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Umwelt

Köln zum Essen – keine Utopie

Freitag, 18. Dezember 2015 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Francesca Magistro

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Stellt euch vor, ihr spaziert durch einen öffentlichen Park in Köln. Die Kinder pflücken Erdbeeren und stecken sie sich genüsslich in den Mund. Ein paar Schritte weiter könnt Ihr ein paar Salatblätter und Tomaten für den Salat zum Abendessen abzupfen. Oder wenn Ihr noch gar nicht wisst, was heute auf den Tisch kommen soll, dann könnt Ihr schauen, was gerade in dem öffentlichen Garten geerntet werden soll. Einfach so, zum Mitnehmen. Im Herbst gibt es da bestimmt viel Kohl. Kartoffeln, Bohnen und Möhren könnte es dort auch geben. Eine Utopie? Nein, weit davon entfernt.

Ja, und wo soll das in Köln sein? Ein Ort, an dem man einfach mal etwas ernten kann in einem öffentlichen Garten? Sogar in der Südstadt? Das soll im Pantaleonspark sein, sagt man mir. Das will ich sehen. Ich bin ein paar Mal mit meinem Fahrrad dort vorbeigefahren. Den neu gestalteten schönen Spielplatz direkt am Finanzamt und an den ‚Bächen’, kenne ich. Wo ist hier ein Garten? Gar ein Gemeinschaftsgarten? Ich finde nichts.

 

Etwas versteckt hinter einer kleinen Mauer

 

Da rufe ich die Landschaftsarchitektin Ute Becker an, die den Gemeinschaftsgarten im Pantaleonspark initiiert hat: „Man sieht den Garten nicht direkt. Er ist am Ende der Fußgängerbrücke, die in den Park mündet. Der Garten liegt etwas versteckt hinter einer kleinen Mauer“. Wir verabreden uns, denn „Meine Südstadt“ ist neugierig auf den Gemeinschaftsgarten, der es geschafft hat, in öffentlichem Grün ins Leben gerufen zu werden.

An einem wunderschönen Herbsttag sind wir mit Ute Becker und ihren MitgärtnerInnen im Pantaleonspark verabredet. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau – der perfekte Tag zum Gärtnern! Als ich ankomme, sind Ute Becker und die anderen FreizeitgärtnerInnen schon fleißig. Sie zupfen Unkraut, ernten, was geerntet werden will und schauen, dass die Mitbewohner im Garten nun gut über den Winter kommen können.

„Der Gemeinschaftsgarten im Pantaleonspark ist aus der Initiative Stadtoasen gegründet worden. Unser Interesse war es, städtische Grünflächen aufzuwerten, sie nutzen zu können und gleichzeitig auch vor Bebauung zu schützen,“ erklärt Ute. „Auf die Initiative von ‚Stadtoasen’ hin, ist der Park unter Denkmalschutz gestellt worden.“ Ja, gerade diese Ecke hat es tatsächlich nötig, etwas aufgewertet zu werden. Bevor der Gemeinschaftsgarten entstanden ist, war der Ort vor der Mauer schon ein bisschen schäbig, erinnere ich mich. Nicht gerade einladend.

 

500 Postkarten verteilt – ohne Erfolg

Sie erzählt weiter, was die Initiative alles geschafft hat: „Um einen Gemeinschaftsgarten zu gründen, brauchten wir zunächst MitstreiterInnen. Wir haben 500 Postkarten erstellt und sie in den Briefkästen hier verteilt. Die Postkarten haben wir aus dem Budget von Stadtoasen finanziert. Leider hat diese Aktion nicht gefruchtet. Wir hatten lediglich drei, vier Rückmeldungen.

 

 

Dann haben wir uns etwas anderes überlegt. Barbara Naraghi hat die Kistchen liebevoll selbst gezimmert und im Park aufgehängt. Einer hängt noch da vorne am Baum. Plötzlich hatten wir 60 Rückmeldungen! Dann gab es ein Gründertreffen, an dem circa zehn Leute an einem kalten Sonntag Anfang des Jahres teilgenommen haben.“ Der Gemeinschaftsgarten Pantaleonpark wurde Ende März gegründet.

