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Umwelt

Häufiger, höher, Hochwasser

Donnerstag, 27. Januar 2011 | Text: Judith Levold | Bild: Anke Westermann

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Et hätt noch immer jot jejange“ sei absolut nicht der richtige Wahlspruch im Zusammenhang mit Hochwasserschutz, erklärt mir Reinhard Vogt, Leiter der Kölner Hochwasserschutzzentrale, gleich zu Beginn unseres Treffens im Rheinauhafen. Wir lassen unseren Blick im letzten Nachmittagslicht über das Wasser auf die Ellmühle am Deutzer Ufer schweifen -der Rhein ist nach dem Hochwasser in der ersten Januarhälfte fast wieder zurück in seinem Bett – und kehren dann zu einem Capuccino in ein Café ein.

Seit 1977 ist Reinhard Vogt bei den Kölner  Wasserbehörden beschäftigt, hat sich immer mehr auf den Hochwasserschutz kapriziert und leitet die Kölner Schutzzentrale seit 1995. Hochwasserschutz ist ein Prozess, ist dynamisch, muss immer weiter verbessert und ständig im Bewusstsein der Bürger gehalten werden, sagt er. Warum das denn, will ich wissen, wo das doch nur alle Jubeljahre mal vorkommt und wir jetzt so hohe Schutzwände haben? 11,30m hoch, so doll steigt der Rhein doch in hundert Jahren kaum einmal!
„Ich schätze die Gefährdung für ein wirklich extremes Hochwasser, also ein Hundertjähriges, heute dreimal so hoch ein wie etwa noch 1990“, erwidert Vogt, „denn es gibt einfach immer mehr extreme Wetterereignisse. Denken Sie nur an die Regengüsse während der WM im vergangenen Sommer. Da waren mindestens 5 dabei mit Niederschlagsmengen, wie sie sonst nur alle fünf Jahre einmal vorkommen“. Klimaveränderungen, Erderwärmung, Gletscherschmelze neben all dem hat auch der Ausbau des Oberrheins für immer höhere Wasserstände gesorgt. Die Schleifen des Rheins wurden begradigt, dadurch ist er kürzer geworden. Und wo er sich früher auf vier Kilometern in die Breite ausdehnen konnte, ist sein Bett heute gerade mal 200 Meter breit.

Die Menschheit verhalte sich eben klimafeindlich und er halte es für wahrscheinlich, dass wir auch hier in Köln häufiger und höhere Hochwasser bekommen, auch über den Pegelstand von 11,30 hinaus, was einem Hundertjährigen Hochwassser entspräche.“Bis 2030 rechne ich mit einem Hochwasser über der 11,30m Pegel-Marke“ sagt er „Und ab einem Wasserstand von 11,40m würden ja auch unsere mobilen Schutzwände überspült. Wir bauen ja an Rückhalteräumen, die uns besser schützen sollen, z.B. im Kölner Süden, bei Langel und Niederkassel, da gab es einen schon maroden Deich und wir haben noch einen Deich landeinwärts gebaut und dazwischen der Raum funktioniert dann wie eine riesige Badewanne, die wir bei Bedarf befühlen können, wenn der Rhein zu viel Wasser führt. Das bringt dann eine Senkung des Wasserstandes von fünf Zentimetern hier in Köln. Wir würden sowas ja nicht bauen, wenn wir nicht an höhere Hochwasser glauben würden. Und wir müssen noch mehr tun“.

 

Was kann man denn noch tun, um eine Hochwasserwelle, die die Schutzwände überspülen würde, zu verhindern? Frage ich mich und ihn. „Der Hochwasserschutz muss von allen Rheinanliegern gemeinsam betrieben werden, es müssen noch viel mehr Ausweichmöglichkeiten für das Wasser her, z.B. Grünanlagen, Golfplätze, Kleingartensiedlungenacker – die brauchen nicht mit Wänden geschützt werden, die können ruhig mal alle paar Jahre geflutet werden. Und jeder kann etwas tun. Jede Regentonne ist im Prinzip schon Hochwasserschutz, denn Wasser, das nicht in die Kanalisation und zurück in den Rhein fließt, ist gut. Also auch Innenhöfe entsiegeln, Dächer begrünen – so versickert das Wasser und das passiert langsamer, als wenn es über Asphalt zu 100% schnell abfließt.“

 

Wie denn wohl die Südtstadt aussähe, bei einem 100jährigen Hochwasser oder bei einem, das einen Pegel von 12 Metern erreicht? „Reichlich nass“, sagt Reinhard Vogt, „das können Sie ja in unseren Gefährdungskarten sehen, die übrigens aktuell neu erarbeitet werden. Die Rheinuferstraße würde zur 5-Meter-Gefahrenzone, d.h. mit 5m Abstand zur mobilen Schutzwand, die im Rheinauhafen aufgebaut wäre. Sie wäre also nicht mehr befahrbar. Das Eierplätzchen und beispielsweise so tief gelegene Gegenden wie das Sionstal stünden mindestens einen halben Meter unter Wasser. Also ab Straßenoberfläche, meine ich. Je weiter man dann vom Rhein weg kommt, desto weniger natürlich. Die Tiefgarage unter dem Rheinauhafen wäre ja bereits ab einem Pegel von 10,40 Metern evakuiert. Und das Grundwasser, das schon bei 11 Metern Pegel in die Keller drückt, ist ja auch noch da. Das wäre schon extrem, mit Folgen wie Stromausfällen und Evakuierungen und so.“ Ich mag mir das gar nicht vorstellen, doch Reinhard Vogt meint, nur das realistische Ausmalen führe dazu, dass an allen Fronten der Hochwasserschutz optimiert werde. Auch baulich, etwa mit Bebauung ohne Keller oder Pfahlbauten in Rheinnähe, beispielsweise in Deutz. Und Stromverteilern unterm Dach

 

Quelle: Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR

 

Auch sollten seiner Meinung nach alle Bebauungspläne daraufhin überprüft werden, ob sie hochwasserangepasst sind, d.h. in Risikogebieten eben ohne Keller etc. Und in besonders sensiblen Bereichen, etwa der chemischen Industrie, bereits jetzt gegen höhere Wasserstände geschützt als etwa die Altstadt, müsste jede Firma einen Hochwasser-Pass vorlegen können, der sie nach festen Kriterien als optimal gesichert ausweist. Daran arbeitet Herr Reinhard Vogt, der Mann, der nie frei hat. Denn: nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser.

 

Text: Judith Levold

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