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Umwelt

Die Wanne ist leer

Mittwoch, 16. April 2014 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Jörg-Christian Schillmöller

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Vielen Südstädtern dürfte es schon aufgefallen sein: Der Rhein schwächelt. Auf beiden Ufern ist jede Menge Kies zu sehen, das Flussbett zieht sich in die Mitte zurück: Wir haben Niedrigwasser. Und es wird sogar noch weniger in den nächsten Wochen, sagt uns Reinhard Vogt: Er leitet die Kölner Hochwasserschutzzentrale.

Ein Klick auf die Seite des Kölner Pegels zeigt am Gründonnerstag: Der Wasserstand liegt bei 1,83 Meter. Das klingt ziemlich bescheiden – und unser erster Gedanke war: Ab wann kriegen Schiffe eigentlich Probleme mit dem wenigen Wasser?

„Es gibt meines Wissens keinen unteren Pegelstand, ab dem die Schifffahrt verboten wäre“, sagt Reinhard Vogt. Aber, sagt er, es gibt zum Beispiel Frachtzuschläge, weil Schiffe nicht so viel laden können und darum häufiger fahren müssen. Und irgendwann wird es für die Ausflugsschiffe eng, denn die erreichen ihre Anleger nicht mehr, weil das Flussbett zu schmal wird.

Und noch eine interessante Information hat Reinhard Vogt für „Meine Südstadt“: Ein Wasserstand von 1,83 Meter bedeutet nicht, dass man schon fast durch den Fluss waten könnte (wovon natürlich sowieso dringend abzuraten ist). Denn: Die eigentliche Wassertiefe ist immer einen Meter tiefer als der Wasserstand, den der Pegel angibt. Das heißt: Bei einem Pegelstand von 1,83 Meter ist der Rhein de facto immer noch 2,83 Meter tief.

Das hat historische Gründe, die ziemlich kompliziert sind und sich am einfachsten so zusammenfassen lassen: Der „Pegelnullpunkt“ des Rheins wurde einst bei 35,98 Meter über NN, Normal-Null, festgelegt. Weil das aber nicht ganz dem Grund des Flusses entsprach, entstanden immer mal wieder „negative“ Pegelstände, also immer dann, wenn der Wasserstand darunter lag. Um solche Minuswerte zu verhindern, verlegte man den Nullpunkt 1979 einfach um einen Meter auf 34,98 Meter über NN. Die Folge: Die „echte“ Wassertiefe ist bis heute immer einen Meter tiefer als der Pegel, der offiziell angegeben wird.

Ist das aktuelle Niedrigwasser eigentlich eine Besonderheit? „Ja, es ist ungewöhnlich“, sagt Reinhard Vogt. Denn, erklärt er, der Rhein speist sich um diese Jahreszeit eigentlich sehr aus dem Abfluss der Alpen (Stichwort: Schmelzwasser). Und dieser Nachschub aus den Alpen fällt 2014 gering aus. Hinzu kommt: Es gab auch keine besonders großen Niederschläge.

Also: Ein paar Tage Regen, und der Pegel steigt wieder? „So schnell geht das nicht“, sagt Reinhard Vogt: „Wir sprechen von einem Einzugsgebiet von 144.000 Quadratkilometer für den Rhein – da verändert ein bisschen Regen nicht viel“. Seine Vorhersage lautet darum: Der Pegel wird in nächster Zeit weiter fallen. Einer der nennenswerten Tiefstände stammt von 2003, damals lag der Pegel bei 80 Zentimeter (also 1,80 Meter „echte“ Wassertiefe, siehe oben).

Ist eigentlich denkbar, dass der Rhein austrocknet? „Nein“, sagt Reinhard Vogt. „Es gibt immer einen gewissen Zufluss, der den Rhein speist – zum Beispiel, weil der Fluss durch den Bodensee geht“. Also: Wir werden noch mehr Kies und Sand zu sehen bekommen in nächster Zeit, aber trockenen Fußes durch den Rhein schlendern – das geht dann doch nicht.

 

Mehr im Netz:
Hier der aktuelle Pegelstand

Die Farben des Pumpwerkes Schönhauser Straße (es leuchtet je nach Wasserstand in einer anderen Farbe, aktuell müsste es gelb sein, denn der Pegel liegt unter 2,40 Meter)

Und wer es überregional mag schaut hier.
 

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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