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Kultur

Eine Amerikanerin in Köln

Freitag, 23. März 2012 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Sie schreibt. komponiert, singt und malt. In New York geboren, ist Amy Antin über ein paar Umwege in Köln gestrandet. „Ich bin Künstlerin“, sagt Amy Antin. Moment mal. Das ist doch jetzt Ironie. Oder meint sie das ernst? Wann hat man in den letzten Jahren einen Menschen getroffen, der sich einem als „Künstler“ vorgestellt hätte? Schließlich gefallen sich hierzulande doch Musiker, Maler und Literaten seit geraumer Zeit darin, ihr Tun als Handwerk, von mir aus als kreatives Handwerk, auszugeben. Und nun sitzt diese Amerikanerin einem in einem Café in Sülz gegenüber und sagt, sie sei Künstlerin. Und als hätte sie das leichte Stirnrunzeln bei ihrem Gegenüber bemerkt, setzt sie noch hinzu: „Ich wollte nie etwas anderes sein und kann auch sonst nichts.“ Was schon mal gelogen ist. Schließlich hat Amy Antin in New York über den französischen Strukturalisten Roland Barthes promoviert und könnte auch als Literaturwissenschaftlerin an irgendeiner Uni ihre Brötchen verdienen. Macht sie aber nicht. Stattdessen malt sie Bilder, komponiert und schreibt wunderbare Songs, die sie mit Gitarre und Band auf Bühnen in Köln und sonst wo im Land zu Gehör bringt.

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Gerade ist eine neue Platte von ihr erschienen. „Just for the Record“ heißt sie. Darauf finden sich elf Lieder, deren Musik, in einer einzigen, verregneten Nacht mit Steve Klink (Piano), Sascha Delbrouck (Bass) und Roland Höppner (Schlagzeug) in einem Kölner Studio eingespielt, sich irgendwo zwischen Folk und Jazz bewegt und deren Texte vom Leben erzählen. Bzw. davon, wie Amy Antin das Leben sieht. Und wie sieht sie das? Ihren Lyrics zufolge, die auch jederzeit auch gedruckt als Gedichte durchgehen könnten, findet sie das Dasein schön, absurd, kompliziert, aber auch unbedingt komisch. So sind die fragilen Songs, die natürlich auch oft von den Widrigkeiten und (enttäuschten) Hoffnungen der Liebe handeln, zwar sämtlich von einem melancholischen Grundton durchzogen, gleiten jedoch nie ins Pathos ab, weil sich immer wieder Amys ironisch distanzierter Blick auf sich selbst und das Leben an sich dazwischen schiebt. Natürlich schreibt sie ihre Songs allesamt in englischer Sprache. Auch wenn sie nun schon seit Jahrzehnten in Köln lebt, käme ihr nie in den Sinn, Lieder auf Deutsch zu verfassen.

Auf ihrer neuen Platte findet sich auch das wunderbar swingende „Friday Night“, das augenzwinkernd von den wiederkehrenden Ritualen zum Start ins verheißungsvolle Wochenende erzählt, das sich dann regelmäßig als doch nicht ganz so gelungen entpuppt. Ein Song, zu dem sich Amy nach eigenem Bekunden durch coole Typen inspirieren ließ, die jeden Freitag im „Backes“ in der Darmstädter Straße herumhingen und sich ungemein lässig gaben. Coole Typen im „Backes“? Das muss lange her sein. „War damals aber so“, insistiert Amy. Damals, das war in der zweiten Hälfte der 80er Jahre, als es die Amerikanerin nach Köln verschlug, nachdem sie davor schon mehrere Jahre eine Amerikanerin in Paris gewesen war. „Die Südstadt war in der Zeit“, erinnert sie sich, „das Herz einer vitalen Kölner Musikszene mit vielen Jazz-, Folk- und Rockmusikern. Das waren tolle Jahre für mich.“ Amy, die inzwischen über Umwege wie Bayenthal und Ehrenfeld im Sülz gelandet ist, ist in Kölner Musikerkreisen bekannt wie der ominöse bunte Hund. Was auch damit zusammenhängt, dass sie über Jahre im Stadtgarten die Reihe „Amy Antins Room“ organisiert hat, zu der sie regelmäßig Musiker aus Köln und Umgebung einlud und auch selbst mit ihrer Gitarre auf der Bühne stand.

Inzwischen macht sie die Veranstaltungen nur noch zu besonderen Anlässen. Wie etwa am 19. April, wenn sie unter dem Titel „Room for Peace“ eine ganze Reihe von internationalen Singer-Songwritern zu einem Benefiz-Konzert zugunsten der Kinderhilfe Kambodscha auf die Bühne bringt. Aber (mindestens) einmal im Monat zieht es sie auch in die Südstadt zurück.

