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Südstadt

Reißverschluss in Lebensgefahr – Lükes liebes Leben

Sonntag, 7. April 2013 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Renate Rössing/ Deutsche Fotothek

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Nette Ostern verbracht? Auferstehung bejubelt, Eierchen versteckt oder gesucht, Spaziergang gemacht? Mit „vom Eise befreit sind Strom und Bäche“ und „jeder sonnt sich heut so gern“ war es ja wohl nix. Jedenfalls nicht viel. Aber am zweiten Feiertag hab´ ich nachmittags bei Freunden draußen im Rechtsrheinischen gesessen. Ein Weinchen gab´s und auf dem Tisch stand allerlei zum Essen. Was genau? Keine Erinnerung. War einfach okay. Wir haben über dies und das geredet, aber nicht über die Nahrungsaufnahme in flüssiger und fester Form. Da war ich -um das mit Faust und seinem Wagner jetzt mal zu einem Ende zu bringen- Mensch, da durft´ ich´s sein. So was erlebt man ja heutzutage nicht mehr eben häufig. Etwas essen, um ein Hungergefühl loszuwerden, ist total out. Wenn man zu einem Mahl geladen wird, gehört es nicht nur zum guten Ton, die dargebotenen Speisen über den grünen Klee zu loben. Was ja noch okay ist, wenn´s schmeckt. Nervig ist vor allem, dass beim Essen fast nur noch übers Essen geredet wird. Da werden die neuen Kochbücher herumgereicht, Rezepturen ausgetauscht, Bezugsquellen jeder einzelnen Zutat erörtert („Ich kenne da so einen Bauern in der Eifel…“), die siebzehn Aromen des gereichten Rebensaftes („Ah, aus der Steillage!“) diskutiert (Oder sind es bei diesem Jahrgang doch nur zwei?) und womöglich liegt neben dem Besteck auch noch der Stammbaum des Bio-Wildlachses.

Die Natur ist nicht „bio“

Wobei das ja schon mal ausgemachter Quatsch ist. Um es mit dem großen Andreas Rebers zu sagen: Entweder ist´s „wild“ oder „bio“. Beides zusammen geht nicht. Bio-Fleisch gibt´s nur gezüchtet. Schließlich kann kein Händler garantieren, dass so ein Tier, das sein Dasein in freier Wildbahn gefristet hat, in einem unbeobachteten Moment nicht aus Jux und Dollerei doch mal irgendwas gefuttert hat, das mit dem Bio-Siegel unvereinbar ist. Muss ja alles überwacht werden. Sonst gibt´s keinen Stempel nicht. Heißt ja nicht umsonst „aus kontrolliertem Anbau“. Egal. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich stehe durchaus gern am Herd und mir ist auch nicht gleichgültig, was ich so zu mir nehme. Nur diese Gewese und die ausufernden Tischgespräche übers Essen gehen mir auf den Zeiger. Gibt es denn sonst nichts zu bereden? Offenbar nicht viel. Und wenn ich mir anschaue, was die Gemüter unserer geneigten Leserschaft so erhitzt und dafür mal die Zuschriften als Indiz nehme, ist es neben dem gemeuchelten Knöterich vor allem der Meinungsaustausch rund um vegane Lebensführung.

Der deutsche Reißverschluss

Also Esskultur, die haben wir inzwischen drauf. Da gibt´s nix. Nur Reißverschlüsse können wir nicht. Was da ein paar pfiffige Burschen schon Mitte des 19. Jahrhunderts ausgetüftelt haben, stellt die Deutschen noch immer vor unlösbare Probleme. Obwohl dieses Ding ja eigentlich nicht schwer zu verstehen ist. Doch sobald hierzulande auf der Autobahn wegen einer Baustelle eine Spur wegfällt, führt das zu ellenlangen Staus. Immer. Kaum taucht ein Schild mit dem Hinweis auf, dass es in vier Kilometern nur noch zweispurig weitergeht, legen deutsche Wagenlenker eine Vollbremsung hin, setzten den Blinker und wollen auf die andere Spur. Sofort. Womit sich hinter ihnen schon mal der erste Stau bildet. Wer vernünftigerweise bis zum Hindernis durchfährt, sieht sich dann mit jenen Frühwechslern konfrontiert, die ihn partout nicht reinlassen wollen, weil sie ihm vorwerfen, er habe sich vorgedrängelt. Ergo muss er dann notgedrungen halten und –wenn ihn denn irgendwann einer lässt- aus dem Stand wechseln. Ergebnis: zweiter Stau. Nö, Reißverschluss zu machen, das kann der Deutsche nicht.  

