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Kultur

Karneval für Alle!

Dienstag, 10. Februar 2015 | Text: Judith Levold | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: eine Minute

Ja, in diesem Jahr gibt es im Karneval – zumindest dem in der Südstadt – echt mal was Neues: eine Trommel-Gang aus 50 Schwarzafrikanern geht im Veedelszoch zusammen mit ihren Nachbarn aus der gesamten Neustadt Süd mit!
Am Montag vor Karneval trafen sie sich zur letzten Probe unter musikalischer Leitung eines seit Jahren in Köln lebenden afrikanischen Musikers. Schon da wurde klar: das muss man sehen, das macht gute Laune, den Trommlern selbst und auch jedem, der einfach nur dabei ist. Die Flüchtlinge, die von der Stadtverwaltung in einem Hotel hier im Stadtteil untergebracht wurden, werden trommeln, Kamelle schmeißen, singen und einfach mal in Erscheinung treten, eingemeindet vom allumfassenden Kölschen Karneval.

 

 

Integration ist: wenn die Kölner mit ihren in der Nachbarschaft lebenden Flüchtlingen etwas machen, mit ihnen und nicht nur ausgewiesen für sie. Die Leute aus der Willkommens-Initiative Moselstraße kennen diese Flüchtlinge seit deren Einzug im Hotel im vergangenen Oktober. Die Moselstraßianer hatten sich damals nämlich schon überlegt, wie sie auf ihre neuen Nachbarn zugehen wollten und einen Antrittsbesuch geplant. Von dem Zeitpunkt an organisieren sie wöchentliche Treffen in einem Montagscafé, beraten, übersetzen, besorgen Unterstützer, vernetzen. Und jetzt wird mal gefeiert, das haben sich alle redlich verdient, hück is Karneval…

 

„Die Leute haben schreckliche Geschichten hinter sich, sind teils total deprimiert und wir wollten auch mal was Lustiges machen, Spaß erleben!“ bringt es Gisela Sielisch auf den Punkt. Die Ehrenfelderin ist Mitglied der Lutherkirchengemeinde und der Willkommens-Ini, sie holt die eritreischen, nigerianischen oder arabischen Flüchtlinge im Hotel ab und bringt sie zu Fuß in die zwei Kilometer entfernte Kartäuserkirche, wo ein Probenraum bereitgestellt wird.

 

 

Musiker und ein Instrumentenbauer haben die verschiedenen Trommeln als persönliche Leihgaben an die Gruppe verteilt, Hans Mörtter, Pfarrer der Lutherkirche, hat sich darum gekümmert, dass die Gruppe im Veedelszoch mitlaufen kann, der reiche und etablierte Kölner Karneval – das Festkomitee, hat Kostüme aus dem Fundus gestellt und SPD und Grüne aus dem Bezirk Innenstadt haben Geld zusammengetrommelt für Kamelle und  Kamellebüggel – dies allerdings offenbar nicht ohne Hintergedanken: entgegen der Absprache mit den wirklich Aktiven von „Mer losse uns Flüchtlinge in Kölle“, so das Motto der Aktion, hatten sie marketingerfahren zur Kamelle-Übergabe Pressevertreter mitgebracht. Gisela Sielisch von der Willkommensinitiative war darüber zwar nicht begeistert, aber letztlich zähle die große Unterstützung der Aktion von vielen Seiten, meint sie.
Setzen wir also auf die integrative Kraft des Karneval, und vielleicht, so Sielisch „können wir ja im nächsten Jahr im Rosenmontagszug mitlaufen“.
 

Text: Judith Levold

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