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Gesellschaft

Fass‘ dir ein Herz und gib‘ einen aus!

Montag, 5. September 2016 | Text: Jasmin Klein | Bild: Jasmin Klein

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Die Flyer liegen im Einspänner gleich auf der Theke. Ich bestelle einen Cappuccino für mich und bitte darum, mir einen zweiten abzurechnen. Daraufhin bekomme ich einen bunten Notizzettel, auf den ich „1 Cappuccino“ schreibe. Den hänge ich nun mithilfe einer kleinen Wäscheklammer an eine Schnur links neben der Theke. Dort hängen schon andere Notizzettel, auf denen „Butterbrot“, „Kuchen“ oder „Latte Macchiato“ steht. Als ich wenige Stunden später wieder das Café betrete, ist mein Zettel weg. Fühlt sich gut an.

Seit März diesen Jahres läuft sie nun schon, die Aktion „Drink doch ene met“. Man geht in ein teilnehmendes Café, zahlt zwei Kaffee (oder Brote oder Kuchen etc.), trinkt aber nur einen und hinterlegt für den zweiten Kaffee einen Gutschein im Café für jemanden, der ihn sich nicht leisten kann. Was so einfach klingt, ist auch so einfach. Was aber nicht einfach ist: Cafés zu finden, die den Mut haben, dieses soziale Projekt umzusetzen. Marisa Kunze und Lisa Günther haben es dennoch geschafft, einige Cafés wie das Carmelädchen und den Einspänner in der Bonner Straße und die Caffe Bar am Ubierring für ihr soziales Projekt zu begeistern. Wir fragen bei einer der beiden Initiatorinnen nach:

 


„Es kommen auch Leute von der Straße rein….“ sagt Alex vom Einspänner

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?
Marisa Kunze: „Tatsächlich gibt es diese oder ähnliche Ideen schon in manch anderen Ländern und Städten, nur leider gab es sie bis dahin noch nicht in Köln. Wir waren jedoch sofort der Meinung, dass dies ein Projekt ist, das in Köln schnell und leicht funktionieren wird, da die Kölner ein sehr starkes Gemeinschaftsgefühl haben und gerne teilen.“

Was war die Motivation?
„In unserer Gesellschaft gibt es noch zu viele Randgruppen, die oftmals wegen ihrer finanziellen Lage Schwierigkeiten haben, ein Teil der Gesellschaft zu werden. Der Gutschein überwindet nicht nur das finanzielle Hindernis, sondern stellt gleichzeitig auch eine Einladung dar – der Wunsch, verschiedene Personengruppen in einem Ort zu vereinen und eine friedliche gemeinsame Zeit zu verbringen.“

War es schwer, Cafés zu finden, die sich bereit erklären?
„Die Besitzerinnen der Cafés, die jetzt mitmachen, waren von Anfang an hoch motiviert. Das spürt man auch am Erfolg des Projektes! Trotzdem haben wir viel mehr Cafés angesprochen, auch in vielen anderen Stadtteilen, aber oftmals gab es zu viele Sorgen und Bedenken, um als „Versuchskaninchen“ mitzumachen. Wir haben die Hoffnung, dass es zukünftig einfacher wird, da wir nun mehr Erfahrungswerte vorweisen können und sich das Projekt als großer Erfolg herausgestellt hat!“

Wie erfährt die Zielgruppe davon, dass es diese Möglichkeit gibt?
„Wir sind in regelmäßigem Kontakt mit einigen sozialen Einrichtungen und haben dort Flyer verteilt und Plakate aufgehängt. Unter einigen Gruppen spricht es sich auch sehr schnell herum, wenn ein solches Projekt entdeckt wird. Wir haben allerdings festgestellt, dass es einige Wochen Anlauf gebraucht hat, bis die ersten Gutscheine eingelöst wurden, während direkt am ersten Tag viele Gutscheine erstellt wurden. Die Hemmschwelle ist natürlich immer noch da, auch wenn wir versuchen, sie so gering wie möglich zu halten. Da es aber wie gesagt nicht nur für ganz spezielle Zielgruppen gedacht ist, versuchen wir auch, unser Projekt über soziale Medien publik zu machen, und auch dieses Interview ist eine große Hilfe für uns, um noch mehr Leute darüber informieren zu können.“

Ich frage bei Thore Klahr nach. Er leitet die Resozialisierungs-Abteilung im Johanneshaus in der Annostraße und findet: „Das ist eine tolle Aktion. Wir haben die Plakate hier im Johanneshaus auch aufgehängt. Dennoch haben Viele eine hohe Hemmschwelle, in die Cafés reinzugehen. Viele kennen das System nicht, dass man sich einen passenden Zettel auswählt und mit dem quasi an der Theke bezahlt. Aber je bekannter die Aktion wird, umso eher sinkt auch die Hemmschwelle.“

 


„Das hat mich sehr berührt“.

