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Kultur

„Meine Bücher sind unbewusst immer mit meinem Sohn mitgewachsen“

Freitag, 25. März 2011 | Text: Gastbeitrag | Bild: Bernd Arnold

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Erfrischend normal, authentisch und natürlich kommt Nadia Budde, zweifache Jugendliteraturpreisträgerin rüber. Eher unangenehm ist es ihr, so scheint es, dass sie mit einer großen Limousine zu ihrer Lesung in die Comedia gefahren wird. Laufen wäre ja auch ok… „Meine Südstadt“ traf die Kinderbuch-Illustratorin, die zugleich eine Autorin mit viel Wortwitz und einem Faible für schräge Reime ist, im lit.Cologne-Hotel am Wasserturm.

Meine Südstadt: Nadia Budde, Sie haben mittlerweile sechs Bücher veröffentlicht, die sie sowohl getextet als auch illustriert haben. Sie haben dafür renommierte Auszeichnungen wie den Luchs (Die Zeit), Die besten 7 (Deutschlandfunk) und den Deutschen Jugendliteraturpreis erhalten. Stehen Sie da manchmal neben sich und können es gar nicht fassen?
Nadia Budde: Ja. Das Interessante war, dass ich vor etwa zehn Jahren das erste Mal den Jugendliteraturpreis erhalten habe. Da wusste ich gar nicht, was das für ein Preis war – da bin ich so reingetapst. Als ich ihn das zweite Mal bekommen habe, habe ich wirklich darüber gestaunt und fand es unwirklich. In den zehn Jahren dazwischen habe ich angefangen, wertzuschätzen, was ich da eigentlich bekommen habe. Es hat sich vieles darauf aufgebaut, ich hätte nie so viele Dinge anschließen können. Mit dem zweiten Preis war ich viel aufgeregter, das hat mich viel mehr umgehauen. Viele Leute haben sich gewundert, dass ich den Preis noch einmal bekommen habe, sie waren sich nicht einig, ob das ein Kinder- oder Jugend – oder Erwachsenenbuch ist. Es hat mich umso mehr erstaunt. Ich fühlte mich viel mehr geehrt!

1999 erschien Ihr erstes Buch „Eins, zwei, drei, Tier“ und kurz darauf „Trauriger Tiger toastet Tomaten“ (2000) sowie „Kurz nach Sechs kommt die Echs“ (2002). Lastete ein Erfolgsdruck auf Ihnen, immer wieder nachzuproduzieren und nach zwei absoluten Publikumsrennern der Erwartungshaltung der Leser und des Verlages entsprechen zu können?
Nein, da ist kein Druck, auch nicht vom Verlag. Anfangs habe ich mich gar nicht so sehr als Kinderbuchautorin gesehen. Ich mache ja auch viele andere Sachen. Beim ersten Buch war es ein Spaß, daraus wurde ein Buch und das wurde erfolgreich. Danach hat sich unmittelbar ein weiteres Buch angeschlossen. Auch das war ein Spaß. Ich habe viele andere Schienen, die ich gehen kann, und das ist mir auch ganz wichtig.

Nach „Flosse, Fell und Federbett“ (2004) haben Sie eine längere kreative Kinderbuchpause eingelegt. Woran haben Sie in diesen Jahren gearbeitet?
Es begann die Zusammenarbeit mit dem Goetheinstitut, und das fand ich furchtbar spannend. Zunächst machte ich Workshops für Kinder, und dann wurde eine Arbeit mit Studenten daraus. Ich arbeite international, und zwischenzeitlich dachte ich mal, dass ich es ganz mit dem Zeichnen lasse. Ich lasse da einfach mal andere produzieren.

2009 erschien dann Ihre autobiografisch geprägte Graphic Novel „Such Dir was aus aber beeil Dich – Kindheit in zehn Kapiteln“, aus der Sie auf der lit.Cologne gelesen haben. Das ist ein sehr kompaktes, hintergründiges, teils auch melancholisches Buch, das in seiner Komplexität eher von größeren Kindern und Erwachsenen erfasst wird. Glauben Sie, dass es emotional gesehen einen Unterschied macht, wie Sie in der DDR Kind gewesen zu sein oder im Westen Deutschlands?
Nein. Das habe ich gelernt, nachdem ich mit Leuten über das Buch gesprochen habe. Egal ob Ost oder West – jeder findet einen Anknüpfungspunkt. Ich wollte versuchen, die DDR weitestgehend herauszulassen, stattdessen mich erinnern, wie es sich angefühlt hat, Kind zu sein! Vielleicht gibt es so ein paar Schlüsselbegriffe, so eine Art Geheimcode, der sich für alle gleichermaßen entschlüsselt. Einige Dinge erschließen sich einem schneller, wenn man in der DDR gelebt hat, wie die blauen Haare von Margot Honecker, aber das ist ja nur ein Element. Dieses Großeltern-Land-Ding ist eigentlich nichts DDR-Typisches.