Zunächst wurden die Eiben heruntergeschnitten, weil man St. Pantaleon gar nicht mehr sah. Dann wurde ein Patenschaftsvertrag mit dem Grünflächenamt der Stadt Köln angestrebt. Als erste Gemeinschaftsgarteninitiative hat der Pantaleonsgarten nun einen Vertrag mit der Stadt. Andere Gemeinschaftsgärten der Stadt nutzen Brachflächen und müssen mobil sein. Nicht der Pantaleonsgarten!

 

Kein Vandalismus, kein Hundekot

 

Ute Becker freut sich: „Die Bodenprobe ist sehr positiv ausgefallen. Die Messwerte waren gut. Das war so super, dass wir sofort im Sommer losgelegt haben mit umgraben und Beet herstellen. Es gab überhaupt keinen Vandalismus, keinen Hundekot, keine Menschen, die durch den Garten spazierten, obwohl noch nichts gepflanzt war. Das hat uns unheimlichen Antrieb gegeben, und das ist bis heute so geblieben!“

Die Kosten, die dabei entstanden sind, hat die Initiative selbst finanziert. Auch Jungpflanzen wurden selbst gekauft. „Wir haben hier Salate, Kohl, Brokkoli, Wirsing und Weißkohl angebaut,“ erzählt Ute. Sie berichtet weiter: „Wir haben bei der Bezirksverwaltung bezirksorientierte Mittel beantragt. Wir haben 3.000 Euro beantragt. Der Antrag ist im Sommer auf die nächste Sitzung vertagt worden. Die Sitzung hat Anfang November stattgefunden, und es sind 500 Euro bezirksorientierte Mittel bewilligt worden. Damit schaffen wir Werkzeug, ein Gerätehaus und einen Wasseranschluss an. Die Summe wurde einmalig bewilligt.“.

Der Vertrag mit der Stadtverwaltung ist zunächst auf ein Jahr bewilligt. Wenn keiner der Parteien ihn kündigt, wird er automatisch verlängert. Da wir den ersten Patenschaftsvertrag für einen Garten im öffentlichen Grün haben, fühlen wir uns sehr verantwortlich dafür, das alles gut und ordentlich zu machen. Damit wollen wir die Stadt ermutigen, das fortzusetzen,“ sagt Ute Becker ernst. Die Landschaftsarchitektin hat ebenfalls das Netzwerk Urbanes Grün Köln (Nguk) mitbegründet.

 

Mäuse sind das Problem, nicht Kaninchen

 

Da haben sich Grüninitiativen aus Köln zusammengefunden. Das Ziel ist es, Initiativen miteinander zu vernetzen und sich auszutauschen. Hier können sie über ihre Erfahrungen mit den Verhandlungen mit der Stadt berichten. Und das Grünflächenamt der Stadt Köln ist erleichtert, wenn es einen Ansprechpartner für alle hat. Es werden nicht nur die Interessen der einzelnen Initiativen berücksichtigt, sondern die der Gemeinschaft.

„Wir haben diesen Zaun gebaut als Schutz vor den Kaninchen. Damit die nicht alles anknabbern. Aber das ist nicht das Problem. Wir haben es hier eher mit Mäusen zu tun,“ lacht Ute. Von der Tauschbörse sind noch weitere Pflanzen hinzugekommen: Tomaten, Physalis und Kräuter. Die Blumen haben sie von Passanten geschenkt gekriegt. Die erste Ernte im knapp 50 Quadratmeter großen Garten war eher mittelmäßig, sind sich die GärtnerInnen einig. Der halbe Sommer war verregnet, und der Garten wird von den vielen Bäumen im Park überschattet.

 

Die Nachbarn finden den Garten toll. „Von Anfang an fand die Nachbarschaft das super, dass hier der Garten entsteht. Sie haben uns im Sommer Wasser gespendet. Dafür haben wir gerne Salat angeboten,“ erinnert sich Ute.

