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Glaube

Wenn Obdachlose sterben

Freitag, 27. April 2012 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Wir sehen sie in Hauseingängen schlafen, um ein paar Cent betteln, Pfandflaschen sammeln, leider manchmal betrunken und zusammengesunken irgendwo auf der Straße liegen: Obdachlose. 

Was passiert eigentlich wenn ein Obdachloser stirbt? Wird er beerdigt, und wer zahlt das? Geht da jemand hin? Wer kümmert sich um das Grab? Wenn ein Obdachloser stirbt, kümmert sich das Sozialamt darum. Sie geben den Toten an einen Bestatter und dieser sorgt für die Beisetzung auf einem städtischen Friedhof. Der Leichnam wird eingeäschert und die Urne vergraben. Darauf kommt ein simples Holzkreuz auf einer dafür reservierten Fläche auf dem Friedhof. Ohne Namen. Ohne Lämpchen. Ohne Pastor und ohne Menschen, die der Beerdigung beiwohnen.

 

Bestatter haben vor vielen Jahren bei der Kirche angefragt, ob man da nicht ein Begräbnis organisieren könnte. Die Kirchen der Südstadt können. Pfarrer Hans Mörtter von der Lutherkirche erklärt mir, wie das abläuft: „Wenn eine Beerdigung eines Obdachlosen ansteht, versuche ich Menschen zu organisieren, die mitgehen ans Grab. Entweder Freunde vom Obdachlosen ausfindig zu machen, oder Menschen aus der Gemeinde.“ Er selbst und der Bestatter sind immer dabei. Der Pfarrer sagt ein paar Worte, spricht ein Gebet und wenn es möglich ist, fragt er, ob die Freunde etwas zu dem Verstorbenen erzählen möchten. „Manchmal kommt es vor, dass einer einen Schnaps über das Grab schüttet – als letzten Gruß.“ 

 

Auf dem Südfriedhof gibt es zwei reservierte Flächen, auf denen Obdachlose beerdigt werden können. Die eine hat die Kirche (St. Severin) durch Spenden erworben, die andere die Stadt Köln, motiviert durch Fritz Schramma, der sich für diese Aktion einst stark gemacht hat.

 

Obdachlose nicht einfach „verscharren“. Ihnen ihr Recht auf eine würdevolle Beerdigung lassen. Die letzte Ehre erweisen. Das sind schöne, eigentlich selbstverständliche Standpunkte. Ein Holzkreuz ohne Namen dagegen ist eine traurige Fortführung menschlicher Nicht-Existenz.

 

Auf der städtischen Fläche des Friedhofes stehen Steelen auf denen 24 Schildchen Platz haben. Die Namen der Obdachlosen stehen darauf. Eine schöne Parallele: die Schilder erinnern an Klingelschildchen einer Haustür. Nie besaßen die Menschen eine Wohnung. Im Tod bekommen sie eine Adresse. Die Fläche der Kirche besteht aus Steinplatten, auf denen jeweils acht Namen und darunter liegende Urnen Platz haben. Es gibt eine Lichterbank, von der Gemeinde hinzu gekauft, nachdem Friedhofsbesucher sich einst beschwert haben, weil von ihren Gräbern Lichter verschwunden sind, die dann auf den Obdachlosengräbern wieder auftauchten. „Es brennen immer Kerzen auf den Grabstellen der Obdachlosen.“ Zweimal im Jahr rücken Freiwillige der Gemeinde aus, um die Gräber zu pflegen. „Das ist eine schöne Aktion,“ freut sich Hans Mörtter, „da machen auch immer Kinder mit, die haben viel Spaß. Wir schrubben die Grabsteine, entfernen Efeu und was sonst noch anfällt. Gras schneiden macht die Firma Kuppa. Auch ehrenamtlich.“

 

In der Mitte des Gräberfeldes steht eine Steele mit der Aufschrift: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ Der Pfarrer erklärt: „Man will damit sagen: Keiner ist vergessen oder abgelegt. Auch nicht Obdachlose.“ Auch andere Kirchen machen etwas für verstorbene Obdachlose. St. Aposteln und die Antoniterkirche halten, im jährlichen Wechsel, so genannte „Gottesdienste für Unbedachte“. Viermal im Jahr werden die verstorbenen Obdachlosen namentlich vorgelesen und Beerdigungsgottesdienste gehalten. Es gibt ein Buch, in dem die Namen aller verstorbenen „Wohnungslosen“, wie sie neuerdings heißen, aufgelistet sind. Dieses Buch wird einmal im Jahr, wenn der Wechsel ansteht von der Aposteln- zur Antoniterkirche (oder umgekehrt) getragen. Das geschieht in einer feierlichen Prozession, die von Bürgermeisterin Elvi Scho-Antwerpes begleitet wird. 

Die Katholische Kirche, die Evangelische Kirche Kölns und die Stadt sorgen außerdem dafür, dass einmal im Quartal eine Traueranzeige im Stadtanzeiger erscheint mit allen Namen der Verstorbenen, für die sonst niemand da ist.

 

Der Mann, der sich in der Südstadt besonders für die Obdachlosenbeerdigungen engagiert, ist der Bestatter Thomas Kremer. Hans Mörtter leuchten die Augen, wenn er von ihm erzählt, und ich schätze, „Meine Südstadt“ wird sich bald mal „Auf ein Kölsch“ mit ihm treffen.

Text: Sonja Alexa Schmitz

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