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Kultur

Emotionales Ende: Eifelwall 3

Mittwoch, 26. September 2018 | Text: Jeannette Fentroß | Bild: Jeannette Fentroß/Gregor Zootzky

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Im Rahmen der Offenen Ateliers am vorletzten Septemberwochenede hatten auch die Künstler vom so genannten Kulturwall am Eifelwall in ihre Werkräume eingeladen. Zum letzten Mal. Beim Abschiedsfest zeigten sie noch einmal ihre kreative Bandbreite und die Besucher lauschten Vorführungen, betrachteten Kunstwerke und bedauerten ausnahmslos das plötzliche Ende dieser seit zwölf Jahren dort existierenden alternativen Künstlergemeinschaft.

Erinnerung an die guten Zeiten

Mit Kompositionen von Anna-Lea Weiand am Flügel startete das abwechslungsreiche Programm. Ein Kurzfilm ‚Eyes on Bees‘ der Künstlerin lief dazu parallel im Foyer. Über das Verschwinden der Poesie referierte anschließend die Lyrikerin Ingeborg Drews. Sie zitierte in ihrem Vortrag die bedeutende deutsch-jüdische Dichterin Else Lasker-Schüler sowie Werke von Heinrich Heine und Ringelnatz. „Ein Gedicht vergeht nicht, es bleibt, (…) doch die Sprache wird ärmer ohne die Poesie“ hielt Drews fest, während sie aus ihrer Jugend im kölschen Metzgershaushalt erzählte.
Jasmin Ali spielt ihre eigenen und die Kompositionen anderer Künstler am Flügel. Zu den erstmal leiseren Tönen des DJs Casper Sloan improvisierte die Klangkünstlerin im Laufe des Abends auch auf der Geige. Die intensiven Rhythmen zogen alle Anwesenden in ihren Bann. Niemand konnte und wollte nur noch zuhören, alle bewegten sich zur Musik und tanzen schließlich bis auch der Boden des Ateliers mit bebte. Der Künstler Albert Theisen schuf mit seiner Schwarzlichtleuchte, die sonst seine fluoreszierenden Malereien hervorhebt, eine eindrucksvolle Atmosphäre. „Die Alten tanzten mit den Jungen“, freute sich Gregor Zootzky, „Ingeborg Drews und Felix Kemner brauchten zum Tanz nicht erst aufgefordert werden.“

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Neben Eva Kemner-Scheer, Thomas Gray Venable und Franz Josef Heumannskämper folgten auch andere Kunstschaffende wie Rolf J. Kirsch, Gregor Weber oder Christel Schüppenhauer der Einladung zur unabwendbaren Finissage des Kulturwalls. Der Kölner Komponist Albrecht Zummach hinterließ der ferngebliebenen Hauptmieterin des Künstler-Ateliers Kulturwall, Gesangslehrerin Lisa Glatz, eine persönliche Nachricht: „Bin in deinem Atelier und erinnere mich an unsere guten Zeiten hier.“

Kein Platz mehr für die Kunst

Grund für das jähe Ende des Kulturwalls ist die kurzfristige Kündigung durch die städtische Gebäudewirtschaft. Eine Sanierung des Kamins wäre notwendig, um die zur weiteren Vermietung erforderliche Wärmezufuhr gewährleisten zu können, heißt es, und weitere Investitionen an der ehemaligen Desinfektionsanstalt seien nicht mehr vorgesehen (die Desinfektionsanstalt übernahm früher die hygienische Reinigung von Kleidern, Matratzen oder Bettwäsche von Kranken und von medizinischen Geräten und Bestecken, um der Übertragung von Krankheiten vorzubeugen. Später bildete sie eine Abteilung des heutigen Gesundheitsamtes, Anm. d. Red.). Das Gebäude soll in naher Zukunft abgerissen werden, denn das Grundstück liegt im Bereich der geplanten Grüngürtelvollendung innerhalb der Parkstadt Süd. Die Integration der vielgenutzten Kultureinrichtung am Eifelwall 3 fand in den neuen Plänen keinen Platz, obwohl sich die KünstlerInnen in der Bürgerbeteiligung zur Parkstadt-Süd-Planung engagiert eingebracht hatten.
„Die friedliche, kreative und freiheitliche Stimmung, die das ganze Areal rund um das Viertel zwischen Luxemburger Straße und Volksgarten früher und noch vor rund 10 Jahren auszeichnete – und von dem das Atelierhaus nur ein kleiner Teil war – geht Stück für Stück verloren“, beklagt Gregor Zootzky, Künstler und letzter Hauptmieter am Eifelwall 3.