Aufmachen aber auch nicht. Kann man täglich in jedem Supermarkt bestaunen. Kaum wird durchgesagt, dass in Bälde Kasse Nummer soundso geöffnet wird, stürmen Konsumenten von hinten an der Schlange vorbei, rammten einem ohne Rücksicht auf Verluste ihre Einkaufswagen ins Bein, um sich geifernd am neu eröffneten Laufband einzureihen. Und nicht selten dreht sich so ein toller Hecht nach gewonnenem Wettlauft auch noch um und grinst triumphierend in die Runde. „Clever gemacht, super Leistung!“, hab´ ich letztens mal zu so einem Horst gesagt. Hat er kurz irritiert geguckt, sich dann aber –seinem Lächeln nach zu urteilen- entschlossen, den Kommentar als Kompliment zu nehmen. So stapfte er, mit sich und der Welt zufrieden, von dannen. Die 90 Sekunden, die er durch seinen Sprint an der Kasse dem Leben abgetrotzt hat, wird er schon irgendwie gewinnbringend genutzt haben. Vielleicht hat er sich ja in Ruhe eineinhalb Minuten genüsslich am Hintern gekratzt. Die Zeit hat man ja sonst nicht.

Veedels-Pater als Fernsehstar

Hat eigentlich irgendwer Pater Norbert gesehen? Im Fernsehen, auf RTL II? Trash-Sender, guckt man nicht? So ist´s recht. Aber so verpasst man dann eben eine echte Südstadt-Ikone als Held einer Fernsehserie. „Himmlische Hilfe – Pater Norbert greift ein“ hieß das Coaching-Format, in dem Pater Norbert als Mischung aus Super-Nanny und Peter Zwegat mit profunden Ratschlägen („Ihr müsst miteinander reden!“) Gestrauchelte oder auch nur Verhaltensauffällige auf den rechten Weg zu bringen versuchte. Ergreifend war´s. Pater who? Norbert. Ist inzwischen 70, heißt mit bürgerlichem Namen Norbert Schuwart und ist Kölner Chef des Ordens der Mariaviten, einer christlichen Splittergruppe mit polnischen Wurzeln. Die Zentrale befindet sich in der Buschgasse in der Südstadt. In einem Haus, dessen Innenhof immer so liebevoll mit allerlei Plunder dekoriert ist, als residiere da eine Art KiTa für irgendwie zurückgebliebene Erwachsene. Wie man bei RTL II auf Pater Norbert als Serienheld gekommen ist? Vermutlich hatte man den Gottesmann einfach noch in der Kartei, weil er vor Jahren im „Big-Brother“-Container mal eine Trauung vollzogen hat. Aber wie es aussieht, ist es mit der TV-Karriere des Paters auch schon wieder vorbei. Miese Quoten. Vielleicht war die Reihe zwischen „Traumfrau gesucht“ (Dicke deutsche Männer unterwegs auf dem russischen Heiratsmarkt) und dem Silikon-Titten-Format „Extrem schön“ einfach nicht optimal platziert. Aber so läuft das nun mal bei den Privaten. Heute noch Superstar, morgen in die Tonne gekloppt. Da lob´ ich mir doch unsere Öffentlich-Rechtlichen. Am letzten Freitag war´s, am Tag des Geiseldramas in der KiTa in Chorweiler, in unserem Heimatsender WDR. Kurz vor Ende der „AKS“ (oder war´s die „Lokalzeit“?) wartete die Jung-Moderatorin noch mit einer „ganz aktuellen Meldung“ auf. Der beim Zugriff durch das SEK verletzte Kidnapper, flötete sie, schwebe „noch nicht in Lebensgefahr“. Wie jetzt? Wollte die Dame womöglich elegant darauf hinweisen, dass Krankenhausaufenthalte hierzulande ja eine höchst riskante (Keim-Infektionen!) Sache sind. I wo! Die Lady hatte die Meldung einfach nur kurz zuvor reingereicht bekommen. Ergo stand sie weder auf ihren Karteikärtchen noch auf dem Teleprompter. Und wenn solch dauerlächelnde Sprechpuppen vor laufender Kamera freihändig einen Satz bilden müssen, kommen derlei Fehlerchen schon mal vor. Morgen mach´ ich mir die Hose zu, ess´ was, grüße Pater Norbert und pflanz´ Blumen. 

Text: Reinhard Lüke

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