.“ Willkommen in der Welt des iranischen Humors – oder: in der Welt von Michael Niavarani. Der österreichische Schauspieler mit persischen Wurzeln ist der Stargast der „Deutsch-iranischen Comedynacht“, die der (demnächst in der Südstadt ansässige) DIWAN-Verein Köln veranstaltet hat.

Ausverkaufte Stadthalle.

 

Ort des Geschehens: Die Stadthalle Köln-Mülheim. 1000 Besucher, ausverkauftes Haus – und der weitaus größte Teil des Publikums deutsch-iranischer Herkunft: Die Comedynacht hat den Anschein einer Parallelwelt, das Szenario mutet an wie eine orientalische Hochzeit. Vor allem die Frauen fallen auf, sie sind stark geschminkt, das dunkle Haar aufwendig frisiert, dazu Kleider oder kurze Röcke.

Rechts neben Fotograf Dirk und mir sitzt eine assyrische Familie und wartet auf den Beginn des Programms: Susi und Ninous heißen die Eltern, sie sind iranische Christen und haben Teheran vor Jahren in Richtung Deutschland verlassen. In der assyrischen Kultur gibt man sich eher westliche Namen, erfahren wir: Darum heißt Susi eben Susi und nicht Schirin oder Naghmeh. Susis Cousins heißen übrigens Jimmy oder Michael, nur ihr Gatte Ninous trägt den Namen eines assyrischen Königs.

Regisseur Ali Samadi Ahadi.

 

Dann beginnt das Programm – mit Standup-Comedy von Michael Niavarani. Er ist bekannt aus dem Film „Salami Aleikum“, den der Kölner Regisseur Ali Samadi Ahadi gedreht hat. Daher auch die Verbindung: Ali Samadi Ahadi ist Vorsitzender des DIWAN-Vereins und hat auch einen Film über die Unruhen im Iran im Sommer 2009 gedreht.

Michael Niavarani legt sofort los: Er sei auf einem Esel nach Köln geritten, und die Heiligen Drei Könige, deren Gebeine ja hier lägen, das seien Perser gewesen: Nicht Kaspar, Melchior und Balthasar, sondern Hussein, Hassan und Babas. Applaus. Und dann geht es Schlag auf Schlag: Integration, Ärger mit Kindern, Neue Medien – und nicht zuletzt die Bankenkrise. Michael Niavarani arbeitet zur Begeisterung des Publikums alle aktuellen Themen ab – immer wieder mit persischem Bezug. Ein Beispiel? Niavarani schildert in bunten Farben die Abgründe der Bankenkrise und wie die Menschen dabei über den Tisch gezogen werden, um dann trocken anzufügen: „Ein Perser versteht sowas“.

Das ist deutsch-iranische Comedy: Das Spiel mit dem Klischee. Perser sind demzufolge stets etwas langsam und notorische Händler. Schon vor Niavaranis Programm hatte Roxana, 10, uns kurz vorgemacht, wie der Komiker die Perser nachahmt. Mit verstellter Stimme sagt sie: „Haben Sie Perser gesehen? Perser: viele Haare an ganze Körper, bisschen doof.“ Ihre Mutter lacht herzlich. Und bei Niavarani amüsiert sich das gesamte Publikum prächtig. Ihm ist es auch um das ein oder andere derbe Bonmot nicht zu schade: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich das schnellste Spermium gewesen sein soll. Noch dazu persisches Spermium: Hallo, gibt‘s da kein Taxi oder was?“

Der zweite Act des Abends ist die Sängerin Maryam Akhondy mit der Frauen-Band Banu. Sie machen iranische Musik (die mitunter ein wenig anstrengend ist) und brauchen ein paar Lieder, bis das Publikum so fröhlich mitklatscht wie zuvor bei Michael Niavarani. Der Funke springt über, als Maryam Akhondy über eine Frau in einem Kraftraum für Männer singt. Überhaupt ist es schon ein Politikum, dass eine Frau solo singt: Im Iran ist das nämlich verboten.

Auch das eine Botschaft des Abends: Der aktuelle Iran, mit dem diktatorischen Regime, den Menschenrechtsverletzungen und dem Streit um das Atomprogramm findet hier nicht statt. „Wir sind ein politisch unabhängiger Verein“, sagt Emitis Pohl vom DIWAN-Verein. Und Ali Samadi Ahadi, den wir in der Pause für meinesuedstadt treffen, fügt hinzu: „In Deutschland ist es normal, Comedyabende zu haben, zu lachen, zu feiern. In einem Land, wo das Feiern, das Lachen, das Singen einer Frau, das Witzeln über Politik verboten ist, bestraft wird, da wird es sofort politisch. Wenn eine Frau ihre Haare rausgucken lässt, wird es politisch, wenn ein Filmschaffender seine Arbeit macht und der Gesellschaft Fragen stellt, ist es politisch. Dementsprechend kann ich es nicht ändern, wenn auch so ein Abend politisch wird.“

 

Eine Deutsch-Iranische Comedynacht in Köln: Für die vielen Menschen mit persischen Wurzeln ist es ein Stück Heimat, ganz sicher. Aber man würde sich wünschen, dass mehr – wie sagt man das – „deutsch-deutsche“ Zuschauer kämen. Insofern bleibt als Fazit dieser Gedanke: Der DIWAN-Verein hat es geschafft, 1.000 Leute zu begeistern, aber es bleibt noch viel Arbeit, damit die Programmarbeit des Vereins diese gefühlte Grenze der deutsch-iranischen Gemeinschaft (Ali Samadi Ahadi sagt „community“) überschreitet. Und auf diese Arbeit, auch das steht fest, darf man sich jetzt schon freuen.

 

 

Mehr über DIWAN-Verein erfahren Sie unter:
diwan-verein.de oder de-de.facebook.com/diwan.verein
 

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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