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Sport

Mitunter im Tiefschnee: Trainieren für den (Halb-)Marathon

Mittwoch, 28. September 2011 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Kein Erbarmen“. Petra lacht, ganz ernst meint sie das nicht, aber der Tenor ist klar: Diese Laufgruppe trainiert das ganze Jahr über. Bei Wind und Wetter – und, so geschehen kurz vor Weihnachten – auch schon mal im tiefem Schnee. Heute mit dabei: Simone, die Trainerin, dann Petra, Jan, Michael und Marc. Treffpunkt Bismarck-Denkmal am Rhein: Es ist halb sieben an einem goldenen Abend Ende September, und der Köln-Marathon steht bevor. Simone und Michael werden mitlaufen – aber nur den Halbmarathon. „Man muss realistisch bleiben“, sagt Simone, während ich neben ihr auf dem Rad fahre. „Wenn ich die Läufer sehe, die da in Berlin Weltrekord laufen, dann finde ich das irgendwo auch unmenschlich. Da werde ich nie hinkommen. Ich will halt auch den Spaß haben und mich nicht von Zeitvorgaben bedrängen lassen.“

 

Simone, die Trainerin, Petra, Jan, Michael, Marc begleitet von Jörg-Christian auf dem Fahrrad.

Unterwegs Richtung Rheinauhafen. Nicht allzu schnell ist die Fünfer-Gruppe flussabwärts aufgebrochen, mit Blick auf die Südbrücke. Auch Jan aus Deutz erzählt, dass der Halbmarathon für ihn erst einmal Herausforderung genug ist. „Letztes Jahr habe ich nach dem Lauf gedacht: Das mache ich nie wieder.“ Er grinst. „Aber die Einstellung ändert sich dann mit der Zeit wieder.“ Was ist der schwierigste Moment in so einer 21-Kilometer-Strecke? Jan antwortet präzise: „Kilometer 10 bis 19. Danach wird es besser, weil man weiß: Jetzt ist es nicht mehr weit.“ Jan läuft dieses Jahr den Halbmarathon in Dresden, denn am Tag des Köln-Marathons feiert er seinen 30. Geburtstag.

 


Zwischenstopp kurz vor der Südbrücke, beim Pumpwerk Schönhauser Straße. Noch sind die T-Shirts trocken, im Hintergrund schiebt sich der Tanker TMS Köpenick Richtung Süden. Simone gibt Trainingsanleitungen: „Ausfallschritte am Platz, 20 Stück.“ Die Gruppe bildet einen Halbkreis, Simone geht von einem zum anderen und korrigiert die Körperhaltung. „Ich achte halt drauf, dass die hier nicht wie ein Schluck Wasser in der Kurve hängen“, lacht sie. Ihr geht es auch darum, mit der richtigen Haltung und der angemessenen Körperspannung Verletzungen vorzubeugen. Sie selbst musste letztes Jahr beim Halbmarathon pausieren: Knochenhaut-Entzündung am Schienbein. Gar nicht schön, wenn das Laufen ein fester Teil des Alltags geworden ist. „Für mich ist der Sport ein guter Gegensatz und Ausgleich zum Job“, erzählt sie. Simone kommt aus Pulheim-Sinnersdorf und arbeitet in der Kölner Südstadt als Steuerfachangestellte. „Unsere Laufgruppe ist ein bunter Haufen“, sagt sie. „Wir sind sechs bis sieben Leute, trainieren zwei Mal die Woche – und haben dabei eine Menge Spaß.“

 

„Drei Mal 40 Stück“, müssen alle machen.

Weiter geht’s. Der Rheinauhafen kommt näher, und am Ufergeländer hat sich die Belegschaft des „KAP am Südkai“ versammelt, weil drinnen der Feuer-Alarm ausgelöst wurde: Iiiih-uuuh-iiiih-uuuh macht die Sirene, während die fünf Läuferinnen und Läufer vorbeiziehen. Kurz vor den Kranhäusern ist Halbzeit, und die Bänke, die dort stehen, sind das nächste Trainingsgerät: „Drei Mal 40 Stück“, sagt Simone, und die Gruppe beginnt mit drei Serien von Step-Ups: Rechter Fuß auf die Bank, Körper hoch, Körper wieder runter, anderer Fuß. Bei der dritten Serie sieht es nicht mehr ganz so nach Spaß aus. Michael, auf dessen Shirt inzwischen dunkle Flecken zu sehen sind, macht die Übung nicht mit. „Ich lauf schon seit einer Woche mit Muskelkater“, meint er: „Ich hab’s noch in den Beinen“. Michael ist gerade erst beim „Bickendorfer Büdchenlauf“ angetreten, ein „Zehner“, so heißt das, also ein 10-Kilometer-Lauf. Sein erster seit mehr als 20 Jahren, denn Michael hat das Laufen erst vor kurzem für sich wiederentdeckt, und jetzt kann er nicht mehr genug bekommen. Trotz Muskelkater. „Ich bin eben stur“, sagt er.

Rückmarsch, von jetzt an geht es wieder Richtung Süden. Im Limani sitzen Kölner in Feierabendstimmung beim Kaltgetränk und beobachten, wie unser Fotograf Dirk von der Treppe des alten Zollhäuschens Bilder von den Läufern macht. Klingelnde Radfahrer sausen kopfschüttelnd vorbei, und im „KAP am Südkai“ leiert immer noch der Feuer-Alarm. Dann sind wir am Ziel: Haltestelle Bayenthalgürtel, Endstation und Zeit zum Dehnen. Es geht auf acht Uhr zu, die Dämmerung hat eingesetzt, und ein letztes Mal bilden die Fünf einen Halbkreis, während sich im Hintergrund eine Kreuzspinne über hunderte kleine Fliegen freut, die ihr ins Netz gegangen sind. Jetzt sind alle T-Shirts durchgeschwitzt, der Halbmarathon kann kommen. Und Michael bringt auf den Punkt, was diese Gruppe zusammenhält: „Laufsport ist eben mehr als nur Daherzulaufen.“

 

Wer mitlaufen oder für einen der kommenden Läufe trainieren möchte, kann sich bei Simone und den Kollegen von Körpermanager informieren. Mehr Infos bekommt Ihr hier.

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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