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Kultur

„Wir müssen nur hinhören…“ – das neue Album der südstädtischen Band Pilot

Montag, 14. Mai 2012 | Text: Jens Rosskothen | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ich gehöre zu den Menschen, die sich gerne einigeln. Die sich gelegentlich einrollen und lieber an sich selber riechen, als die Nase in den Wind zu halten. Und ich gehöre zu den Musikern, die lieber ins eigene Instrument kriechen, anstatt die Ohren für die Klänge der Außenwelt zu öffnen. Wenn nun also die Redaktion an mein stachelfreies Fell klopft, um mich für ein Interview in genau diese tönende Außenwelt zu schicken, dann überrascht es nicht, dass es mich immer wieder überrascht, welch’ wunderbare Klänge doch der Wind durchs Veedel trägt…

Die südstädtische Band Pilot zum Beispiel. Nie was von gehört, ich Ignorant. Und dann aufgrund des anstehenden Interviews doch mal informiert. Misstrauisch wahrgenommen, dass das Trio mit Alexander Freund (Gesang, Gitarre, Synthie), Andi Kaufmann (Bass, Gesang, Synthie) und Ben Argandona (Schlagzeug) nun schon seit über zehn Jahren existiert, in ganz Deutschland Fans hat, u.a. in der Harald Schmidt Show aufgetreten ist und mit der neuen, selbstproduzierten CD „Zuhören“ den bescheidenen Plan verfolgt, sich selbst zu revolutionieren, indem dieses Album durch und durch gut sein soll. Musikalisch, aber vor allen Dingen in seiner Gesinnung. Weg von der negativen Melancholie, die hierzulande so gerne als einziger Weg zu künstlerischer Tiefe Hof hält.

Ups, die meinen mich, denke ich. Arrogante Lausebengels, könnten alle drei meine Söhne sein, jung und unverkrampft, kann ich ja gar nicht leiden. Und dann höre ich rein in das neue Album und vergesse, mich wieder einzurollen. Zu gut das Ganze, in beiderlei vorab versprochener Hinsicht. Schon der Titelsong streichelt mir die Seele unbeschwert, der deutsche Text tanzt wunderbar mit der Musik und verführt zu dem Leichtsinn, das ohne analytisches Sezieren einfach nur gut zu finden. Und weil ich ein Igel ohne Stacheln bin, fällt es mir nicht schwer, mich derart sinnlich getätschelt auf dieses Interview zu freuen.

Mein Interviewpartner ist dann auch derjenige, der es schafft, deutsche Texte klingen zu lassen: Alexander Freund. Mit 3-Tage Bart und beneidenswert dichten Locken öffnet er seine Wohnungstür (Südstadtnachbarn können sich auch im trauten Heim interviewen) und bedient gleich das Klischee des verträumten Künstlers: Er hat unseren Termin vergessen! Aber weil unbeschwerte Musik wahrscheinlich nur von unbeschwerten Musikern gemacht werden kann, kocht der unkomplizierte Mensch erstmal einen Kaffee, wo wir doch gerade so nett beisammen sind. Und dieser Kaffee spült meinen Argwohn weg, hier könne künstlerische Authentizität vielleicht doch künstlich sein.

 

Die Offenheit, die Beschreibung des Bandkonzepts und das emotionale Rantasten an Erklärungsversuche des eigenen Kompositions- und Textstils: das klingt echt! Vielleicht auch, weil Alexander Freund nicht in die Rolle eines Musikers schlüpft, er ist Musiker, unabgespalten von seiner sonstigen Persönlichkeit. Genauso versteht sich die gesamte Formation nicht als Projekt, dem in zeitlichen Abständen nachgegangen wird, sondern als gewachsene Band, die in ihrem Eigenleben diese Bezeichnung entgegen vieler zeitgenössischer Musikgruppen auch tatsächlich verdient. Man ist aneinander gereift, um zu der Leichtigkeit zu gelangen, die Zuhören auszeichnet. Grundlegend für diese Entwicklung war sicherlich auch die fortwährende Selbstbestimmung der Band.

“Wir machen unsere Sachen, wie wir sie für richtig halten…”

Ohne mit Dogmen um sich zu werfen, hörten die Musiker von Pilot seit ihrer Gründungszeit stets auf ihr Bauchgefühl und achteten auf ihre Unabhängigkeit.
Kreative Ideen zeichnen sich vor allem durch deren Umsetzung aus. So zum Beispiel die Anschaffung eines aufblasbaren Kuppelzelts. Das Iglu, groß genug für Bühne und Publikum, ermöglicht es dem Trio, unabhängig von Zeit und Raum aufzutreten. Letztlich wurde genau diese grundlegende Philosophie der Band in dem anfänglich erwähnten Titelsong Zuhören thematisiert.

“Du kannst Deiner inneren Stimme nur folgen, wenn Du hinhörst…”

Musikalisch klingt das ein wenig nach Coldplay ohne deren monumentalen Narzissmus. Ein guter Popsong, denn Pilot wollen auch gar nichts Neues erfinden.

“Musik ist für uns eine Sprache, und wir wollen uns verständlich ausdrücken…”

Diese Verständlichkeit gestaltet sich auf dem neuen Album facettenreich, ohne den individuellen Stil der Band zu gefährden. Der Trick zum Beispiel erinnert an die Beatles in unbekümmertster Pilzkopfphase, äußerst humorvoll und trotz leichter Verneigung vor den Jungs aus Liverpool weitab von uninspirierter Kopie. Für ein Musikvideo zum Song haben die drei dann einfach mal die Instrumente in den Wald transportiert, haben gemerkt, wie schwer so ein Klavier sein kann und augenscheinlich viel Spaß gehabt. Wahrhaftig ehrlichen Spaß.

Eins seiner Prinzipien beim Texten, so Alexander Freund, sei es, die Wahrheit zu sagen. Nicht mehr und nicht weniger. Und das über die Wahrheit sagt er so ehrlich, dass ich diese unmittelbare Aufrichtigkeit nur glauben kann, hier zwischen spontan gefüllten Kaffeetassen. Dann erfahre ich noch, dass er auch schon für Silbermond getextet hat. Ganz uneitel erzählt er davon, denn es geht ihm nicht um die Pose, sondern die direkte künstlerische Substanz. Und als Fotograf ist er auch manchmal beschäftigt. Das neue CD-Cover von Rammstein zum Beispiel, das hat er fotografiert.

Jetzt reicht’s, denke ich. Wir verabschieden uns, ich fahre nach Hause und rolle mich wieder ein. Die geplante Tournee zum Album musste leider aufgrund persönlicher Ereignisse verschoben werden. Neue Termine erscheinen baldigst auf der Internetseite der Band. Hier kann man auch reinhören in Zuhören, www.pilotmusik.de

 

Einen Artikel über das Weihnachtskonzert der Band bei Tobias Brandhofer gibt es hier: Weihnachtskonzert.

Text: Jens Rosskothen

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