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Seit letztem Jahr moderiert sie am jeweils letzten Montag des Monats die Konzerte, die Werner Meyer mit seinem Label „Meyer Records“ im „Theater der Keller“ veranstaltet. Am kommenden Montag ist dort um 20 Uhr die belgische Blues-Legende Roland van Campenhout zusammen mit Steven de Bruyn (Harmonika) zu Gast, der einst schon an der Seite von Rory Gallagher in die Gitarrensaiten griff.

Aber eigentlich will man an diesem Nachmittag bei mehreren Espressi in Sülz von Amy Antin doch noch etwas genauer wissen, wie, wann und wo sie denn auf die Idee kam, Künstlerin werden zu wollen. Und dann erzählt sie von ihrer Kindheit in Manhattan und Long Island, musikbegeisterten Eltern, Klavierunterricht und ihrer ersten Gitarre, die sie mit 14 bekam. Von Heroinnen wie Joni Mitchell, Laura Nyro und Ricky Lee Jones und einer Menge anderer Einflüsse. Ja, auch der Gottvater der gehauchten Melancholie, Leonard Cohen, fehlt da nicht. Zwei Jahre lang, sagt sie, hat sie mal nichts anderes als nur eine einzige Cohen-LP gehört. Und mit dem Schreiben von eigenen Songs hat sie in einem Alter angefangen, in dem andere sich in ihren Jugendzimmern für den ersten Discobesuch zurecht machten. Inzwischen dürften es knapp 1000 Songs sein. Grob geschätzt. Genau weiß sie das auch nicht.

Damit nicht genug, hat sie auch noch zwei komplette Musicals, das Musik-Genre ihrer Kindheit, komponiert. Selbst aufgenommen und veröffentlicht hat sie nur einen Bruchteil davon. Aber wie bringt man in solch einen imposanten Output zustande? Setzt sie sich jeden Morgen, von Schwermut gebeutelt, an den Küchentisch und wartet, dass sie von der Muse geküsst wird? „Quatsch“, sagt Amy Antin. „Ich kann auch auf Kommando in einer halben Stunde einen Song schreiben.“ Also vielleicht doch ein bisschen Handwerk? Nennen wir es Professionalität. Und so hat die Künstlerin auch keinerlei Probleme damit, hin und wieder Auftragsarbeiten zu verrichten, in die nicht unbedingt ihr gesammeltes Herzblut einfließt. Gebrauchsstücke für Soaps wie „GZSZ“ etwa oder populäre Gassenhauer. So stammen beispielsweise die Lyrics zu „,Young at Heart“ von den Porcaro Brothers aus ihrer Feder. Ein Hit, der von der FIFA 1997 zum offiziellen Song (Was es nicht alles gibt!) für das Champions League-Finale erkoren wurde.

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Fußballfreunde werden sich erinnern: Es war jenes Endspiel, das Borrussia Dortmund nicht zuletzt durch ein spätes Tor des ewigen Abiturienten Lars Ricken 3:1 gegen Juventus Turin gewann. Nein, das Spiel hat Amy Antin nicht gesehen. Von Fußball, Soccer, weiß sie ohnehin kaum mehr, als dass der Ball rund sein soll. Aber ansonsten sei das schon eine tolle Sache gewesen: „Eine Stunde Arbeit an einem Songtext und anschließend drei Jahre, die ich von den GEMA-Tantiemen dafür leben konnte.“ Das klingt denn doch wieder eher nach handwerklichem Pragmatismus, denn nach „Kunst“. „Nein, nein“, insistiert die Frau hartnäckig.

Ein perfekter Tag, sei für sie nach wie vor einer, in dessen Verlauf sie einen wirklich einen guten Song geschrieben oder ein Bild gemalt habe, von dem sie selbst begeistert sei. Ach ja, mit der Malerei hat sie es ja auch noch. Womit es ihr nicht minder ernst ist als mit ihrer Musik. Wenn man angesichts ihres Schaffens, vornehmlich abstrakte Bilder in Pastelltönen auf Holz, Mark Rothko assoziiert, fühlt sie sich durchaus nicht missverstanden. Aktuell sind ihre malerischen Werke zwar nur auf ihrer Homepage zu bestaunen, aber Amy Antin hatte schon Ausstellungen im In- und Ausland. Natürlich auch in Paris, wo die bekennende frankophile Amerikanerin nach Stationen in Mexiko und Brasilien landete, bevor sie in Köln sesshaft wurde. Eine „Künstlerin“ also. Ja. doch. Wenn man sich eine Stunde lang mit Amy Antin unterhält, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass diese Berufsbezeichnung keine ironisch verbogene Koketterie sein muss, sondern aller Ehen wert sein kann.

Mehr im Netz: www.amyantin.de
Mehr zu ihrer Platte (Hörprobe inklusive) und dem Konzert von Roland van Campenhout am Montag im Theater der Keller unter: www.meyerrecords.com

Text: Reinhard Lüke

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