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Kultur

„Die einzig wahre Wahrheit ist Musik!“

Freitag, 15. November 2013 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

…sagt Medo Cuni. Er sitzt in seinem hellgrün gestrichenen Wohnzimmer auf einer Eck-Sitzgarnitur, die schon so einiges erlebt haben muss. Genau wie Medo Cuni. Am Samstag findet die „Zigeunernacht“ in der Lutherkirche zu seinen Ehren statt, und er ist mächtig stolz darauf. Meine Südstadt hat ihn besucht.

1938 kam Medo Cuni in Kosovska Mitrovica im Kosovo auf die Welt. Sein Vater und auch sein Großvater waren begnadete Musiker. Sie haben sich das Musikspielen selbst beigebracht. Auch Medo Cuni folgt ihrem Vorbild. Als Kind findet er eine Flöte und erlernt das Instrument autodidaktisch. Später lernt er auch, auf der Klarinette zu spielen. „Die Klarinette ist ein transponierendes Musikinstrument aus der Familie der Holzblasinstrumente. Sie hat eine vorwiegend zylindrische Bohrung. Ihr Mundstück ist wie beim Saxophon mit einem einfachen Rohrblatt ausgestattet. Der Name des Instruments („kleines Clarino“) wird darauf zurückgeführt, dass sie im hohen Register ähnlich klingt wie die hohe Clarin-Trompete, deren Funktion sie im 18. Jahrhundert teilweise übernahm“, weiß Wikipedia. Medo Cuni weiß das alles wahrscheinlich nicht und kann auch keine Noten lesen. Aber dennoch spielt er Klarinette wie kaum ein anderer.

 

In dem hellgrün gestrichenen Wohnzimmer sitzen neben Medo Cuni sein Bruder Ali und dessen Sohn Mirjan. Alis Sohn Sebastjan wird auch erwartet. Mirjan Cuni ist 47 Jahre alt, wohnt seit 1991 in Deutschland und übersetzt für uns: „Als Kind wurde mein Onkel von einem Musiker der nationalen künstlerischen Vereinigung Tanec in Skopje entdeckt. Er durfte schon bald im Orchester mitspielen, da war er gerade 9 Jahre alt“. Medos Sohn Denis erzählt weiter: „Seit mein Vater einen Schlaganfall vor drei Jahren erlitt, kann er nicht mehr spielen. Jedes Mal, wenn er seine alten Videos sieht oder alte Aufzeichnungen hört, fängt er an zu weinen. Oder wenn jemand anderes Klarinette spielt“. Denis selbst macht keine Musik und fährt fort: „In Mazedonien war mein Vater ein Star. Er hat mit ganz großen Musikern gespielt und hat auch viele andere Länder bereist. Russland, Indien, die Türkei zum Beispiel“.

In der „Zigeunernacht“ am Samstag wird das Medo Cuni Ensemble spielen. Mirjan und Sebastjan sind Teil des Ensembles. Mirjan erzählt wie er zur Musik gekommen ist: „Ich bin erst spät an ein Instrument gekommen. Vor 7 oder 8 Jahren. Es war eine Stimme tief in mir. Ich wollte mir die Klarinette von meinem Onkel ausleihen. Aber er hat sie mir nicht gegeben. Ich habe mir dann ein Saxophon gekauft und mir das Spielen selbst beigebracht. Wir spielen die Musik, die mein Onkel komponiert hat. Er hat 300 Lieder geschrieben. Alle in meiner Familie waren begabt, aber Medo besonders. Er hat einen großen auf die Musik des Balkans gehabt. Seine Lieder werden heute noch auf dem Balkan gespielt. Mein Onkel hat orientalische Einflüsse, die Musik aus der Türkei, aus Griechenland, Albanien und Ungarn mit unserer Musik gemischt. Der Einfluss aus den anderen Ländern ist da, aber wir spielen unsere Musik. Wir spielen sie so, wie wir sie fühlen.“

Mirjan sagt über sich, er sei der ‚Exot’ in seiner Familie, denn er einen höheren Schulabschluss und mehrere Ausbildungen hinter sich. Als sein Vater ihn 1991 drängte, nach Deutschland zu kommen, hatte er bereits eine Ausbildung zum Theaterschauspieler in Zagreb hinter sich. Ali erklärt seine Beweggründe: „Die Situation auf dem Balkan war nicht sehr gut. Es gab Unruhen, Krieg. Ich war sehr besorgt“. Nachdem er in Deutschland einen Sprachkurs absolviert hatte, ging er nach Hannover, um dort eine theaterpädagogische Ausbildung zu machen. Dann hat er als freier Tänzer gearbeitet, als klassischer Balletttänzer. Vor ein paar Jahren hat die innere Stimme in mir wieder zu mir gesprochen. Zuerst habe ich sie nicht gehört. Doch dann habe ich sie gehört und mich für Yoga interessiert. Ich habe eine Ausbildung zum Yoga-Lehrer gemacht und unterrichte jetzt auch Yoga“.  

 

„Uns verbindet nicht nur Elend und Not. Uns verbindet die Musik und die Kunst.“

 

Als Mirjan seinem Onkel erzählte, dass die nächste „Kölner Zigeunernacht“ zu seinen Ehren stattfinden wird, konnte er es nicht glauben. Doch darf man ‚Zigeuner’ überhaupt noch sagen? Mirjan hat nichts dagegen: „Es kommt drauf an, wie man den Begriff definiert. Ich assoziiere Freiheit, keine Bindung, keine Regeln damit. Rudi Romstein ist Mitorganisator der „Kölner Zigeunernacht“ und sitzt ebenfalls auf der braun-gemusterten Eck-Sitzgarnitur in dem hellgrün gestrichenen Wohnzimmer: „Wenn man an Roma und Sinti denkt, sieht man nichts als nur Probleme. Aber es gibt ganz viele, die nicht so sind. Die Musik und die Kunst waren schon immer unsere Dienstleistung. Das muss man aufrecht erhalten. Uns verbindet nicht nur Elend und Not. Uns verbindet die Musik und die Kunst. Unsere Kultur geht verloren. Dem wollen wir entgegen arbeiten und stellen die Kultur in den Vordergrund.“

Für die „Zigeunernacht“ am Samstag haben sie einen hervorragenden Repräsentanten dieser Kultur in Medo Cuni gefunden. „Das einzige, was zählt, ist die Musik“, sagt Medo Cuni „Das ist die wahre Wahrheit.“ Und diese Wahrheit hat er in seinen 300 Liedern festgehalten. „Alles, was ich geschrieben habe, handelt von der Liebe, der Melancholie und der Tragik. Das Stück „Dzulo, Dzulo“ habe ich für meine gleichnamige Tochter geschrieben. Das letzte Stück habe ich vor 20 Jahren geschrieben. Für meine Tochter „Zumreta“, die den Namen meiner Mutter trägt“.

Das Medo Cuni Ensemble ist heute noch nicht komplett. Am Samstag reisen noch Mitglieder der Familie aus Belgien und Mazedonien an. Dann wird es auch die Generalprobe geben, über die Medo Cuni ein wachsames Auge haben wird. Er wird seinem Ensemble die letzten Instruktionen geben und sich dann auf den Abend freuen.

Hier könnt Ihr Medo Cuni Klarinette spielen hören.

Kölner Zigeunernacht
Samstag, 16.11.2013, Einlass 19 Uhr
Eintritt (ohne Balkan-Buffet) 14, ermäßigt 8 Euro, nur Gypsy Groove Party ab 22:30 Uhr 5 Euro

 

Text: Aslı Güleryüz

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