 

Carmen Gilles vom Carmelädchen hat seit Beginn der Aktion viele schöne Momente erlebt. Doch einer bewegt sie besonders: „Es kam eine ältere Dame ins Café, sie hat den Flyer in ihrem Altersheim gesehen. Sie aß einen Kuchen und trank einen Kaffee und sagte mir, dass sie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr in einem Café gesessen hat. Das hat mich sehr berührt.“

Wie wird denn kontrolliert, ob derjenige wirklich bedürftig ist, wenn er sich einen Zettel abnimmt?
Alexandra Hörsken vom Einspänner hält eine Kontrolle für keine gute Idee: „“Dazu haben wir gar keine Zeit. Wir möchten auch an die Eigenverantwortung der Menschen appellieren. Es ist bisher „erst“ einmal zu einer Situation gekommen, in der wir das Gefühl hatten, dass die Person, die sich einen Gutschein genommen hat, nicht wirklich bedürftig war. Aber das ist glücklicherweise die absolute Ausnahme. Grundsätzlich können wir sagen, dass die Südstädter die Idee hinter dem Projekt verstanden haben“.

Ich frage auch bei Marisa nach:
Wer ist diese Zielgruppe für die aufgeschobenen Kaffees?
„Das darf jeder für sich selbst definieren. Das System soll auf Vertrauen basieren, das ist uns sehr wichtig, weil auch das kommt in unserer Gesellschaft immer mehr abhanden – alle wollen sich ständig und überall absichern. Wenn aber jemand einfach kein Geld hat, um sich einen Besuch im Café zu leisten, soll der Hintergrund ganz egal sein. Erfahrungswerten zufolge sind es jedoch meistens obdachlose Menschen oder manchmal auch Senioren und geflüchtete Menschen.“
 
Alex vom Einspänner: „Es kommen auch Leute von der Straße rein. Wir haben da mittlerweile unsere Stammkunden. Draußen hängt der Zettel, daran erkennen die Menschen, dass wir aufgeschobenen Kaffee anbieten. Einmal am Tag darf man sich etwas bei uns holen, damit möglichst viele von den Gutscheinen profitieren. Wem das noch zu wenig ist: es gibt noch die anderen, teilnehmenden Cafés.“

Carmen vom Carmelädchen:? „Ich habe das Plakat an der Tür hängen, und ich habe den Flyer auch auf jede Speisekarte geklemmt, damit jeder Gast im Café davon erfährt. 1,90€ für einen ausgegebenen Kaffee, das tut keinem weh. Ich habe auch schon einen Stammkunden, der kommt bestimmt 2-3 mal die Woche, der freut sich und bedankt sich immer. Hier kommen auch oft ältere Damen vom Altersheim her. Ansonsten sind es Obdachlose oder Menschen aus der Annostraße – das ist unterschiedlich. Ich hinterfrage das nicht, das ist nicht mein Job. Und ich habe bis jetzt gute Erfahrungen gemacht. Einmal, als zwei Eingeladene im Café saßen, hat eine große Gruppe Frauen, die hier gefrühstückt haben, die Männer spontan eingeladen, beim Frühstück mitzuessen. Ohne die Aktion wäre so eine schöne Einladung gar nicht denkbar gewesen. Das war schon nett.“

 

Was muss ein Café tun, wenn es auch bei der Aktion dabei sein will?
Einfach nur bei uns melden. Da wir nicht mit festen finanziellen Mitteln rechnen können, müssen die Cafés die Kosten für den Druck der Flyer und Plakate sowie für die Materialien der Gutscheine leider selbst übernehmen. Glücklicherweise handelt es sich dabei um einen Betrag von ungefähr 10 Euro, den eigentlich jedes Café aufbringen können sollte. Wir kommen gerne persönlich vorbei, lernen uns kennen, erklären die Idee und das Ziel des Projektes und stehen auch daraufhin jederzeit gerne zur Verfügung. Der persönliche Kontakt zu den Café-BesitzerInnen ist uns sehr wichtig, da deren Motivation ein großer Teil des Erfolges darstellt.

 

Mehr im Netz
www.facebook.com/Drink doch ene met
 

Text: Jasmin Klein

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