„Such Dir was aus aber beeil Dich“ ist ja eine Hommage an Ihre Großeltern, deren Haus ein Ort der Geborgenheit. Sie lassen sie im Buch sogar wieder auferstehen. Was würden Sie den beiden heutzutage gerne zeigen oder sagen?
Ich glaube, ich möchte gar nicht, dass sie wieder auferstehen. Die würden wahrscheinlich überhaupt nicht zurechtkommen. Sie haben sich sowieso allem, was neu ist, verschlossen. Meine Großeltern lebten dort wie in einer Zeitkapsel. Es hatte sich drumherum alles verändert, als die Mauer fiel, aber am Ort meiner Großeltern hatte sich gar nichts geändert. Heute ist das auch noch so. Es passt zur Kindheit, dass man manchmal an Orten ist, wo man wie in einer Zeitkapsel lebt und die man als Erwachsener gerne wieder aufsucht, weil man dort ja wieder zurückkehren kann. Zumindest, wenn man sich anstrengt.

2010 erschien Ihre Außerirdischengeschichte mit dem Titel „Unheimliche Begegnungen auf Quittenquart“. Arbeiten Sie schon wieder an einer neuen Geschichte?
Ja, man hat immer so was in der Schublade. Man hat die Idee, und wenn die fertig ist und wenn man faul ist wie ich, reicht einem manchmal diese Idee schon. Dann ist es die nächste Sache, das zu erarbeiten. Die Figuren meiner Bücher sehen so einfach aus, aber ich brauche immer recht lange, bis ich beispielsweise den richtigen Gesichtsausdruck hinbekomme. Da sitzt

 

man ganz schön lang dran. Wenn man natürlich einen Vertrag mit einem Verlag hat, gibt es ja eine Deadline. Als Illustratorin mache ich auch viele andere Aufträge, nicht nur im Buchbereich und habe so zwischendurch Sachen zu tun, die auch sehr viel Spaß machen.

Sie scheinen ein ausgesprochen fröhlicher Mensch zu sein. Ist das angeboren?
Ja. Ich bin, glaube ich ein sehr positiver Mensch. Das stimmt!

Ach, wo wir schon hier in Köln sind. Sie haben mal einen Film für die Sendung mit der Maus gemacht! Worüber genau?
Das war „Eins, zwei, drei, Tier“. Den habe ich mit einem ganz alten Programm selbst animiert, in einem ganz alten Grafikprogramm. Es gab dann noch „One, two, three, me“ – die englische Variante, gesprochen von Kindern in Englisch und Deutsch, und dann habe ich viele Bilder für Filme in der „Sendung mit der Maus“ gemacht und Mauslieder.

Werden Sie sich hier in Köln noch etwas anschauen, oder geht es heute gleich wieder zurück nach Berlin?
Ich fliege heute direkt nach Bologna auf die Buchmesse weiter. Ich bin da dieses Jahr das erste Mal, obwohl es die wichtigste Messe für Illustratoren – besonders Jungillustratoren – ist. Aber ich würde mir gerne auch mal Köln etwas näher anschauen.

Noch eine letzte Frage. Sie haben einen Sohn – was liest der so? Und müssen oder mussten Sie bei ihm in Sachen Leseförderung aktiv werden?
Ja, ich musste ihn drängen zu lesen. Er hat lange nur Comics gelesen, aber ich wollte ihn schon an Literatur, an das echte Buch heranführen. Das hat lange gedauert. Ich habe ja immer parallel seinem Alter entsprechend meine Bücher geschrieben, zwar nicht für ihn, aber er hat sich immer etwas gesperrt. Seit zwei Jahren, er ist jetzt 15, liest er Literatur, die ich ernst nehmen kann. Er liest auch Klassiker, mittlerweile lese ich die Bücher auch mit. Ich bin ein echter Jugendliteraturfan geworden. Da gibt es irrsinnige Sachen!

Und die allerallerletzte Frage: Was ist Ihr Lieblings-Kinderbuch????
Das hat sich geändert. Als Kind hatte ich andere Lieblingsbücher als heute. Ich liebe „Ug“ von Raymond Briggs, ein englischer Zeichner und Autor. Es ist wie ein Comic gezeichnet und handelt von einem Jungen, der in der Steinzeit lebt – alles ist aus Stein: sein Bett, sein Fußball, seine Decke. Er ist sehr erfinderisch und findet ein Fell, aus der er eine Hosenform ausschneidet. Leider kann am Ende aber dann doch keine Hose daraus werden, da es ja in der Steinzeit kein Metall für die Nadel gab. Auf englisch ist das Buch einfach großartig, hat sehr viel Witz, in deutscher Übersetzung funktioniert es glaube ich nicht so gut.

Das Interview führte Silke Hallmann.

 

Alle Illustrationen aus dem Buch: „Such dir was aus, aber beeil dich!

 

Nadia Budde
Such dir was aus, aber beeil dich!
Kindsein in zehn Kapiteln (Ab 12 Jahre)

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN-10 3596853214
ISBN-13 9783596853212
Gebunden, 192 Seiten, 19,95 EUR
 

Text: Gastbeitrag

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