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Auf ein Kölsch mit...

Leidenschaftlicher Fischhändler aus Protest

Donnerstag, 9. Juli 2015 | Text: Jasmin Klein | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wie ein Mann, der sich bald zur Ruhe setzen möchte, sieht er nicht gerade aus. Er wirbelt durch den Laden, empfiehlt Seelachs und filetiert Aal. Theo Düllberg gehört, nein, er IST das Fischhaus Klöppel – das zum 31.12.2015 schließt. Somit geht eine 70 Jahre währende Institution mit diesem Jahr zu Ende. Aber der Reihe nach:

 

Wie alles begann

 

Es war Hans Klöppel, der 1933 als Handlungsreisender anfing, Moselwein nach Hamburg und Bremerhaven zu verkaufen. Um nicht mit einem leeren Auto zurückfahren zu müssen, lud er Fisch ein und brachte ihn zum Weiterverkauf ins Rheinland. Als es nach dem Krieg darum ging, die Stadtbevölkerung mit günstigem Eiweiß wie salzigem Hering zu versorgen, kam man schnell auf Hans Klöppel. Man bot ihm einen Fischladen an, den ehemaligen ‚Fisch Otte’ auf der Severinstraße. Und weil der Laden gut lief, fragte er seinen Neffen Josef, ob der nicht Lust habe, mit ins Fischgeschäft einzusteigen. Schließlich lebte Josef in der Eifel und konnte allergiebedingt nicht mehr als gelernter Bäcker arbeiten. Josef hatte Lust und stieg mit ein. Als Hans starb, übernahm Josef den Laden und baute später ein neues Haus dort, wo das Fischhaus Klöppel jetzt steht.

 

Theo Düllberg steigt ins Fischgeschäft ein

 

Seine Mutter arbeitete bereits als Verkäuferin im Laden von Josef Klöppel, und als ihr Sohn mit 14 Jahren die Handelsschule schmiss und eine Lehrstelle suchte, nahm Klöppel ihn als Lehrherr unter seine Fittiche. Nach der Lehrzeit volontierte er in einer Fischfabrik in Bremerhaven, absolvierte 18 Monate Wehrdienst bei der Bundesmarine und lebte und arbeitete 12 Monate auf einem Schiff.

Eines Tages kam Herr Klöppel wieder auf ihn zu und bot ihm an, wieder im ‚Fischhaus Klöppel’ zu arbeiten. Düllberg nahm das Angebot an. Als Klöppel zum ersten Mal nach Jahrzehnten in Urlaub fuhr, erlitt er einen Herzanfall, an dessen Folgen er starb. Und so übernahm Düllberg 1975 das Fischhaus Klöppel. Er war erst 27 Jahre alt.

 

Wir treffen Theo Düllberg auf einen Kaffee

 

„Letztes Jahr habe ich meinen Pachtvertrag zum 31.12.2015 gekündigt. Sonst hätte ich um weitere drei Jahre verlängern müssen. Ehrlich gesagt, ich bin jetzt 67, obwohl ich viel jünger aussehe (lacht), und ich möchte mit meiner Lebensgefährtin noch eine gute Zeit verbringen, verreisen und schön ausgehen. Ich werde sicher keine 100, da bin ich Realist: ich esse und trinke gerne, und ich möchte nicht noch drei Jahre im Laden stehen. 

 

Was mit dem Geschäft passiert? Heute Morgen hat mein Nachmieter den Vertrag unterschrieben. Soviel kann ich sagen: Es wird kein Fischladen. Leider! Ich habe lange nach einem Nachfolger gesucht, sogar in den Niederlanden, aber niemand wollte übernehmen. Auch nicht meine Tochter. Sie hat das Zeug dazu, aber gerade ein Kind bekommen. 

 

Ich bin Angler. Allerdings kein Kochtopfangler. Was das ist? Das sind die Leute, die erst Fische in einen See kippen und die dann langsam wieder rausfischen. Ich gehe lieber an den Rhein und genieße die Natur. Wenn ich Zeit habe, zu angeln. Aber ich stehe ja jeden Tag im Laden. 

 

Theo Düllberg übernahm 1975 das Fischhaus Klöppel. Er war erst 27 Jahre alt.

 

Welchen Fisch ich am liebsten esse? Am liebsten.., ach, ich esse eigentlich ganz viele Fische gerne. Gestern Abend gab es Seelachs, ein schöner Bratfisch. Oder Scholle, Seezunge, das esse ich alles gerne. Meine Leidenschaft für Fische fing mit einem Aquarium in meiner Kindheit an. Später machte ich dann die Lehre bei Herrn Klöppel. Eigentlich erst als Protest gegenüber meinen Freunden: „Äh, Fischverkäufer, das stinkt doch so!“ Da habe ich es erst recht gemacht. Und aus dieser Protesthaltung wurde dann eine wahre Leidenschaft. Ich kann behaupten, dass ich richtig Ahnung von dem habe, was ich da mache.

 

Schon 1976, bei einem Urlaub auf Gran Canaria, sah ich mehr als hundert chinesische Fischfänger im Hafen. Die fischen dort im Meer, bringen die Beute nach China, frieren sie ein, tauen sie auf, zerkleinern alles, frieren es wieder ein und schicken es uns als Frutti di Mare. Das muss einem bewusst sein, wenn man so eine Pizza bestellt, dass das der letzte Schrott ist.

 

Die Zukunft der Severinstraße? Wenn der U-Bahn-Bau dann endlich mal beendet ist, wird es hoffentlich wieder besser werden. Es ist nicht einfach, auch die Metzger und Bäcker merken das. In den Supermärkten gibt es auch vermehrt frische Backwaren, Fleisch und Fisch. Jedes Jahr steigt zwar der Fischkonsum der Deutschen um 100g/Person, aber umsatzmäßig merke ich davon nichts. In den Achtzigern lief es noch gut, dann kam der Mauerfall, dann der Euro, und so leicht wie früher verdient sich das Geld nicht mehr. Für die Umsatzrückgänge durch den U-Bahn-Bau sollten wir ja von der Stadt entschädigt werden, aber ich kenne keinen, der was bekommen hat. Dann hieß es, die Hausbesitzer müssen nichts zahlen, aber auch das hat sich als falsch erwiesen, sie müssen sich jetzt doch anteilig an den Umbaukosten der Straße beteiligen. Mich betrifft das nicht, ich habe den Laden ja nur gepachtet.

 

Früher in den Siebziger Jahren gab es in der Ehrenstraße 2-3 Fischlokale, dorthin bin ich mit meiner damaligen Frau immer gerne essen gegangen. Brauns Fischrestaurant, Backfisch mit Kartoffelsalat, Kochfisch mit Senfsoße, Salzkartoffeln und grünem Salat. Lecker! Im Moment wüsste ich auf Anhieb kein gutes Fischrestaurant in Köln.

 

Ich werde dem Fisch immer verbunden bleiben. Und zur Ruhe setze ich mich bestimmt nicht. Das kann ich gar nicht. Vielleicht komme ich sogar mal wieder zum Angeln.“

 

 

Fischspezialitäten wie Biolachs aus Irland, geräucherte Eifel-Forelle oder holländischen Kutter-Matjes gibt es im ‚Fischhaus Klöppel’ also noch bis Ende diesen Jahres. Mein Tipp: Heute (09.07.2015) Tunfisch kaufen, 55€/Kilo.

Und Achtung: Betriebsferien vom 13. Juli – 3. August 2015.

 

Text: Jasmin Klein

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