 

Ein Bücherschrank wäre schön

Zum Beispiel wohnt Gabi direkt um die Ecke. Die 67-jährige pensionierte Lehrerin macht gerne mit: „Ich bin seit April dabei. Ich habe Unkraut gejätet und schwer gearbeitet. Ich habe nicht viel Ahnung vom Gärtnern und lerne viel. Das Ernten von frischem Obst und Gemüse macht Spaß. Als der Salat reif war, habe ich ein paar Blätter mitgenommen. Passanten haben Tomaten geerntet. Das ist auch schön. Eigentlich bin ich ein Bücher-Mensch. Ich würde mir einen Bücher-Schrank mit Büchern to go wünschen oder ihn gar betreuen“.

Auch die Landschaftsarchitektin Ute hat viel gelernt: „Ich würde nächstes Jahr für die Fläche einen Bebauungsplan erstellen. Wir haben nämlich den Fehler begangen, an einer Stelle Salat zu pflanzen. Dann haben wir geerntet und hatten keinen mehr“.

Die fünf GärtnerInnen lachen viel und unterhalten sich beim Gärtnern viel miteinander. Sie machen eine Pause in der Arbeit und besprechen den nächsten Termin.

 

Ausgleich für den IT-Techniker

Boris ist der einzige Mann heute. Warum beteiligt er sich am Gemeinschaftsgarten? „Ich wohne in der Gegend und hatte mir eine Postkarte aus einem der Kästchen mitgenommen. Ich bin jetzt seit April dabei. Zum einen ist es die Abwechslung, dass ich was machen kann, was ich gerne mache und zum Anderen der Nutzen, dass man was Gutes in Bio-Qualität ernten kann. Ich arbeite im Büro als IT-Techniker, und da ist das hier ein willkommener Ausgleich. Auf dem Balkon wäre dafür kein Platz und nicht genug Sonne“.

Auch Doris ist im April zur Gruppe gestoßen, kurz vor dem Umgraben. „Ich komme gerne mit meinen beiden Kindern hier her. Sie machen auch gerne mit und arbeiten fleißig mit. Sie haben beim Umgraben geholfen und bei Pflanzaktionen. Wir wohnen am Neumarkt,“ erzählt die 42-Jährige.

Die kurzhaarige Helga fällt mir gleich auf. Sie ist sehr chic für die Gartenarbeit gekleidet. Sie hat Schuhe mit Absätzen und einen kurzen Rock an. Man muss eben nicht immer nur in einer Latzhose im Garten arbeiten. Die 66-Jährige hat so viel Spaß am Garten, dass es ihr nichts ausmacht, immer aus Sülz mit dem Fahrrad zu kommen.

 

„Wir wünschen uns mehr MitgärtnerInnen“

 

„Das ist ein spannendes Projekt mit so vielen unterschiedlichen Menschen hier. Es ist spannend, hier ein Pilotprojekt zu starten. Wir hatten „Den Tag des guten Lebens“ in Sülz. Da war ich aktiv und hatte Kontakt zu einer Frau von Stadtoasen. Sie hat mir von dem Projekt erzählt. Da ich von Anfang an mit dabei bin, fühle ich mich mitverantwortlich. Es war ein schönes Erlebnis, aus dem Nichts heraus, einen Garten zu entwickeln,“ freut sie sich.

„Es ist nicht so viel Arbeit, wenn man zu so vielen Menschen ist. Wir wünschen uns dennoch mehr MitgärntnerInnen,“ lacht Ute Becker. „Es ist mehr quatschen als arbeiten. Es ist sehr gesellig und sozial. Ich gärtnere mein Leben lang. Mit Nutzpflanzen habe ich nicht so viel Erfahrung. Aber dafür mit Böden.“ So bringt jeder etwas Individuelles mit in das Projekt.

Das nächste Treffen des Gemeinschaftsgarten Pantaleonspark wird auf der Webseite von Stadtoasen veröffentlicht. Nichts wie ran an die Pflanzen!

 

Text: Aslı Güleryüz

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