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Kolumne

Ich geh mit MEINER Laterne…

Sonntag, 17. Oktober 2010 | Text: Kathrin Rindfleisch

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Schrecklich öd wäre das Leben, würde es die Dinge so arrangieren, wie wir uns das vorstellen. Wir säßen mit vor Eifer rotwangigen Kindern auf viel zu kleinen Stühlen an viel zu niedrigen Tischen und währen versunken in gemeinsamer Bastelarbeit der ersten selbstgemachten Laterne.

Schrecklich öd wäre das Leben, würde es die Dinge so arrangieren, wie wir uns das vorstellen. Wir säßen mit vor Eifer rotwangigen Kindern auf viel zu kleinen Stühlen an viel zu niedrigen Tischen und währen versunken in gemeinsamer Bastelarbeit der ersten selbstgemachten Laterne. Wir würden gemeinsam lachen, zwischendurch einen Vollkornkeks naschen und voller Vorfreude mit glockenhellen Stimmen sämtliche Martinslieder singen. Väter hätten in diesem Szenario wenig Platz, wenn überhaupt, dann zum Reparieren des Fackelstabs vom letzten Jahr…
 
Und damit wir uns über Öde im Leben erst gar nicht beschweren müssen, kam denn auch – fast – alles anders…: wir saßen auf viel zu kleinen Stühlen an viel zu niedrigen Tischen. Paul machte mit (eine Zeit lang) und Smilla hockte mit vor Eifer roten Wangen – vor einem Puzzle…im Flur. Mein Bastelvermögen war beschränkter als eingeschätzt, wohingegen Pauls Papa Gregor mit seiner ungeahnten Bastelkunst auf ganz neuem Feld bei seiner Frau punkten konnte. Mit „Ich wusste ja gar nicht, dass…“ und „Wir haben so selten zusammen gebastelt…“ flirrte diese Mein-Mann-das-unbekannte-Wesen-Spannung durch den Raum, der Fackelstab vom letzten Jahr war plötzlich nicht mehr wichtig…

Vollkornkeks kauend matschte ich mit viel zu viel Farbe auf Kartoffel-Stempeln herum, der Stern wurde zur Schnuppe, der Halbmond zum Vollmond und das Herz musste einem fetten Klecks weichen, der sich auf ihm breit gemacht hat. Und meine Tochter putzte die Zähne…
Die famose Sing-Idee wollte mir erst gar nicht einfallen und die wenigen Mitbastler warfen das flaue Gefühl nach dem Stellenwert der Kinder auf. Und Smilla putzte die Wachbecken…
 
Und ich frage mich, woher das eigentlich kommt, dass wir uns immer alles so heile und harmonisch vorstellen? Wir wissen´s doch eigentlich besser! Die Kinder verhalten sich doch nie, wie geplant, wieso sollten sie´s dann ausgerechnet beim Laterne basteln, Martinszug, Weihnachtsfest oder am Geburtstag tun?! Ich meine, selbst wir verhalten uns ja nur wie geplant, weil wir das so wollen und nicht, weil wir uns so fühlen.

Das ist ein großer Unterschied und macht Eines klar: wir leben unsere Leben nach den Drehbüchern in unseren Köpfen. Am Geburtstag hat man sich zu freuen, seine Gäste zu unterhalten und den ganzen Tag gut drauf zu sein. Ist einem nach all dem nicht, ist man gleich irgendwie komisch,  hat sicher Probleme und die Midlife Crisis ist auch nicht mehr weit… An Weihnachten schlechter Dinge zu sein geht gar nicht! Und dabei sind wir´s! Alle Jahre wieder! Obwohl oder gerade weil so klar festgelegt ist, wie zu fühlen, sich zu verhalten und an was zu denken ist.
 
Interessanter Weise ist der Begriff „unvoreingenommen“ meist nur in Zusammenhang mit ganz neuen Situationen in Gebrauch. Wenn man keine Vorstellung hat von dem, was da kommt. Wenn man auf nichts schon Erlebtes, Gelesenes oder Gehörtes zurückgreifen kann. Dann hat man nichts, an das man sich halten kann und muss, kann sich einlassen auf die völlig neue Situation. Ganz frei, ganz ohne Erfüllungsdruck. Das ist toll, da Situationen mit einem mal völlig wertfrei werden. Ein Weihnachtsfest ist nicht zwingend weniger gut, nur weil nicht alle – wie erwartet – mit glockenklaren Stimmen sämtliche Lieder singen. Und ein Laterne-Bastel-Nachmittag ist schön und macht Spaß, selbst wenn Smilla nicht mit gebastelt hat und von Singen schon gar nicht die Rede sein kann.
Mein kurzes (ich gebe gerne zu, dummes) Ärgern über die vielen bevorzugteren Beschäftigungen meiner Tochter, ist einer Freude darüber gewichen, wie wohl sie sich offenbar in ihrem Kindergarten fühlt. Sie bewegt sich völlig frei, macht, wonach ihr der Sinn steht und niemand zwingt sie zu Unliebsamem.

Sie wird – und da bin ich mir ziemlich sicher – in vier Wochen aus voller Kehle „Ich geh mit meiner Laterne“ singen und das auch so meinen, und wenn sie das nicht macht, weil ihr eher nach einem Wutanfall vor´m Martinspferd ist, ist auch das OK. Wär ja auch öd, würde alles so kommen, wie wir uns das vorstellen…  

 

Text: Kathrin Rindfleisch

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