„Die Auflösung der Ateliers ist eine sehr aufwändige Angelegenheit, zudem ist es für die KünstlerInnen nicht leicht, an anderer Stelle in Köln gute und bezahlbare Alternativen zu finden. Förderungen vom Kulturamt für den Umzug oder die Zwischenlagerung der Kunstwerke und Materialien gibt es nicht“, kritisiert Zootzky.

Getrennte Wege statt kreativer Begegnung

In einem Flohmarkt hatten sich die KünstlerInnen am Freitag, den 14. September schon von vielen Kunstwerken, Werkzeugen und Gegenständen des Ateliers getrennt, um die Räumung am Eifelwall überschaubarer zu machen und überhaupt durchführen zu können.
Ein vergleichbares Gebäude mit günstiger Miete und so idealen Bedingungen wie am Eifelwall haben die Künstler nicht finden können, die gewachsene Gemeinschaft endet somit abrupt. Evamaria Schaller zieht mit ihrem Atelier nach Brühl und Gregor Zootzky hat ein kleines Atelier im Kunsthaus Rhenania mieten können. Lisa Glatz hat erst im kommenden Jahr ein neues Atelier in Aussicht und muss sich vorher in wechselnde Räume einmieten. Albert Theisen ist gezwungen, seine Werke und Utensilien einzulagern, bis wieder ein passender Raum gefunden ist.

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Existenzen gefährdet

Die berufliche Existenz der KünstlerInnen ist ohne eigene Atelierräume gefährdet, eine Unterstützung beispielsweise vom Kulturamt der Stadt Köln wäre aus ihrer Sicht dringend notwendig.

Auch wenn sich die Kündigung des Gebäudes schon länger abzeichnete, aber immer wieder aufgeschoben werden konnte (zuletzt 2010 mit Hilfe der Bezirksvertretung abgewendet), bleibt das finale Ende dieses Kunstbetriebs letztlich traurig. Um teuren Gebäudeleerstand zu vermeiden, hatten die Verantwortlichen der Künstlergemeinschaft damals erlaubt, die Räume so lange wie möglich zu nutzen. Erst unmittelbar vor Maßnahmenbeginn sollte die Räumung erfolgen. Zum genauen Zeitpunkt der Abrissarbeiten und der weiteren Planung der Baumaßnahmen erhielten wir auf Nachfrage bei der städtischen Gebäudewirtschaft allerdings keine Angaben. Mit der finalen Kündigung wurden jetzt aber schonmal Tatsachen geschaffen, die einige Künstler ohne Ateliers quasi auf der Straße stehen lassen. Schon 2010 wurde die Verwaltung gebeten, die Betroffenen bei der Suche nach alternativen Räumen zu unterstützen. Auf diese Unterstützung wartet die Künstlergemeinschaft am Eifelwall 3 bislang vergeblich, anders als das benachbarte AZ, wo städtischerseits nach Ersatzstandorten gesucht wird und sich die Oberbürgermeisterin persönlich einsetzt.

Text: Jeannette Fentroß

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Kommentare

  • Anna sagt:

    Wirklich traurig, dass es der Stadt nicht gelungen ist das Atelier in seine Planungen aufzunehmen. Jetzt muss es abgerissen werden damit dort ein Weg durch den Grüngürtel stattfinden kann. Hätte man das denn nicht kombinieren können? Gerade in Zeiten der zunehmenden Gentrifizierung muss sich die Stadt stark machen um die kulturelle Vielfalt Kölns zu erhalten – die den Flair der Stadt maßgeblich prägt.

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